In einem Monat wird die Kinderstadt in Ahrensburg errichtet. In Lütjensee haben die Betreuer den Ernstfall geprobt

Lütjensee. Kevin Knöfel kniet auf dem Boden vor einem weißen Baumwolltuch und setzt voller Konzentration die letzten Pinselstriche auf seine Zeichnung. Zu sehen ist dort Peter Pan, der Junge, der nie erwachsen wird. "Das wird unsere Zeltfahne", sagt der 21-Jährige Ahrensburger. Nur wird sie nicht im Nimmerland wehen: Kevin malt die Fahne für die Kinderstadt Stormini, die vom 23. bis 29. Juni in Ahrensburg errichtet wird (wir berichteten). Bei dem vom Kreisjugendring organisierten Planspiel sollen 220 Kinder im Alter von neun bis 13 Jahren den Zusammenhang zwischen Arbeit, Geld und Freizeit kennenlernen. Sie wohnen in einer Zeltstadt, arbeiten in verschiedenen Berufen, bilden ein Parlament und wählen einen Bürgermeister.

Aufgeschlagen werden die Zelte auf dem Gelände der Grundschule Am Schloss und auf dem angrenzenden Sportplatz. Über eines davon wird Kevin, zusammen mit einem weiteren Betreuer, die Leitung haben. "Ich bin seit dem ersten Stormini-Jahr mit dabei", sagt Kevin. Sowohl im Logistikteam als auch bei den Arbeitsstellen der Kinder habe er schon mitgeholfen. "Ein Zelt habe ich bisher noch nicht betreut", sagt er. Sorge, dass er mit der Leitung überfordert sein könnte, habe er nicht. "Ich rechne zwar damit, dass ein Kind auch mal Heimweh bekommt und getröstet werden muss. Ansonsten sehe ich das ganze entspannt. Das schaffe ich schon", sagt Kevin und lacht.

Damit in einem Monat alles glatt läuft, haben sich die rund 100 Betreuer der Kinderstadt an diesem Wochenende im Lütjenseer Jugendgästehaus versammelt. "Die Teamer haben sich in Gruppen zusammengetan, um sich besser kennenzulernen" sagt Stormini-Koordinator Ansgar Büter-Menke. "Zusammen haben sie verschiedene Spielstationen absolviert und Teile eines Tagesablaufs in der Kinderstadt nachempfunden." Ziel sei es, das Projekt aus der Sicht der Kinder zu sehen. Bei der Probe für den Ernstfall wurde sogar ein Bürgermeister gewählt. "Der stammt normalerweise aus dem Kreis der teilnehmenden Kinder", sagt der Auserwählte, Torben Hermann.

Hier und da wurde in Lütjensee auch über die Erlebnisse vergangener Stormini-Jahre gesprochen. Denn viele Teamer sind nicht zum ersten Mal mit dabei. Eine, die das Planspiel schon als Kind miterlebt hat, ist Hannah Weisbach aus Pölitz. Weil sie verschiedene Berufe kennenlernen wollte, hatte sich die Schülerin als Zehnjährige im ersten Stormini-Jahr angemeldet.

Seitdem sei sie Stormini "verfallen", sagt sie selbst. "Als ich für die Teilnahme zu alt war, habe ich als Jugendteamer mitgemacht", erzählt die 16-Jährige. "Vergangenes Jahr habe ich das erste Mal ein Zelt betreut. Das hat soviel Spaß gemacht, dass ich diese Aufgabe jetzt wieder übernehme."

Das besondere an Stormini sei die tolle Atmosphäre, sagt Hannah. "Während der Woche bauen sich eine besondere Verbindung und viel Vertrauen zwischen Teamern und Kindern auf." Wenn die Stormini-Zeit vorbei sei, sei sie immer traurig und fröhlich zugleich. "Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn der Zusammenhalt auf einmal vorbei ist und man wieder allein zu Hause sitzt", sagt Hannah. Denn Langeweile gebe es in der Kinderstadt nicht.

Das sieht auch Franziska Eggers aus Bargfeld-Stegen so, die seit 2009 als Betreuerin agiert. "Jedes Jahr passiert etwas Neues, es gibt immer Überraschungsmomente", sagt die 18-Jährige. In diesem Jahr ist sie für das Kinderparlament zuständig. "Jedes Zelt wählt einen Sprecher, der die Anliegen der Bewohner in einem Parlament vertritt", erklärt Franziska. Sie sei in den vergangenen Jahren erstaunt über die realistische Sicht der Kinder gewesen. "Unrealistische Forderungen gibt es selten. Die Mitglieder des Parlaments nehmen ihre Aufgabe sehr ernst und sind schon stolz, wenn sie zum Beispiel erreichen können, dass es statt Wasser auch Apfelsaft zu trinken gibt", sagt sie.

Franziska glaubt, dass die Kinder das Gefühl, etwas bewirken zu können, auch mit nach Hause nehmen: "Durch das Erreichen gemeinsamer Ziele werden sie selbstbewusster."