Festspieloper Prag präsentiert Verdis “Nabucco“ am 23. Juni. Veranstalter erwarten rund 2000 Besucher

Basthorst. Schwalben über den Köpfen der Zuschauer, laue Sommerluft, ein leuchtender Sonnenuntergang hinter der Bühne, bevor es langsam zu dämmern beginnt - Enno Freiherr von Ruffin erinnert sich gern an die vergangenen Opernaufführungen unter freiem Himmel auf seinem Gut Basthorst zurück. Nach einem Jahr Pause laufen nun die Vorbereitungen für eine Inszenierung des Opernklassikers "Nabucco" von Guiseppe Verdi, die am Sonntag, 23. Juni, auf dem Gut vorgetragen wird.

Das 1841 komponierte Werk in vier Akten handelt vom babylonischen König Nabucco, der die Stadt Jerusalem belagert. Zacharias, der Hohepriester der Hebräer, rät den Bewohnern, auf Gottes Hilfe zu vertrauen: Fenena, Nabuccos jüngere Tochter, könne den Frieden herbeiführen. Aus Liebe hatte Fenena einst Ismaele, den Neffen des hebräischen Königs, aus babylonischer Gefangenschaft befreit und war mit ihm geflohen. Jetzt befindet sie sich als Geisel unter den Hebräern.

Als Nabucco dies erfährt, versichert er, die Stadt nicht mehr plündern zu wollen. Isamel entlässt darauf Fenena in die Freiheit. Nabucco lässt darauf den Tempel niederbrennen. Abigail, die vermeintliche Erstgeborene Nabuccos, erfährt, dass nur Fenena eine echte Königstocher und somit die Thronfolgerin ist. In ihrer Wut bringt sie Nabucco dazu, einen Befehl zur Hinrichtung der Hebräer auszurufen. Sie hofft, dass dadurch auch Fenena getötet werden würde, die inzwischen zum Judentum übergetreten war. Als Fenena zur Hinrichtung geführt wird, ist es an Nabucco, sie zu retten.

Inszeniert wird Verdis Oper von der Festspieloper Prag. Unter der Leitung des Generalmusikdirektors Martin Doubravsky soll das Stück rund 2000 Besucher auf das Gut Basthorst locken. Sie erwartet eine etwa zweieinhalbstündige Vorstellung. "Zwischen dem zweiten und dem dritten Akt gibt es eine Pause von etwa 20 Minuten", sagt Freiherr von Ruffin.

"Das Prager Ensemble tourt mit Nabucco durch ganz Deutschland. Über 100 Personen reisen in Basthorst an. Von ihnen bilden 26 das Orchester, rund 40 kümmern sich um Technik, Ausstattung und Kostüme der Schauspieler", sagt Veranstalter Pavol Munk. Während der Saison lebt das Team in Hotels. Von dort aus geht es mit zwei Reisebussen, zwei Sattelschleppern und vier Lkw zu den Veranstaltungsorten. "Die Künstler sind anspruchsvoll", sagt Munk. Deshalb seien die Busse sehr gut ausgestattet.

Munk ist froh, dass er die tschechische Gruppe für diesen Sommer engagieren konnte. "Viele westeuropäische Ensembles haben es nicht nötig, im Sommer auf Tournee zu gehen. Ohne ihre osteuropäischen Kollegen gäbe es wohl gar keine Opernaufführungen unter freiem Himmel", sagt er. Und obwohl es eine Wanderbühne sei, sei die Qualität der Produktion nach Munks Angaben "hochkarätig". "Die Technik ist qualitativ sehr hochwertig. Allein die Richtmikrofone der Musiker kosten pro Stück 5000 Euro", so der Veranstalter.

Auch die Leistung der Akteure sei beachtlich. "Eine Tournee ist für alle Beteiligten sehr anstrengend", sagt Munk und beschreibt den Ablauf des Veranstaltungstages auf Gut Basthorst. "Um 8 Uhr morgens beginnt der Aufbau. Im Laufe des Tages kommen die Künstler an, singen sich ein und bereiten sich auf die Aufführung vor, die am Abend beginnt. Nach Veranstaltungsende, gegen 22 Uhr, bauen alle Arbeiter zusammen wieder das Gelände ab. Am nächsten Tag geht es dann weiter zum nächsten Veranstaltungsort."

Fehler dürfe sich trotz des straffen Zeitplans niemand erlauben. "Nabucco ist eine weltberühmte Oper. Der Gefangenenchor ist wie eine zweite deutsche Hymne. Die Zuschauer verzeihen deshalb keine Fehler", sagt Munk. Doch der Einsatz zahle sich aus: "Wir bekommen oft Dankesbriefe von Besuchern, die noch lange nach der Veranstaltung von dem Erlebnis profitieren", sagt der Veranstalter.