Verwaltung hätte ins Nahversorgungszentrum ziehen können. Gibt's jetzt noch Alternativen zur Rathaussanierung?

Barsbüttel. Die Gemeinde Barsbüttel muss Schulden abbauen - diese Meinung vertritt nicht nur Bürgermeister Thomas Schreitmüller. Auch die Politik will das Schuldenproblem in Angriff nehmen. Doch wie sollen in der kommenden Wahlperiode Schulden reduziert werden, wenn allein in diesem und im kommenden Jahr mehrere Millionen Euro in die Sanierung des Rathauses investiert werden sollen?

In den vergangenen fünf Jahren habe die Gemeinde ihre Schulden von 17,4 auf 6,7 Millionen Euro verringert, berichtet Schreitmüller. "Wir wollen in diesem Jahr keine neuen Kredite aufnehmen", sagt der Bürgermeister. An welchen Stellen aber gespart werden soll, darüber sind sich die Parteien nicht einig.

Die Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB) und die FDP wünschen sich, dass die Gemeinde spart. Ganz anders SPD und Bündnis 90/Die Grünen; nach 15 Jahren treten die Grünen erstmals wieder zur Kommunalwahl in Barsbüttel an. Beide Parteien fordern, dass die Gemeinde keine Kosten scheut und noch mehr in Bildung und Jugend investiert.

Rathaus-Sanierung wird auf vier Millionen Euro geschätzt

Das auf absehbare Zeit teuerste Projekt im Ort dürfte aber die Sanierung des Rathauses sein. Der 70er-Jahre-Bau am Stiefenhoferplatz wird den Anforderungen an zeitgemäßen Brandschutz nicht gerecht. Außerdem müssen Fenster, Bodenbeläge, sanitäre Anlagen und Heizungen modernisiert werden. "Momentan rechnet die Gemeinde damit, dass vier Millionen Euro investiert werden müssen. Das ist aber nur eine Prognose", sagt Bürgermeister Schreitmüller. Im Juni sollen konkrete Pläne von dem zuständigen Architektenbüro Vlcek vorgelegt werden.

2011 hatten die Fraktionen in Erwägung gezogen, die Verwaltung in das neue Nahversorgungszentrum zu verlegen, das auf dem früheren Grundstück des Bauhofs Am Akku gebaut werden soll. Daraufhin bildete sich eine Bürgerinitiative zum Erhalt des Rathauses an seinem ursprünglichen Platz.

Gemeinde will weitere Krippenplätze schaffen

Schließlich stimmten die Barsbütteler in einem Bürgerentscheid über die Zukunft des Rathauses ab. Dabei sprachen sich rund 75 Prozent der Wähler für den Erhalt aus.

"Es ist keine Luxussanierung. Wir müssen die Brandschutzauflagen erfüllen", sagt Siemer Rosenwinkel, Spitzenkandidat der FDP. Seiner Meinung ist auch Rainer Eickenrodt, Spitzenkandidat und Fraktionschef der Wählergemeinschaft BfB: "Wir müssen renovieren. Aber die Gemeinde hat das Geld nicht über. Wie soll man Schulden reduzieren wenn rund vier Millionen Euro ausgegeben werden müssen?"

Auch die CDU hat Bedenken wegen der Kosten. "Wir müssen abwarten, welche Zahlen uns der Architekt vorlegt. Vielleicht muss man dann über eine Alternative nachdenken", sagt Volkmar Dietel, CDU-Spitzenkandidat in Barsbüttel. Seiner Meinung nach wäre es nicht vertretbar, die Vier-Millionen-Euro-Marke zu überschreiten.

Investieren wird die Gemeinde außerdem in neue Krippenplätze für Kinder unter drei Jahren (U 3). "Wir haben in den vergangenen fünf Jahren 100 neue U-3-Plätze geschaffen", sagt Hermann Hanser, Fraktionschef und Spitzenkandidat der SPD. "Wir werden beispielsweise 600.000 Euro in einen Anbau an der Kita Soltausredder investieren", sagt Bürgermeister Schreitmüller. Zusätzlich wolle man für rund 150.000 Euro eine Kindertagesstätte Am Akku neben dem Senioren- und Therapiezentrum bauen.

"Diese Investitionen sehe ich als notwendig und sinnvoll an", sagt Siemer Rosenwinkel. Dieser Meinung ist auch Hermann Hanser. "Wir sind ab August dazu verpflichtet, die Nachfrage in Barsbüttel komplett abdecken können."

Skeptisch stehen BfB und FDP dem Wunsch der SPD-Fraktion gegenüber, einen Skaterpark und einen Jugendtreff in Willinghusen bauen zu lassen. "Man muss darauf achten, für welche Projekte man Geld ausgibt. Sonst verschulden wir uns weiter", sagt Rainer Eickenrodt.

Ortsdurchfahrt soll verkehrsberuhigt werden

Ein Punkt, in dem sich alle einig sind, ist die Verkehrsberuhigung der Ortsdurchfahrt Barsbüttel. " Man könnte die Ampelschaltung etwas verändern und damit den Durchgangsverkehr über die Umgehungsstraße lenken", schlägt Eickenrodt vor. Eine weitere Idee haben die Grünen: "Busse könnten statt in Haltebuchten auch auf der Fahrbahn halten. Damit wird der Verkehr behindert und verlangsamt", sagt Joachim Germer. Er wird als Spitzenkandidat ins Rennen gehen. "Ich habe ein gutes Bauchgefühl", sagt er über einen möglichen Wiedereinzug seiner Partei in die Gemeindevertretung.

Die CDU setzt große Erwartungen in das neue Nahversorgungszentrum Am Akku. Der Investor, die Firma May & Co. aus Itzehoe, hat der Gemeinde im April 2011 das Grundstück für 3,375 Millionen Euro abgekauft. Der Bauhof ist in einen Neubau am Hanskampring umgezogen. Voraussichtlich im Spätsommer werde mit dem Bau des 150 Meter langen Gebäudekomplex des Nahversorgungszentrums begonnen, meint Volkmar Dietel.

Die CDU habe bereits 2006 die Idee gehabt, ein Einkaufszentrum in Barsbüttel zu bauen. 2011 stimmte die Fraktion gemeinsam mit der SPD und der BfB für die Verlegung des Bauhofs und für den Bau des Nahversorgungszentrums. "Die Kaufkraft der Barsbütteler fließt in andere Gemeinden, weil es hier zu wenig Einkaufsmöglichkeiten gibt", sagt Dietel. In einer Bürgerumfrage, die die Gemeinde 2012 startete, hätten die Bewohner genau diesen Aspekt bemängelt.

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