Günther Kuschmierz beklagt mangelnde Unterstützung bei Ausbau-Vorhaben in Havighorst. Über eines kann und will sich die Kuschmierz-Gruppe allerdings jedoch nicht beschweren.

Oststeinbek. "Wenn wir nicht behindert worden wären, hätten wir jetzt 170 Mitarbeiter." In der Stimme von Günther Kuschmierz schwingt trotz der vornehmen Haltung Empörung mit. Der 84 Jahre alte Seniorchef der Betonfirma, die seinen Nachnamen trägt und heute rund 80 Beschäftigte zählt, sagt dies nicht nur gegenüber der Presse, sondern auch zum Interims-Bürgermeister Oststeinbeks, Hans-Joachim Vorbeck. Unter dessen Vorvorgänger war der Kuschmierz-Gruppe von der Gemeinde untersagt worden, eine weitere Halle auf ihrem Areal am Rand des Ortsteils Havighorst zu errichten. Dort sollte ein neues Produkt gefertigt werden. Kuschmierz ging vor Gericht - und bekam nach eigenen Worten auch recht. Da waren aber schon so viele Jahre ins Land gegangen, dass die Konkurrenz die Marktnische besetzt hatte und sich der Hallenbau nicht mehr gelohnt hätte.

Die Kuschmierz-Gruppe, die vorwiegend Bauteile für die Kanalisation herstellt, guckte nicht nur wortwörtlich, sondern auch sinnbildlich in die Röhre. "Die Gemeinde hat damals handwerkliche Fehler gemacht", räumt Hans-Joachim Vorbeck bei der Besichtigung des Werks ein. "Aber die Zeiten sind jetzt anders in Oststeinbek ", fügt der Interims-Bürgermeister hinzu. Es sei auch den Kommunen klar, dass sie Betriebe bräuchten, damit es ihnen gut gehe. "Kommen Sie künftig bei solchen Angelegenheiten ins Rathaus. Da können wir über alles sprechen", fordert er Kuschmierz auf.

Friederike Kühn kennt derartige Klagen von Unternehmen bereits. Sie ist Präses der Industrie- und Handelskammer Lübeck und führt eine Delegation an, die sich regelmäßig vor Ort über die Lage der Unternehmen in ihrem Gebiet informiert. "So etwas nimmt den Spaß an der Selbstständigkeit, gerade, wenn sich die Dinge hinziehen. Das kostet viel Kraft", weiß Kühn.

Der Mitgesellschafter und Sohn des Seniorchefs Olaf Kuschmierz trägt ihr noch eine weitere Klage vor, die Kühn ebenfalls von vielen anderen Unternehmen der Region hört: Mangel an Fachkräften. Sie verweist unter anderem auf die Bemühungen der Arbeitsagentur, qualifizierte Beschäftigte auch aus dem Ausland anzuwerben, um die Lücke zu schließen.

Über eines kann und will sich die Kuschmierz-Gruppe aber nicht beschweren: die Auftragslage.