Stipendiatin Casandra Popescu lebt und arbeitet ein Jahr lang an der Wassermühle

Trittau. Casandra Popescu ist die neue Stipendiatin der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn. Anfang Mai ist die gebürtige Rumänin in die Stipendiatenwohnung der Trittauer Wassermühle eingezogen, wo sie nun ein Jahr lang leben wird. Auch das neben der Mühle gelegene Atelierhaus hat sich die Künstlerin bereits eingerichtet. "Es hat Tage gedauert, bis ich endlich fertig war. Das Atelier ist wunderbar", sagt Popescu. Die 34-Jährige geht voller Euphorie ans Werk: "Hier bieten sich so viele Möglichkeiten. Ich habe so viele Ideen, die ich umsetzen möchte."

Casandra Popescu wurde 1978 in der Stadt Medias (Siebenbürgen) geboren. "Mitte der Achtzigerjahre kam ich dann nach Deutschland mit meiner Familie", sagt sie. In Hamburg und Basel studierte sie freie Kunst. "Ich wollte immer schreiben. Irgendwann habe ich erkannt, dass ich meine Dichtungen auch in bildender Kunst unterbringen kann." Auch Quanten- und Chaosphysik inspirieren die Künstlerin. "Ich beschäftige mich nicht damit, Formeln anzuwenden", sagt sie, "sondern es interessiert mich, wie sie zustande kommen."

Eines ihrer ersten Werke sei eine Schlange aus Papier namens "Himmel und Hölle" gewesen. "Ich hatte nicht viel Geld, aber buntes Papier. Jeder kennt doch das Fingerspiel, das Kinder oft basteln. Ungefähr 1000 kleine dieser Himmel-und-Hölle-Spiele habe ich gebastelt und ineinandergesteckt." Die Vergänglichkeit und die Struktur des Papiers hätten sie damals besonders fasziniert.

Doch auch Bilder, Skizzenhefte und Stoffskulpturen gehören zur Sammlung ihrer Werke. "Ich beschäftige mich mit dem, was ich wahrnehme. Ich hinterfrage automatisierte Vorgänge, Gewohnheiten. Alles was ich sehe, schreibe ich auf oder zeichne es", sagt sie. So entstanden beispielsweise Werke zum Thema Tod oder Bilder, auf denen die Künstlerin mit verschiedenen Mustern einen 3-D-Effekt erzeugte.

Bei der offiziellen Vorstellung durch die Sparkassen-Kulturstiftung steckte Popescu mit ihrer Motivation sogar Landrat Klaus Plöger an: "Sie beschreibt und verkauft ihre Werke so gut, dass sogar eine Schulklasse interessiert zuhören würde." Eines ihrer Bilder könne er sich gut in seinem Wohnzimmer vorstellen. "Das ist Kunst, mit der ich etwas anfangen kann", sagt der Verwaltungschef.

Bis zu ihrer nächsten Ausstellung, die voraussichtlich im April 2014 im Atelierhaus beginnen soll, hat Casandra Popescu noch vieles vor. "Ich möchte noch mal ganz von vorn beginnen. Stoffskulpturen möchte ich vor allem nähen. Den Raum, den die Dinge einnehmen, möchte ich deutlich machen."

Von 2004 bis 2013 hat die Künstlerin jedes Jahr mindestens eine Ausstellung organisiert. "Im Studium bemerkte ich, dass es auch Menschen gibt, die meine Werke kaufen wollen. Da war ich total überrascht. Denn Kunst liegt ja immer im Auge des Betrachters", sagt sie. Ihr sei es wichtig, dass jedes ihrer Werke ein Einzelstück und ganz individuell gestaltet ist.

Die Zweizimmerwohnung in der Trittauer Wassermühle hat sich die Stipendiatin bereits gemütlich eingerichtet. "Ich lebe dort mit meinem Freund. Wir haben alle Möbel selbst mitgebracht", sagt sie. In ihrer Freizeit hört sie gern Jazzmusik. Auch ein Plattenspieler steht bereits in der Wohnung. "Ich fühle mich total wohl hier. Der Teich, die Ruhe und die grüne Umgebung sind optimal zum Arbeiten."

Casandra Popescu wurde unter 24 Bewerbern von einer Jury der Sparkassen-Kulturstiftung ausgesucht. "Sie hat fachlich überzeugt", sagt Johannes Spallek, kultureller Geschäftsführer der Stiftung. "Wir werden sicher gut zusammenarbeiten." Die Rumänin löst die vorherige Stipendiatin Naho Kawabe ab, die aus Japan stammt.