Ehepaar Lechner möchte Menschen mit Behinderungen eine individuellere Freizeitgestaltung ermöglichen

Ahrensburg. Wenn Herz und Kopf zusammenarbeiten, kommt meistens etwas Gutes dabei heraus, auch in Bargteheide. Dort haben vor einem Jahr Kirstine Lechner und ihr Mann Hans eine Idee gehabt. Und nun geht diese Idee online: unter www.helikom.de.

"Helikom sind meine Frau und ich", sagt Hans Lechner. "Sie ist das Herz dieses Projekts." Helikom soll ein Netzwerk sein, das Menschen mit Behinderung die Möglichkeit bietet, ihre Freizeit zu planen und gemeinsam mit Menschen ohne Behinderung umzusetzen. Ein "Netzwerk für Verabredefreiheit", sagen die Gründer. "Die Idee kam durch ein Posting bei Facebook", sagt Kirstine Lechner. "Mein Freund Andreas suchte eine Verabredung zur Ahrensburger Musiknacht und fand keine." Sie hätte den im Rollstuhl sitzenden Mann gern selbst begleitet, hatte aber keine Zeit. "Ich dachte: Das ist merkwürdig, warum kann er nun nicht dort hin?" Das Ehepaar habe im Internet nach Möglichkeiten gesucht, aber nur standardisierte Angebote gefunden. "Häufig gibt es nur Gruppenveranstaltungen mit festen Zielen. Individuelle Wünsche sind nur schwer realisierbar", sagt Hans Lechner. "Das wollten wir ändern." Kirstine mit ihrer Erfahrung als Heilerzieherin als Herz des Projektes und Hans, der Wirtschaftsinformatiker, als Kopf, so sagen die beiden.

Helikom funktioniert wie andere soziale Netzwerke im Internet. Wer es nutzen will, muss sich registrieren, allerdings ist dieses Netzwerk nicht kostenlos, die Jahresgebühr beträgt 18 Euro. "Damit wollen wir sicherstellen, dass sich die Menschen bewusst für die Mitgliedschaft entscheiden", sagt Kirstine Lechner. Wer mitmachen möchte, müsse volljährig sein, brauche aber keine Ausbildung im Umgang mit behinderten Menschen oder Senioren. Es gehe darum, dass zwei Leute miteinander etwas unternehmen. Der eine sei vielleicht nicht gut zu Fuß und brauche deshalb Hilfe für den Kinobesuch, dafür könne er den anderen beispielsweise einladen oder ihm Benzingeld geben.

Wer registriert ist, kann eine Verabredung erstellen. Derzeit etwa möchte jemand zum Stadtfest in Bargteheide am kommenden Wochenende und ins Ohnsorg Theater nach Hamburg. Ebenso gesucht wird eine Person, die Lust hat, gemeinsam einen Tanzkursus zu besuchen. Wer selbst keine Hilfe benötigt, kann auch seine Begleitung anbieten. Die Optionen derzeit sind unter anderem ein Konzert der Band Toto, eine Verabredung für den Tierpark Hagenbeck, und die Begleitung zu einem Fußballspiel, ob HSV oder St. Pauli ist egal.

Die ersten Verabredungen gab es bereits: "Ich war mit Andreas Krauskopf im Stadion bei einem Fußballspiel des HSV", sagt Hans Lechner. Außerdem sind zwei Menschen spazieren gewesen, andere waren auf einem Konzert der Band Silbermond. Unter der Kategorie "Wie war's" werden die Erlebnisse beschrieben. "So sollen Barrieren abgebaut werden", sagt Hans Lechner. "Wenn andere von positiven Erlebnissen lesen, sind sie vielleicht motivierter, mitzumachen. Wir wollen eine Basis für behinderte und nicht-behinderte Menschen schaffen, um einander zu helfen, sich auszutauschen und mehr Lebensqualität zu erreichen", sagt er. Deshalb auch der Name Helikom. Er leitet sich ab von den Begriffen Help, Life, Communicate.

Zur Präsentation der Website kam am Freitag auch Klaus Becker, der Projektleiter des Inklusionsbüros der Stadt Hamburg. Er sagt: "Als ich durch Zufall von dem Projekt erfahren habe, dachte ich: Mein Gott, warum bist du nicht selber auf die Idee gekommen?"