Großhansdorfer Wöhrendamm-Grundschule feiert Jubiläum. Projekte der vergangenen Wochen werden ausgestellt

Großhansdorf. "Wer möchte dieses hier anziehen?" Sandra Soyka, Lehrerin an der Grundschule am Wöhrendamm in Großhansdorf, zieht ein grünes Schürzenkleid aus einer großen Holztruhe und zeigt es in die Runde. Aufgeregt recken zwölf Mädchen ihre Zeigefinger in die Luft und rufen durcheinander. "Keine Sorge, wir haben für jede ein schönes Kleid", sagt Sandra Soyka. Sie leitet die Projektgruppe "Kleidung vor 100 Jahren", in der sich Kinder der ersten bis vierten Klassen auf den 100. Geburtstag der Großhansdorfer Grundschule vorbereitet haben, das heute mit einem bunten Festprogramm begangen wird.

Bis das Schulgebäude im Jahr 1913 fertiggestellt worden war, hatte die Großhansdorfer Grundschule ihren Sitz am Dorfteich. "Als das Gebäude veraltet und baufällig geworden war, wurde beschlossen, eine neue Schule am Wöhrendamm zu errichten", sagt Schulleiter Ralph Märcker. Es habe allerdings lange gedauert, bis das Bauvorhaben umgesetzt worden sei. "Die Zuständigen haben acht Jahre lang über den Neubau diskutiert, bis der Startschuss für den Baubeginn gegeben wurde", sagt Märcker. "Beauftragt wurde dann der Architekt Fritz Höger, der auch das Chilehaus in Hamburg entworfen hat."

Der prunkvolle Bau sei für die zwei Klassen, die in der alten Schule unterrichtet worden waren, vorerst sehr geräumig gewesen. "Doch während des Zweiten Weltkrieges und in der darauffolgenden Zeit stieg die Schülerzahl gewaltig an", sagt Märcker. So seien in den Nachkriegsjahren mehr als 700 Schüler von nur zwölf Lehrern unterrichtet worden. Auch Flüchtlinge suchten Unterkunft in der Grundschule. "Hier in meinem Arbeitszimmer haben Vertriebene eine Zeit lang gelebt", weiß Märcker, der sich auch privat mit der Geschichte der Schule beschäftigt hat.

"Die enorme Schülerzahl hat dazu geführt, dass über 700 Schüler von nur zwölf Lehrkräften bis nachmittags im Schichtunterricht abgefertigt wurden. Das ist heute zum Glück anders", sagt Märcker und verweist auf die aktuelle Zahl von rund 250 Schülern, denen 20 Lehrkräften gegenüberstehen. Welche Veränderungen es während 100 Jahren Schulgeschichte noch gegeben hat, das konnten die Kinder der Grundschule in den vergangenen Wochen in Projektgruppen selbst herausfinden.

"Zu dem Thema ,Schule damals und heute' konnte sich jedes Kinder eine Projektgruppe aussuchen", so Märcker. Mithilfe vieler Lehrer und Eltern wurde dann zum Beispiel das Schreiben mit Feder und Tinte erlernt, die Entwicklung der Technik in den vergangenen 100 Jahren erkundet oder recherchiert, wie der Sportunterricht und der Schulalltag vor 100 Jahren ausgesehen haben. "Zu der Recherche zählten auch Ausflüge ins Hamburger Schulmuseum, ins Stormarnsche Dorfmuseum Hoisdorf, ins Museumsdorf nach Volksdorf und auf den Bauernhof nach Trittau", sagt Märcker.

Auch das Kollegium habe sich auf das Jubiläum vorbereitet. "Die Lehrkräfte haben eine Fortbildung im Hamburger Schulmuseum besucht, in der es unter anderem um Lehrpläne, die Art der Ausbildung und die Probleme in der Schulstruktur in vergangenen Zeiten ging", so der Rektor. "Das erworbene Wissen soll auch bei einer realitätsgetreu nachgestellten Schulstunde bei der Jubiläumsfeier gezeigt werden."

Die Vorbereitungen für das Jubiläum hätten allen viel Spaß gemacht, sagt er. Und weiter: "Die Projekte haben die Geschichte greifbar gemacht. Sie haben den Schulalltag mal komplett anders gestaltet und Schule lebendig gemacht." Dazu hätten auch die Besuche einiger Zeitzeugen aus dem vergangenen Jahrhundert beigetragen. "Sie konnten viel Interessantes erzählen und haben die Historie zum Leben erweckt", sagt Märcker.

Es seien auch ernstere Themen, wie die damals im Schulalltag gängige Prügelstrafe, angesprochen worden. Märcker: "Wir haben erfahren, dass Tom Sawyers Methode, sich zum Schutz vor Schlägen auf den Po ein Buch in die Hose zu stecken, durchaus auch in der Realität praktiziert wurde."

Doch auch einige amüsante Anekdoten hätten die Zeitzeugen auf Lager gehabt. "Sie haben erzählt, dass die Jungen die Zöpfe der Mädchen in die Tintenfässer getaucht und als Pinsel benutzt haben", sagt Märcker und lacht. Ob es ähnliche Scherze auch bei der heutigen Jubiläumsfeier zu sehen gibt, wird noch nicht verraten.

Wer sich das Schauspiel angucken möchte, der kann an diesem Freitag um 16 Uhr in den Wöhrendamm 59 kommen. Nach den Grußworten folgt gegen 16.45 Uhr die Präsentation der Arbeitsergebnisse aller Projektgruppen. Nach der Begutachtung aller Projekte soll gefeiert werden. Für das leibliche Wohl wird von 18 bis 20 Uhr beim Festessen gesorgt.