13 Kabelschränke sind bereits verschönert, weitere folgen. In der Stadt stehen rund 1300

Glinde. Der Geruch des Sprühlacks, den Daniel Siedel für seine Werke benutzt, liegt an diesem Freitagmorgen noch in der Luft. Sorgen, erwischt zu werden, muss sich der Hamburger nicht machen. Der Graffiti-Künstler darf die drei Stromkästen am Markt besprühen - ganz offiziell. Mehr sogar, er sprüht im Auftrag der Stadt und Motive, die sich der Sponsor, Musikschulleiter und Kulturwochen-Initiator Dieter Teske, ausgedacht hat. Rund zehn Stunden hat Siedel am Kunstwerk an den drei Stromkästen gesprüht. Entstanden sind drei leuchtende Bilder, die von der ehemaligen Tristesse der Kästen nichts mehr erahnen lassen.

"Das Grau der vielen Stromkästen durch Bilder zu ersetzen ist seit Jahren ein beliebter Trend", sagt Teske, der für das Kunstwerk rund 500 Euro an die Stadt gespendet hat. "Die Stromkästen brachten mich auf die Idee, ein Zeichen für Kultur in Glinde zu setzen." Das Motiv mit den Elementen Fiddler On The Roof, Kleeblättern und Vögeln soll zum Beispiel für die Musik stehen, die Teske mit der Musikschule und seinen Chören fest im Glinder Kulturleben verankert hat. "Das Bild soll uns einfach daran erinnern, dass Musik und darüber hinaus Kunst allgemein ein Teil unseres Lebens ist. Und will man nichts hineinlesen, hoffen wir, dass viele Menschen einfach nur Freude bei der Betrachtung dieses Bildes haben."

Mit den bunten Motiven sähen die Kästen wirklich viel schöner aus, sagte am Freitag eine Passantin, die das Gespräch mitgehört hatte. "Das sollte man mit noch mehr dieser Kästen machen." Bürgermeister Rainhard Zug und seine Mitarbeiterin Anke Pohlmann sehen das genauso. Seit vergangenem Sommer werben sie dafür, dass sich Kaufleute, Betriebe und Bürger für die Verschönerung von Stromkästen einsetzen.

In vielen Städten im Kreis Stormarn gibt es gute Beispiele dafür, wie sehr die bunten Kästen das Stadtbild verschönern. So hat Künstler Daniel Siedel zum Beispiel auch in Ahrensburg schon die Sprühflasche ausgepackt. Und in Barsbüttel sind ganze Straßenzüge bunt durchzogen. In Glinde gibt es mit den drei am Freitag fertiggestellten Kästen insgesamt 13 Stromkästen, die von Graffiti-Künstlern besprüht worden sind. Vier neue Aufträge sind bereits bei Anke Pohlmann eingegangen. Rund 150 Euro kostet es, kleinere Kästen besprühen zu lassen, rund 280 sind es für größere. Die Motive können die Sponsoren gemeinsam mit den Künstlern aussuchen und besprechen. Anke Pohlmann kümmert sich dann um die Genehmigung.

"Manchmal ist das eine Detektivarbeit wie bei Sherlock Holmes", sagt Pohlmann. Die rund 1300 Stromkästen, die auf Glinder Stadtgebiet stehen, gehören den unterschiedlichsten Strom- und Telekommunikationsanbietern und der Post. Gerade bei den größeren Unternehmen komme es da schon mal zu langwierigen Recherchearbeiten, wer denn nun die Erlaubnis zum Sprühen erteilen kann. Der Aufwand aber lohne sich, meint Anke Pohlmann. Zum einen natürlich, weil die Stromkästen nachher viel schöner aussehen. Aber auch, "weil das ein guter Schutz vor Vandalismus ist". Es gebe einen Ehrenkodex unter Sprayern, erklärt Daniel Siedel. Das Werk eines anderen Sprayers wird nicht übersprüht.

Die Stadt Glinde hat eine Internetseite eingerichtet, auf der sie nach und nach die neu gestalteten Stromkästen veröffentlicht und auch erklärt, wie die Motive zustande gekommen sind. Bürgermeister Rainhard Zug: "Jeder Kasten hat seine Geschichte."