Stormarner Firmen, Ämter und Vereine bereiten sich auf Einführung des einheitlichen Zahlungsverkehrs in Europa vor.

Ahrensburg/Glinde. Wenn sie die Wortschöpfung Sepa hören, werden wohl die meisten Menschen an eine Farbe (Sepia) denken oder an die Tintenfische - Sepien, die den Farbstoff bei Gefahr versprühen. An ein neues Modell für den einheitlichen Zahlungsverkehr in Europa werden nur wenige denken. Sepa steht für Single Euro Payments Area, zu Deutsch: einheitlicher Euro-Verkehrsraum. Der bargeldlose Zahlungsverkehr per Lastschrift oder Überweisung in Euro wird dadurch europaweit vereinheitlicht.

32 europäische Länder haben den Sepa-Standard akzeptiert, darunter auch Staaten ohne Euro wie Großbritannien oder die Schweiz. Wer ab dem 1. Februar 2014 zum Beispiel eine Rechnung in Euro eines englischen Unternehmens bezahlt, muss lediglich die Kosten einer Inlandsüberweisung tragen. Zudem soll die Transaktion teils deutlich schneller erfolgen. Während sich für private Bankkunden eigentlich nur die Daten der Bankverbindung ändern, stehen Unternehmen, Behörden und Vereine vor gravierenden Umstellungen.

Und nun - rund acht Monate vor der Einführung - schlagen Vertreter von Banken und Behörden Alarm. Die Bedeutung der Veränderungen sei bei vielen deutschen Firmen oder Vereinen noch nicht ins Bewusstsein gerückt, sagt Jutta Arlt, Leiterin des Cash Managements der Hamburger Sparkasse.

Auch Mitarbeiter der Stadtkasse von Glinde sehen noch Nachholbedarf bei der Aufklärung über das Thema. Die Verwaltung hatte mit den Abgabenbescheiden zu Beginn des Jahres die Bürger über die Umstellung informiert.

Sie benötigt von denjenigen, die der Stadt eine Einzugsermächtigung erteilt haben, ein besonderes Sepa-Mandat, das unterschrieben sein muss. "Bislang war der Rücklauf auf das Schreiben überraschend gering", sagt Werlitz. Mindestens 6000 Schreiben habe die Verwaltung versandt - darin findet sich ein gelbes Formular, das der Angeschriebene ausfüllen muss. Werlitz: "Erst rund ein Drittel haben das Mandat erteilt." Sie vermute, viele Bürger dächten, sie hätten ja eine Einzugsermächtigung. Doch die reicht ab Februar 2014 nicht mehr. "Wer das Mandat nicht erteilt, für den löschen wir die Einzugsermächtigung", erläutert die Sepa-Beauftragte. Der betroffene Bürger muss dann selbst an die Überweisung denken oder erhält Mahnungen.

"So aktiv wurde Sepa noch nicht beworben. Wir sind da schon sehr weit", sagt Bürgermeister Rainhard Zug. So meldeten sich anderen Kommunen und sogar Banken bei Birgit Werlitz, der Sepa-Beauftragten in der Verwaltung.

Wie Behörden müssen auch Firmen und Vereine ein Sepa-Mandat bei Kunden und Mitgliedern einholen. Nach dem Gesetz reicht streng genommen eine mündliche Zusage nicht aus.

Gerade bei Vereinsvertretern sei häufig das Verständnis für Sepa noch nicht vorhanden, so Haspa-Expertin Arlt. "Einige, die wir angeschrieben haben, sagten uns, sie wollten an Sepa nicht teilnehmen", sagt sie. Dabei müsse jedes kleine Unternehmen und jeder Verein, der heute Lastschriften einzieht, beispielsweise bei der Bundesbank eine Gläubiger-ID beantragen. "Die braucht jeder, der etwa Mitgliedsbeiträge einziehen will", so Arlt. Die Haspa hat ihre rund 60.000 Firmenkunden und 5000 Vereine angeschrieben und zu Informationsveranstaltungen eingeladen. Arlt empfiehlt ihren Geschäftskunden und Vereinen, den Zahlungsverkehr zunächst mit ihren Banken zu testen. "Eine Herausforderung besteht auch darin, die Software für die Finanzbuchhaltung rechtzeitig anzupassen. Einige Softwarehersteller wollen die entsprechenden Updates erst im dritten oder vierten Quartal dieses Jahres ausliefern", so Arlt.

Eine kompatible Software sei wichtig, sagt auch Manfred Kutsche, Vorsitzender des Kulturrings Bargteheide. "Darum muss man sich kümmern." Der Verein hat seine 310 Mitglieder bereits angeschrieben. "In dem Brief haben wir ihnen ihre IBAN und BIC mitgeteilt und sie gebeten, die Daten zu überprüfen", sagt Kutsche. Der 63-Jährige hat bereits auch schon eine Gläubiger-ID für den Verein beantragt. "Ich habe das über die Internetseite der Bundesbank gemacht. Das ging ruckzuck und hat ungefähr einen Tag gedauert", so Kutsche. Eine professionelle Beratung habe er nicht in Anspruch genommen. "Ich habe mich viel über die Internetseiten der Banken informiert. Dort gibt es auch Musterschreiben, die einem weiterhelfen", sagt Kutsche, der selbst als Analyst für eine Bank arbeitet. Im September will der Verein erste Einzüge mit der IBAN vornehmen. Der Vorsitzende des Kulturrings glaubt, dass die Umstellung den Verein rund zwei bis drei Euro pro Mitglied kosten wird.

Sachkosten im vierstelligen Bereich kommen nach Schätzungen von Frank Müller auf die Kreisverwaltung zu. Müller leitet dort die Projektgruppe mit sechs Mitarbeitern, die sich ausführlich mit dem Thema beschäftigen. "Wir müssen unter anderem unserer Briefköpfe anpassen", sagt er. Alle zwei Wochen komme die Gruppe mit den Fachbereichsleitern zusammen, um die Umstellung zu koordinieren, so Müller. Jeder Fachbereich sei selbst dafür zuständig, die entsprechenden Daten zusammenzutragen. "Es laufen bereits Tests mit den Sepa-Daten über unsere Finanzsoftware", so der Leiter der Projektgruppe. "Im Oktober wollen wir startklar sein." Vorteile durch das neue Verfahren sehe er für die Kreisverwaltung nicht. "Es geht dabei eher um den europäischen Gedanken", sagt Müller.

Ähnlich sieht das Ahrensburgs Kämmerer Horst Kienel. Vorteile gebe es eher im grenzübergreifenden Zahlungsverkehr, der Ahrensburg kaum betreffe. "Mir fallen keine Vorteile ein", sagt er. "Für uns ist die große Herausforderung, dass die Anpassung der EDV klappt und wir die Neuerung den Bürgern vernünftig transportieren", sagt Kienel.

Die Anpassung sämtlicher Kontodaten von Lieferanten, Mitarbeitern und Kunden ist eine der Herausforderungen für die international agierende Ahrensburger Hela Gewürzwerk Hermann Laue GmbH. "Bei uns sind vor allem das Rechnungswesen, die IT- sowie die Personalabteilung mit dem Thema befasst", sagt Frank Hohnberg aus dem Finanz- und Rechnungswesen von Hela. Benötigt würden zusätzliche Computerprogramme, so Hohnberg. "Unterstützt werden wir durch die Hausbanken und externe Berater."

Thomas Kühn, Sepa-Beauftragter der Bargteheider Werbeagentur MWS mit 15 Mitarbeiter, macht sich bei dem Thema keine großen Sorgen. "Für uns ist das Thema nicht so gravierend", sagt er. Die kommenden Monate würden für die nötigen Anpassungen reichen, glaubt er. "Die Umstellung der Lohn- und Gehaltsabrechnung übernimmt unser Steuerberater", so Kühn. Seine Firma habe bereits eine neue Software angeschafft. Allerdings hätte sich der Unternehmer von seiner Bank ausführlichere Informationen gewünscht. "Da habe ich lediglich den normalen Flyer bekommen. Ich hätte mir eine aktivere Beratung gewünscht", so Kühn.

Als Sepa-Berater der Commerzbank Hamburg ist Fabian Adler, Senior Spezialist Cash Management, derzeit auf vielen Veranstaltungen unterwegs, um Firmen für das Thema zu sensibilisieren. Er sieht handfeste Vorteile für international agierende Unternehmen. "Die Harmonisierung der elektronischen Zahlungsvorgänge in den teilnehmenden Ländern bedeutet einen geringeren Verwaltungsaufwand", sagt Adler.

Zudem diene Sepa dazu, den europäischen Wirtschaftsraum gegenüber anderen wettbewerbsfähig zu halten. "Seit Jahren zahlen wir mit dem Euro. Da ist es nur konsequent, wenn wir auch bargeldlos einheitlich zahlen."