Jugendbündnis aus Hamburg ruft zu Protest gegen sogenannten Thor-Steinar-Laden auf. Veranstalter rechnet mit bis zu 1500 Teilnehmern.

Glinde. Eine Hamburger Initiative mit dem Namen "Jugendbündnis' Keine Zukunft für Nazis'" hat für Sonnabend zu einer Großdemonstration in Glinde aufgerufen. Geplant ist unter anderem eine Kundgebung vor dem Modegeschäft am Glinder Berg, in dem Kleidung der in der rechten Szene beliebten Marke Thor Steinar verkauft wird. "Das ist der Laden im Großraum Hamburg. Aus Sicht potenzieller Kunden liegt er in Hamburg", begründet Sprecher Paul Neumann das Engagement der Jugendbündnisses in der Kleinstadt jenseits der Landesgrenze.

Wie viele Teilnehmer erwartet werden, lässt sich offenbar nur schwer einschätzen. Die Genehmigungsbehörde - der Fachbereich Ordnung und Veterinärwesen der Kreisverwaltung - geht nach den Worten seiner Leiterin Anja Kühl von 500 bis 700 Menschen aus. Niels Brock vom Glinder Aktionsbündnis gegen rechts sagt nach Gesprächen mit den Veranstaltern: "Die rechnen mit 750 bis 1000 Teilnehmern." Und Paul Neumann meint: "Wir erwarten 1000 bis 1500 Leute." Allerdings sei es schwierig, die Zahl vorauszusagen.

"Das ist für unsere Verhältnisse hier schon eine größere Demonstration", sagt Holger Meier, Sprecher der Polizeidirektion Ratzeburg. Ob dieser Umstand automatisch zu einem Großaufgebot an Beamten führen wird, lässt er offen. "Wir richten uns auf alles ein, wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet", meint er. Details nennt er nicht - die Direktion werde nicht vorab ihre Taktik preisgeben. Indes gilt als wahrscheinlich, dass die Polizei in Schleswig-Holstein am Wochenende infolge drohenden Hochwassers auch in den Regionen nahe der Elbe gebunden sein wird. Gibt es überhaupt genug Personal, um zwei größere Lagen gleichzeitig zu begleiten? Meier: "Ja, gibt es."

Paul Neumann, Sprecher der Veranstalter, betont unterdessen: "Alles soll friedlich bleiben." Mit dieser Einstellung dürften die Demonstranten aus Hamburg in Glinde offene Türen einrennen. "Wir begrüßen jeden friedlichen Protest gegen den Thor-Steinar-Laden wie gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus", sagt Niels Brock vom Aktionsbündnis gegen rechts. Dessen Mitglieder werden nach seinen Worten am Sonnabend "allenfalls Mitläufer sein". "Das ist komplett der Tag der jungen Leute aus Hamburg", sagt Brock; sogar die tägliche Mahnwache vor dem Geschäft werde ausfallen.

Auch Glindes Bürgermeister Rainhard Zug findet die geplante Demonstration "erst mal grundsätzlich gut". Er sagt: "Ich habe große Sympathie für Menschen, die ihren Protest gegen rechts ausdrücken." Gleichwohl sei er etwas in Sorge, dass am Sonnabend auch Menschen kommen könnten, die Gewalt in die Stadt tragen. "Den Protest in Glinde hat bis jetzt immer eines ausgezeichnet: Er ist kreativ und friedlich gewesen", sagt Zug. "Darauf bin ich stolz. Und das soll auch so bleiben." Er selbst werde nicht an der Demonstration teilnehmen - leider nicht, wie er sagt, denn er habe andere Termine in der Stadt.

Die Demonstration beginnt um 14 Uhr an der U-Bahnstation Steinfurther Allee im Hamburger Stadtteil Billstedt. Von dort geht es zu Fuß in Richtung Osten. "Wir rechnen damit, dass die Teilnehmer um 15.15 Uhr die Landesgrenze überqueren", sagt Anja Kühl vom Kreis. In Oststeinbek sei, so hätten es die Veranstalter angemeldet, eine erste Zwischenkundgebung geplant. Eine zweite soll es wenig später am Glinder Berg vor dem Modegeschäft geben. Im Anschluss folgt bis in die Abendstunden, was im Antrags-Amtsdeutsch der Genehmigungsbehörde "ausgedehnte Abschlusskundgebung mit musikalischer Untermalung" heißt: eine Feier auf dem Glinder Marktplatz, bei der auch zwei Bands auftreten werden. Um 22 Uhr, so sehen es sowohl der Zeitplan der Veranstalter als auch die Genehmigung durch den Kreis Stormarn vor, wird die Demonstration aufgelöst.