Bank-Geheimnisse: In unserer Serie treffen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Der Ahrensburger Thorsten Laussch alias Hausmeister Rudi.

Ahrensburg. Thorsten Laussch ein Urgestein zu nennen wäre noch etwas übertrieben. "Dauerläufer", wie er sich selbst nennt, trifft es schon besser. Seit 25 Jahren macht er nun Fernsehen. Als Hausmeister Rudi ist er seit knapp 20 Jahren auf Hamburg 1 zu sehen. Jeden Freitag wird eine neue Folge "Unterwegs in Hamburg" ausgestrahlt. Mit dabei sind stets ein blauer Kittel und eine schwarze Schiebermütze. Hausmeister Rudis unverkennbare Accessoires.

20 Jahre lang Hamburg erkunden, 20 Jahre in dieselbe Verkleidung schlüpfen: Kann man da überhaupt noch etwas Neues entdecken, und wird das nicht irgendwann langweilig?

"Hausmeister Rudi hat sich über die Jahre verändert", erzählt Thorsten Laussch. "Die Figur gibt mir große künstlerische Freiheit. In die Produktion kommt außerdem keine Routine, weil es kein festes Produktionsteam gibt. Inhalt, Regie, Schnitt und Musik entwickele ich mit den jeweiligen Mitarbeitern immer wieder neu." In Hamburg habe er eigentlich überall schon mal gedreht. "Ich sag' ja immer: Hamburg ist meine Bühne."

Mittlerweile stellt Hausmeister Rudi auch Firmen, Hotels oder Theater vor. Für die Unternehmen ist dies werbetechnisch interessant, der Sendung liefert es Stoff. Sein Handwerk gelernt hat der 49-jährige an der Frese-Schauspielschule in Hamburg. Es folgten Stationen beim Radio, Tele 5 und AstroTV. Über Letzteres sagt der Entertainer: "Das muss einem heute ja schon fast peinlich sein. Damals war das aber eine andere Sendung. Ich agierte sozusagen als neutraler Vermittler zwischen Anrufer und Experten, konnte das Ganze mit Humor und Abstand angehen."

Neben der wohl bekanntesten Rolle als Hausmeister arbeitet der Vaters eines Sohnes auch als Moderator bei Firmenveranstaltungen, Supermarkteröffnungen und Grünkohlessen. Macht das denn Spaß? Er überlegt kurz, sagt dann: "Ich habe die ganze Buckeltour gemacht." Und korrigiert sich: "Das ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber ich habe keinen Dünkel." Hört's denn auch irgendwo auf? "Es gibt Grenzen. Wenn ich zum Beispiel das Gefühl habe, ausgenutzt zu werden." Ist das eine Gratwanderung? "Ja."

In Ahrensburg ist er "seit 20 Jahren hängengeblieben". Der Manhagenteich ist nicht weit weg von zu Hause, hierhin verschlägt es ihn öfter zum Spazierengehen. Wir sitzen auf einer Parkbank, die Sonne schafft's durchs Blätterdach, und Mücken schwirren um die Köpfe. In Hamburg ist Laussch trotzdem täglich, und wenn es dann abends aus der Stadt raus nach Hause geht, ärgert er sich schon manchmal über den langen Heimweg. "Dafür tut der räumliche Abstand zum Abschalten aber ganz gut." Nach längerer Zeit in Ahrensburg erfand der gebürtige Hamburger die Reihe "Talk am Schloss". Im Zeitraum von sechs bis sieben Jahren entstanden so 19 Benefizveranstaltungen, für die der Rudi-Carrell-Fan Prominente aus ganz Deutschland nach Ahrensburg einlud. "Das war sehr viel Arbeit, hat aber auch großen Spaß gemacht", so Laussch. "Heinz Schenk war hier, Tagesschau-Sprecher Jan Hofer, Schauspielerlegende Wolfgang Spier, Drag-Queen Olivia Jones und so viele andere. Aber die Geschichte ist auserzählt."

Und wie geht's weiter? "Wissen Sie das denn?", fragt Laussch zurück. Er jedenfalls wisse nicht, was komme. Darin liege natürlich ein gewisses Risiko, aber auch positive Spannung. "Wenn ich jetzt schon wüsste, wann ich die nächsten Jahre aufstehen würde, was mich tagtäglich erwartet und wie lange ich das noch bis zur Rente machen müsste. . . Das wäre ja auch langweilig." Keine Option für jemanden, der seit Jahren keinen geregelten Tagesablauf kennt und für den Wochenendschichten und Abendtermine Alltag sind. So wenig erwartbar wie die Zukunft ergab sich auch Lausschs neues Projekt im Planetarium. "Das war gar nicht meine Idee. Den Vorschlag machte mir Planetariumsdirektor Thomas Kraupe." Am Mittwoch, 12. Juni, greift Hausmeister Rudi mit dem Direktor nach den Sternen. Er kommentiert dessen Universums-Erzählungen und wird mit ein paar Songs versuchen, die Zuschauer aus den Sitzen zu reißen. "Viele Bekannte erzählen mir, dass sie in den Planetariums-Stühlen so gut schlafen können. Das zu verhindern ist natürlich unser Anliegen."

Unterhaltung für alle zu machen ist Lausschs Devise. Zu zielgruppenorientiert sei das Fernsehen heute. Sein Anspruch: Ein gewisses Niveau nicht zu unterschreiten. Grenze ist die Gürtellinie. Peter Frankenfeld, Joachim Fuchsberger, Heinz Schenk - alles Vorbilder für Laussch. "Aber die kennen Sie bestimmt nicht mehr?", fragt er. Kaum, auf diesen Nenner kommen wir nicht, dafür sind wir uns aber über die Schnelligkeit unserer Zeit einig. "Die Aufmerksamkeitsspanne ist heute sehr gering geworden", diagnostiziert er. "Wenn wir als Künstler live auf der Bühne stehen, egal ob Schauspieler, Kabarettisten oder Sänger, sehen wir die Leute oft schon nach ein paar Minuten an ihren Handys rumfummeln." Permanente Erreichbarkeit, Facebook, Twitter: Entwicklungen, die ihn beschäftigen, auf die er reagieren muss. Und sei es, indem das Handy bewusst abgeschaltet wird. Veränderung ja, sich treu bleiben aber auch. Das ist wohl das Rezept eines "Dauerläufers".