Harden bekam einen Schiffsfonds zur Hausfinanzierung. Die Commerzbank muss dem Barsbütteler mehr als 120.000 Euro erstatten.

Barsbüttel. Der Schlaganfall ist ein Zeichen für Thomas Harden. Das stressige Leben als Vorstand und Anteilseigner eines börsennotierten Unternehmens fordert seinen Tribut. Harden beschließt, sein Leben umzukrempeln. Er will mehr Ruhe und mit seinem Partner Wolf Harden in ein eigenes Haus in Barsbüttel ziehen. Durch den Verkauf seiner Anteile an der Firma erlöst er 250.000 Euro. Sie sollen in die Finanzierung des Hauses fließen, das 400.000 Euro kostet. Harden spricht mit dem Berater seiner Hausbank - der Commerzbank. Das war 2008.

"Ich brauchte Hilfe, konnte und wollte mich aufgrund meines damals schlechten Gesundheitszustandes auch nicht mit den Einzelheiten des Finanzierungsmodells befassen", so Harden heute. Klar sei aber immer gewesen: Das Geld habe er nicht spekulativ anlegen, sondern in sein neues Zuhause investieren wollen. Sein Bankberater schlägt eine ungewöhnliche Lösung vor. Einen Großteil seines Geldes soll Harden nicht direkt in die Hausfinanzierung stecken, sondern in einen Schiffsfonds - er trägt den Titel "Containerriesen der Zukunft", kurz CFB 167. Der Berater, so erinnert sich Thomas Harden, habe ihm versichert, dass es eine sichere Sache sei.

"Ich habe gefragt, ob es irgendein Risiko gibt", sagt der Barsbütteler. "Der Berater antwortete mir, dass das einzige Risiko der Weltuntergang sei." Es kommt anders - zwar nicht die Welt, aber die US-Bank Lehmann Brothers kollabiert. Die Finanzkrise bricht aus. Der Schiffsfonds entwickelt sich negativ. Von der versprochenen Mindestrendite von sechs Prozent ist die Anlage weit entfernt. Hardens Finanzierung gerät ins Schlingern. Hinzu kommt, dass er bei der Bank ein höheres Darlehen aufnehmen musste, weil Teile seines Geldes in den Schiffsfonds geflossen sind und nicht in das Haus.

Er ist irritiert, macht sich Sorgen und fragt bei der Commerzbank, bei der er seit seinem 17. Lebensjahr Kunde ist, nach. Von seinem Berater hatte er länger nichts gehört. "Eine andere Mitarbeiterin der Bank sagte mir dann, dass mein langjähriger Berater nicht mehr bei der Bank sei", so der Barsbütteler. Die Nachfolgerin habe dann gesagt, dass die Anlagestrategie doch ziemlich riskant gewesen sei, aber die Commerzbank Harden jederzeit helfen werde. Viele der eingereichten Unterlagen seien mit dem ehemaligen Berater verschwunden, habe ihm die Bank gesagt.

"Ich hatte immer auf eine versprochene Auszahlung 2012 gebaut, die mir auch mehrmals seitens der Bank bestätigt wurde." Doch dann kam ein Brief von der Reederei, bei der der Fonds lief. Darin seien die Anleger informiert worden, dass es keine Ausschüttung gebe. Harden ist verzweifelt. Er fürchtet, sein Haus zu verlieren. "Die neue Beraterin sagte uns frei heraus, wir müssten uns über einen Verkauf Gedanken machten", sagt der 49-Jährige. Er denkt zunächst nicht daran, die Commerzbank zu verklagen. Als er doch darüber grübelt, hätten ihm Freunde abgeraten, so Harden. "Die meinten nur: 'Leg dich nicht mit den Banken an.'"

Eines Tages liest Harden im Hamburger Abendblatt von einem Prozess gegen die Commerzbank wegen Falschberatung. Er ändert seine Meinung und nimmt sich den Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht Amadeus Greiff aus Bad Oldesloe.

"Die Besonderheit des Falles ist, dass Herr Harden kein typischer Anleger-Kunde war, sondern eine Hausfinanzierung suchte", sagt Greiff. Die Bank habe ihn doppelt geschädigt. "Die Commerzbank hat auf diese Weise doppelt verdient, Provisionen für den Schiffsfonds sowie wesentlich höhere Zinsen für das Darlehen", so der Anwalt. In seiner Anklageschrift fordert er für seinen Mandanten rund 106.000 Euro von der Bank. Eines spielt Harden und Greiff in die Hände. "Der ehemalige Berater war außergewöhnlich ehrlich. Das kommt selten vor", sagt Greiff. So habe er zugegeben, dass für Herrn Harden offenbar die Sicherheit der Anlage eine "sehr große Rolle gespielt" habe, so der Anwalt. Das war wohl ein entscheidender Satz. Das Landgericht Hamburg gibt Harden recht. Die Commerzbank muss ihm rund 105.000 Euro erstatten und den laufenden Fonds CFB 167 übernehmen. Hinzu kommen die Entschädigung für den Zinsschaden, der sich bereits bis Mai 2012 allein auf mehr als 16.000 Euro beläuft.

Greiff führt viele Prozesse gegen Banken - einen Großteil davon gegen die Commerzbank. "Sie verhält sich meist nicht sehr geschickt. So auch bei diesem Fall", sagt der Oldesloer Anwalt. Grund sei, dass die Bank ein Vergleichsangebot in letzter Minute ausschlug. Danach hätte sie einmalig 85.000 Euro bezahlen müssen. Greiff: "Bei einem Vergleich hätten wir uns auch verpflichtet, nicht an die Öffentlichkeit zu gehen." Nun muss die Bank neben den höheren Kosten auch noch mit der negativen Presse leben. Thomas und Wolf Harden haben das Vertrauen in die Finanzfachleute der Banken verloren.

Die Commerzbank will sich auf Nachfrage gegenüber der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn nicht zu dem Fall äußern. Sie hat gegen das Urteil des Landgerichtes Hamburg allerdings keine Berufung eingelegt, sodass es nun rechtskräftig ist.