Die Rotoren der Windmühlen im geplanten Windpark am Glindfelder Weg könnten Signale für Jets ablenken. Bundesamt für Flugsicherung entscheidet.

Bargteheide . Dem geplanten Windpark am Glindfelder Weg droht das Aus. Denn die drei vorgesehenen Anlagen könnten möglicherweise die Signale von Drehfunkfeuern der Deutschen Flugsicherung (DFS) so stark stören, dass Flugzeuge vom Kurs abkommen. Bargteheides Kämmerer Joachim Teschke sagte auf einer Einwohnerversammlung der Bürgerwindpark Bargteheide Verwaltungs-GmbH, er rechne damit, dass das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) in sechs bis acht Wochen darüber entschieden habe, ob die Windräder errichtet werden dürfen.

Das BAF bittet nun die DFS, die ebenfalls im hessischen Langen bei Frankfurt am Main ansässig ist, um eine Stellungnahme. Aber selbst wenn die DFS ihr Okay gibt, ist nicht gesagt, dass auch das BAF seine Genehmigung erteilt. Andreas Wiese, der die Abteilung für Bau- und Anlagenschutz beim BAF leitet, sagte: "Falls wir etwas in der Stellungnahme nicht nachvollziehen können, werden wir um nochmalige Prüfung bitten." Es komme durchaus vor, dass danach das BAF solche Anträge negativ bescheide.

Kämmerer: Staatskanzlei hat die Drehfunkfeuer nicht berücksichtigt

Gegenüber dem Abendblatt gab sich Teschke dennoch zuversichtlich, von der BAF eine Zusage zu bekommen. "Es sind die einzigen Windkrafträder, die im fraglichen Umkreis der Drehfunkfeuer sehen." Wiese sagte, die zulässigen Toleranzgrenzen der Funkanlagen würden derzeit nicht ausgeschöpft. Mit anderen Worten: Selbst wenn die Windräder die Funksignale stören, ist nicht gesagt, dass sie nicht genehmigt würden. Zulässig ist laut Wiese maximal eine Abweichung um einen Grad. Wiese: "Ich sehe dafür gegenwärtig nicht schwarz, eher hellgrau." Es bestehe also durchaus die Möglichkeit, dass der Windpark noch genehmigt werde. Teschke meint, es könne auch sein, dass die BAF nur den Bau von zwei Anlagen gestatte.

Die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation schreibt seit 2009 vor, dass geprüft werden muss, inwieweit Gebäude, die im Umkreis von 15 Kilometern von Drehfunkfeuern stehen, den Funkverkehr zwischen den Bodenstationen und Flugzeugen stören. "Das hat die Staatskanzlei in Kiel bei der Aufstellung des Regionalplanes nicht berücksichtigt", sagt Bargteheides Kämmerer Teschke. "Möglicherweise wäre dann das Areal gar nicht als Windeignungsfläche ausgewiesen worden." Die Drehfunkfeuer in Ammersbek stehen fünf Kilometer von der Fläche für den geplanten Windpark entfernt.

DFS-Sprecherin Kristina Kelek sagte, ihr Unternehmen sei bereits im vergangenen Jahr um eine Stellungnahme zum Bau des Windparks gebeten worden. "Damals haben wir mitgeteilt, dass es zu Auflagen kommen könnte." Die BAF ist nach Aussage von Wiese jetzt jedoch erstmals in dieser Angelegenheit kontaktiert worden. "Eigentlich hätte das damals schon durch die Landesluftfahrtbehörde geschehen müssen", sagt Wiese weiter. Harald Haase, Sprecher des Verkehrsministeriums, dem die Landesluftfahrtbehörde zugestellt ist, sagt, es werde intern noch geprüft, wie der Sachverhalt gewesen sei. Möglicherweise sei nicht rechtzeitig Alarm gegeben worden.

Auf der Einwohnerversammlung sagte Teschke, er habe auch erst jetzt von der Regelung der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation erfahren. "Sonst hätten wir sie zu einem späteren Termin eingeladen." Bürger aus Bargteheide können sich an dem geplanten Windpark ab 1000 Euro beteiligen. Insgesamt sollen so rund 2,7 Millionen Euro an Eigenkapital zusammenkommen. Die restlichen Baukosten von 14,5 Millionen Euro werden über ein Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau finanziert. Teschke: "Die Zeichnung von Anteilen wird natürlich erst dann beginnen, wenn wir relativ sicher sein können, dass der Windpark genehmigt wird."

Auf der Einwohnerversammlung blockte Teschke zum Unmut einiger der rund 100 erschienenen Bürger kommunalpolitische Fragen zum Windpark ab. Dabei verwies er darauf, dass dies eine Veranstaltung des Betreibers für potenzielle Investoren sei. Teschke selbst fungiert für 450 Euro monatlich als einer der Geschäftsführer der Gesellschaft. Die politische Seite, so Teschke weiter, werde am 4. Juli bei der öffentlichen Vorstellung der Pläne im Ausschuss für Bau und Bauordnung debattiert. Ein paar Einwohner verließen daraufhin die Veranstaltung.

Pachtzahlungen sorgen für Unmut bei potenziellen Investoren

Anschließend stellte Maik Feddersen von der Steuerberatungsfirma MEF Details für Investoren dar. Demnach wird nach Steuern eine jährliche Rendite von knapp 9,9 Prozent vorhergesagt. Im Laufe von 20 Jahren, für die das Geld angelegt werden muss, würde demnach jemand, der sich mit 10.000 Euro an dem Bürgerwindpark beteiligt, 38.150 Euro zurückbekommen.

Für weiteren Unmut sorgte beim Publikum, dass den Eignern der Fläche, auf denen die Windanlagen errichtet werden, eine Pacht von acht Prozent der jährlichen Einnahmen aus der Stromvergütung gezahlt werden soll. Bei einem Preis von 9,13 Cent pro Kilowattstunde würden sich die Erlöse auf 2,2 Millionen Euro belaufen. Demnach läge die Pacht bei 176.000 Euro. Kämmerer Teschke entgegnete, dies sei marktüblich. Bürgermeister Henning Görtz war ebenso wie der Büroleitende Beamte Herbert Sczech nicht zu der Veranstaltung erschienen. Beide erklären sich in dieser Angelegenheit für befangen. Einem Bruder von Görtz gehört ein Teil der Eignungsfläche für die Windräder. Daher lässt sich der Bürgermeister von seinem Stellvertreter Claus Christian Claussen (CDU) vertreten. Szcech ist Bürgermeister von Jersbek und vertritt daher diese Gemeinde im weiteren Verfahren zum Bürgerwindpark.