Landesvorsitzender fordert klar definierte Spielregeln für soziale Marktwirtschaft. In Reinbek begeistert er sich für Unternehmensphilosophie der Grossmann GmbH

Ahrensburg/Reinbek. Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion, Heiner Garg, spricht sich für die Einführung von Lohnuntergrenzen in Regionen und Branchen aus, in denen Lohndumping besonders verbreitet ist. "Ich gehöre zu denen, die sagen: Wir brauchen eine Reißleine nach unten", sagte Garg während eines Redaktionsbesuchs bei der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn in Ahrensburg. Am selben Tag war bekannt geworden, dass Daten der Bundesagentur für Arbeit zufolge die Zahl der sogenannten Hartz-IV-Aufstocker - Menschen die trotz sozialversicherungspflichtiger Arbeit zu wenig verdienen, um davon leben zu können - kontinuierlich steigt.

Garg unterstützt damit den Kurs der Parteiführung um FDP-Chef Philipp Rösler, die sich beim Bundesparteitag in Nürnberg am vergangenen Wochenende knapp gegen Kritiker eines solchen Instruments durchgesetzt hatte. Einen flächendeckenden Mindestlohn hält der ehemalige Landesminister für Arbeit, Soziales und Gesundheit dagegen für das falsche Instrument: "Lohn darf nicht im Bundestag beschlossen werden." Das sei grundsätzlich ein Eingriff in die Tarifautonomie.

Gleichwohl brauche eine soziale Marktwirtschaft "ganz klar definierte Spielregeln". Dazu gehört seiner Auffassung auch, die mehrfache Befristung von Arbeitsverträgen einzudämmen. "Eine Zeit lang war den Parteien jedes Mittel recht, um Menschen in Arbeit zu bringen", sagte er. Was als Brücke in die Arbeitswelt gedacht war, werde heute, so Garg, "missbraucht".

Zuvor hatte sich der Ex-Minister gemeinsam mit der FDP-Landtagsabgeordneten Anita Klahn aus Bad Oldesloe bei der Reinbeker Grossmann Feinkost GmbH umgesehen, von deren Unternehmensphilosophie er sich im Anschluss beeindruckt zeigte. "Da haben auch Mitarbeiter feste Arbeitsplätze und sind mit Freude bei der Sache, die von vornherein vielleicht nicht die beste Qualifikation hatten." Unbestätigten Schätzungen zufolge arbeiten rund 230 Menschen bei Grossmann - deren Zahl geheim zu halten, gehört auch zur Unternehmensphilosophie der zur Wernsing-Food-Family (2900 Mitarbeiter, 840 Millionen Euro Umsatz) gehörenden Firma.

Rainer Wiedemann, Leiter der Personalabteilung, brachte das Grossmann-Erfolgsrezept auf eine eingängige Formel: "Wir suchen nicht die Besten. Wir suchen die Richtigen, aus denen wir die Besten machen." Das Unternehmen habe bislang noch nie Probleme gehabt, Personal für sich zu gewinnen. Gleichwohl will seine Abteilung in der Nachwuchsgewinnung neue Wege beschreiten. "Wir drehen mit unseren derzeitigen Auszubildenden ein Azubi-Video, das dann im Internet veröffentlicht wird", so Wiedemann.

Im Reinbeker Gewerbegebiet werden etwa 350 Produkte für den Lebensmittelhandel hergestellt. Die Zahl der Salate beziffert Uwe Stöhr, Mitglied der Geschäftsführung, mit 170, darunter allein 20 verschiedene Kartoffelsalate. Der Anteil echter Handarbeit ist in den Produktionshallen extrem hoch. Und daran werde sich auch in Zukunft nichts ändern", versichert Stöhr. "Das ist unsere Stärke."