Ahrensburger Initiative will nach drei Jahren “Staffelstab“ an die Gesellschaft abgeben

Ahrensburg. Nach drei Jahren wird sich der Verein Missbrauch in Ahrensburg zum 22. Juni auflösen. Das hat der Vorsitzende Anselm Kohn jetzt bekannt gegeben. "Das bedeutet nicht, dass sich die Betroffenen nicht weiter vernetzen", sagte Kohn am Rande einer Podiumsdiskussion beim Kirchentag in Hamburg. So bleibe es beispielsweise besonders wichtig, dass sich alle, "die nur das kleinste Puzzleteil beitragen könnten", an der Aufarbeitung der Fälle in Ahrensburg beteiligten. Sie sollten sich, so Kohn, an die unabhängige Kommission wenden, die die Kirche zur Aufklärung eingesetzt hat.

Den Verein, den die Betroffenen der Ahrensburger Missbrauchsfälle im Juni 2010 gegründet hatten, werde es aber nicht weiter geben. "Man kann das Engagement für ein solches Thema nur schwer in die Struktur eines Vereins einbinden", erklärte Kohn. Vor allem aber sei es inzwischen an der Zeit, den "Staffelstab" weiterzugeben. "Die Verantwortung muss an die gesamte Gesellschaft übergehen."

Die evangelische Kirche im Norden habe das Thema aufgenommen und erste wichtige Schritte gemacht. "Etwa die Einführung von Präventionsbeauftragten, die eine Präventionsstruktur aufbauen werden", so Kohn, der außerdem das Lotsenprogramm hervorhebt, das von der Nordkirche eingesetzt wird, um den Kontakt zwischen den Betroffenen und der Kirche zu erleichtern. Besonders aber sei jetzt die Politik gefragt, sagt Kohn. Sie müsse ihre Verantwortung erkennen und die Vorschläge des Runden Tisches gegen Kindesmissbrauch umsetzen. Ein kleiner Verein wie die Initiative Missbrauch Ahrensburg könne die Last nicht schultern, für die Aufklärung und Prävention von Missbrauchsfällen zuständig zu sein.

Aktuell hat der Verein 34 Mitglieder, aktiv waren davon zuletzt etwa sechs bis acht. Der Verein ist in den vergangenen Jahren weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und tätig gewesen. Aktuell ist er zum Beispiel eng in das Programm des Kirchentages in Hamburg eingebunden.

"Entscheidend ist, dass die Kirchentagsbesucher merken, dass Missbrauch ein Thema in der Kirche ist", erklärt Kohn. Neben der Podiumsdiskussion, an der Anselm Kohn die Initiative vertreten hat (wir berichteten), hat der Verein einen Info-Stand beim Markt der Möglichkeiten und am heutigen Sonnabend wird es im Congress-Zentrum in Hamburg (Marseiller Straße 2) um 13.30 Uhr einen Workshop geben.

Bevor der Verein sich auflöst, will er in den kommenden Wochen Bilanz ziehen: Was ist in den vergangenen drei Jahren erreicht worden, wo hat es gehakt - und wo hakt es noch? Kohn: "Es ist uns wichtig zu erfahren, wie die große evangelische Gemeinde zum Thema steht, um gemeinsam zu identifizieren, was es jetzt braucht, um auf allen Ebenen einen guten Umgang zu finden."