Vor 40 Jahren gründeten Heidrun Arzt und ihre Mitstreiter gegen starke Widerstände konservativer Eltern das gemeinnützige Kinderhaus - das Konzept setzte sich durch

Ahrensburg. Es sind bewegte Zeiten, in denen das Kinderhaus Ahrensburg seine Türen öffnet. Die Gesellschaft streitet Anfang der 70er-Jahre über neue, liberalere Wege in der Kindererziehung - damals eine hochpolitische Angelegenheit. "Ich denke, man kann sagen, dass wir vor 40 Jahren politischer waren", sagt Heidrun Arzt heute. Die 70-Jährige hat mit anderen Mitstreitern 1973 dafür gesorgt, dass mit dem Kinderhaus Ahrensburg eine alternative Betreuungseinrichtung in die Stadt kam. "Wir waren von unseren Zielen überzeugt: mehr auf die Wünsche der Kinder einzugehen und sie zu selbstständigen und kritikfähigen Menschen zu erziehen", sagt sie.

Einige konservative Bürger fürchteten durch die neue Erziehungseinrichtung "zur Hemmungslosigkeit erzogene Kinder". Mit anderen Eltern von Kindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren und den Jungdemokraten - dem Nachwuchs der FDP - hatte Arzt kurz zuvor den Trägerverein Kinderhaus Ahrensburg gegründet, über den eine Wohnung angemietet und eine Betreuerin eingestellt wurde. Anders als in anderen Einrichtungen damals war, dass die Eltern über die Erziehungsziele diskutierten. "Wir haben uns seinerzeit einmal im Monat getroffen und uns über die Ziele ausgetauscht", sagt Arzt, die zum 40. Jubiläum eine Chronik der Gründungszeit verfasst hat. Unter anderem wegen der gesellschaftlichen Vorbehalte sei es viel Arbeit gewesen, damals das Prädikat der Gemeinnützigkeit zu erhalten. Von der Stadt habe der Verein für einige Jahre eine Villa an der Gerhardstraße mieten können. Arzt: "Zu der Zeit suchten auch junge Menschen der 'Aktion Jugendzentrum', die sich teils auch für das Kinderhaus einsetzten, Räume und wollten ebenfalls in die Villa." Sie besetzten das Gebäude. "Wir hatten daraufhin Sorge um unser Vorhaben und, dass wir uns bei der Stadt unbeliebt machen könnten", erinnert sich Arzt. Sie sprach beim damaligen Bürgermeister Manfred Samusch vor, um mögliche Zweifel auszuräumen. Mit Erfolg - das Kinderhaus konnte bleiben, der Trägerverein erhielt im Januar 1974 die Gemeinnützigkeit.

Nach mehreren Umzügen befindet sich das Haus heute am Ahrensfelder Weg in der Nähe des U-Bahnhofs Ost. 19 Kinder werden dort betreut. Die Zeiten haben sich geändert. "Heute wollen oder müssen die Mütter schneller wieder anfangen zu arbeiten", sagt Jessica Dreher, mittlerweile Vorsitzende des Vereins. "Die pädagogische Arbeit liegt eher bei den Erzieherinnen." Da redeten die Eltern anders als zu Beginn des Kinderhauses nicht hinein.

Dreher besuchte als Mädchen selbst das Kinderhaus. "Es wurde und wird Wert darauf gelegt, dass es familiär zugeht in der Gruppe", so die Vorsitzende. Jeden Freitag komme eine Musikpädagogin, an einem anderen Tag gehe es in den Wald, so Dreher. Zwar kümmern sich mittlerweile zwei Erzieherinnen um die Kinder, doch an der Mitarbeit der Eltern hat sich nichts geändert. "Wenn es um die Gartenarbeit oder die Organisation von Feiern geht, ist das Engagement der Eltern gefragt", so Jessica Dreher. "Dabei beteiligen sich dann auch vielfach die Männer", sagt Anna Schmidt, Zweite Vorsitzende des Vereins.

Während es in der Gründungsphase hier und da Skepsis in der Stadt gegenüber dem Verein und dem Kinderhaus gab, arbeitet man heute laut Dreher gut zusammen. Jessica Dreher: "Es gibt regelmäßige Termine. So stimmen wir uns zum Beispiel ab, wenn wir noch freie Plätze haben."