Bürger können bald investieren. Entscheidung über Standort und Modell gefällt

Es werden drei. Und wo die Windräder in der Bargteheider Feldmark hinkommen sollen, steht nun auch fest: Zwei werden sich im westlichen Teil der rund 20 Hektar großen Fläche am Glindfelder Weg drehen. Und eines soll mittig im Norden platziert werden. Die spannende Frage nach der Bauart und damit nach der Größe der Anlagen hat die Politik jetzt ebenfalls beantwortet. Ausgewählt wurde der Typ Vestas V-112. Die Zahl 112 steht für den Durchmesser der Rotoren. Misst man die Entfernung von der senkrecht nach oben stehenden Flügelspitze bis zum Boden, ergibt sich eine weitere wichtige Zahl. "Die Bauhöhe beträgt 196 Meter", sagt Bargteheides Bauamtsleiter Jürgen Engfer.

Für die Kritiker des Windparks ist das entschieden zu viel. "Die Fläche, die von einem Rotor bestrichen wird, beträgt circa 9800 Quadratmeter. Das ist größer als ein Fußballfeld", sagt Norbert Muras, der Fraktionschef der Bargteheider Wählergemeinschaft (WfB). Außerdem liege die Fläche viel zu nah an der Wohnbebauung. Deshalb könnten niederfrequente Schwingungen unterhalb der Hörschwelle zu Gesundheitsschäden führen.

So stimmten die beiden WfB-Vertreter nun auch im Bau- und Umweltausschuss gegen die Auswahl des Anlagentyps. Damit standen sie jedoch allein. Mit acht Jastimmen war das Votum im Gremium eindeutig.

"Vestas V-112 ist ein gängiger Typ. Die Nennleistung beträgt drei Megawatt", sagt Bauamtsleiter Jürgen Engfer. Die Nennleistung ist die maximal mögliche Leistung einer Anlage und damit eine technische Größe. Von den realen Windverhältnissen wird jedoch abhängen, wie hoch die Energieausbeute tatsächlich ausfällt. Zu niedrig in jedem Fall, meint Gorch-Hannis la Baume (FDP). Auch er ist ein Gegner des Projektes, genauso wie Bürger aus dem benachbarten Jersbeker Ortsteil Klein Hansdorf. Ihnen geht es um die Wohnqualität und die Ruhe, aber vor allem um das nahe gelegene Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook. Der Windpark würde die Zugvogelstraße und die Lebensräume weiterer Tiere bedrohen. La Baume sagt es so: "Die Windräder verschandeln die Landschaft. Und dabei ist die Ausbeute relativ gering."

Thema wird seit eineinhalb Jahren diskutiert

Als das Thema im Dezember 2011 Fahrt aufnahm, herrschte in der Tat Verwunderung. Windenergie aus Bargteheide? Ursprünglich war es nur als Anfrage an die Landesregierung gedacht. Sie sollte die Bargteheider Fläche vorsorglich berücksichtigen. Aber dann wurde schnell ein Plan daraus. Denn ein Zurück, so das Signal aus Kiel, gebe es nun nicht mehr.

Seitdem ist der politische Konsens in der Stadt gewachsen. "Natürlich können wir keine Vollversorgung garantieren", hatte der Bau- und Umweltausschussvorsitzende Friedrich Westerworth (CDU) bei einer programmatischen Debatte in der Stadtvertretung gesagt. Reiche der Wind nicht aus, müsste man anderen Strom dazuholen. Dennoch habe Bargteheide eine Vorbildfunktion. Westerworth: "Wenn wir uns nicht bemühen, das Richtige zu tun, dann machen es andere auch nicht." Parteikollege Hans-Werner Harmuth pflichtete ihm bei: "Wir wollen Klimaschutz. Aber wenn keiner was tut, tut sich gar nichts." Ähnlich hatte sich der Vorsitzende des Projektausschusses Energie, SPD-Fraktionschef Jürgen Weingärtner, geäußert. "Global denken, lokal handeln. Diese Maxime hat dazu geführt, dass ich heute Kommunalpolitik mache", so Weingärtner. Die Welt könne man nicht retten. Aber schon gar nicht, wenn man nichts tue.

Das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein wird die Pläne jetzt prüfen. Wenn die Genehmigung vorliegt, kann die Umsetzung des Projektes beginnen. Bargteheide möchte den Klimaschutz in Kooperation mit den Bürgern voranbringen (wir berichteten). So hat die Stadt mittlerweile die Bürgerwindpark Gesellschaft gegründet. Geschäftsführer sind der Stadtkämmerer Joachim Teschke und Stefan Körner von der Bargteheider Raiffeisenbank.

Vom Geld der Bürger werden die Kredite finanziert

Die GmbH wird die Abwicklung des Projektes übernehmen. "Wir rechnen mit einer Investition in den Windpark von 13,5 bis 13,7 Euro", sagt Bauamtsleiter Jürgen Engfer. Die Bürger können Anteilscheine ab 1000 Euro erwerben - und das in einer Gesamthöhe von maximal 2,7 Millionen Euro. "Das entspricht einer Beteiligung von 20 Prozent. Das ist das übliche Modell", erläutert Bauamtsleiter Jürgen Engfer. Das Geld der Bürger werde dafür benötigt, die erforderlichen Kredite zu finanzieren. Dafür wird dann der Gewinn zu 100 Prozent an die Bargteheider ausgeschüttet. Beteiligen können sich Bürger, die mindestens 18 Jahre alt sind.

Die Zuteilung der Anteilscheine erfolgt in mehreren Schritten. Um möglichst alle Bewerber zu berücksichtigen, kann sich in der ersten Runde jeder melden. In der zweiten Runde wird dann verteilt. Wer mehr als einen Anteilschein möchte, kommt in die nächste Runde. So geht es weiter, bis alle Anteile vergeben und eben möglichst breit gestreut sind. "Dass einer gleich 1000 Anteilscheine erwirbt, wird mit diesem Vorgehen ausgeschlossen", sagt Bauamtsleiter Engfer. Was geschieht jedoch, wenn das Papier schon gleich zu Beginn überzeichnet ist und nicht alle Bewerber wenigstens mit 1000 Euro dabei sein können? Engfer: "Dann wird vermutlich das Los entscheiden."

Damit das alles funktioniert, ist Eile geboten. Denn ein Gesetz, das eine EU-Richtlinie in nationales Recht umsetzt, schreibt für Privatanleger ökologischer Projekte künftig einen Mindestanteil von 20.000 Euro vor. "Dann wäre es allerdings für viele kein Bürgerwindpark mehr, sondern nur noch etwas für Reiche", sagt der Bauamtsleiter. "Die Frist läuft am 23. Juli ab." Bis dahin muss also alles unter Dach und Fach sein.

Die Stadt plant daher für Ende Mai, Anfang Juni eine Einwohnerversammlung. Bis dahin soll auch ein Info-Prospekt fertig sein, den das Steuerbüro MEF in Niebüll erstellt und das die Bürger über Chancen und Risiken beim Einstieg in den Windpark aufklären soll. Wie ernst das genommen wird, zeigt die Tatsache, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht den Prospekt genehmigen muss. Ist das erfolgt, kann er bei der Einwohnerversammlung verteilt, im Rathaus bereitgelegt und ins Internet gestellt werden.