Bei der Kommunalwahl am 26. Mai sind 823 Mandate zu vergeben, 64 Wählergruppen schicken Kandidaten ins Rennen. Stormarn verzeichnet immer noch einen Bevölkerungszuwachs.

Bad Oldesloe. Schätzungsweise 190.000 Stormarner können in knapp einem Monat, am Sonntag, 26. Mai, darüber abstimmen, wer in den kommenden fünf Jahren ihre Interessen im Kreistag und in den Parlamenten der Kommunen vertritt. Die genaue Zahl der Wahlberechtigten wird noch ermittelt; bei der vorangegangenen Kommunalwahl im Mai 2008 waren es exakt 187.451. "Diesmal dürften es etwas mehr sein", sagt Hermann Harder von der Kommunalaufsicht des Kreises, in dessen Zuständigkeit auch Wahlen fallen. Der Grund für den prognostizierten Anstieg: Stormarn verzeichnet immer noch einen Bevölkerungszuwachs.

Schätzungsweise 190.000 Stormarner: Das sind alle Bürger, die einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union angehören, am Tag der Wahl mindestens 16 Jahre alt sind und seit wenigstens sechs Wochen im Kreisgebiet wohnen. Sie können entscheiden über die Verteilung von insgesamt 823 Mandaten, die auf Kreisebene, in sechs Städten und 49 Gemeinden zu vergeben sind. Jeder Wahlberechtigte kann zweimal abstimmen: über die künftige Politik im Kreis und in seinem Wohnort.

Es gibt insofern zwei Stimmzettel. Pinkfarben ist der für die Kreis-, weiß der für die Gemeindewahl. Doch mit zwei Kreuzen ist es dennoch nicht unbedingt getan. "Wie viele Stimmen jemand hat, hängt davon ab, wo er wohnt", sagt Hermann Harder. Einzige Konstante: Auf dem pinkfarbenen Stimmzettel darf in jedem Fall nur ein einziges Kreuz gemacht werden. Damit bestimmt der Wähler zum einen den Direktkandidaten seines Vertrauens aus seinem Wahlkreis. Hier gilt das Prinzip der Mehrheitswahl: Wer die meisten Stimmen hat, zieht in das sechseckige Parlamentsgebäude gegenüber dem Oldesloer Bahnhof ein. "Gleichzeitig sind alle diese Stimmen zusammen entscheidend für die prozentuale Sitzverteilung im Kreistag", sagt Harder.

Das eine Kreuz vereint also, was zum Beispiel bei Bundestagswahlen Erst- (Direktkandidat) und Zweitstimme (Sitzverteilung) bewirken. Einziger, aber wesentlicher Unterschied: Stimmensplitting ist nicht möglich. Niemand kann einen Direktkandidaten etwa von CDU oder SPD wählen, die Zweitstimme hingegen beispielsweise FDP oder Grünen geben. Nach demselben Prinzip werden die lokalen Parlamente in den Städten und Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern (weißer Stimmzettel!) gewählt.

Für die kleineren Dörfer sieht das Wahlrecht eine andere Lösung vor. "In Orten mit 1000 bis 5000 Einwohnern haben die Wähler bei der Gemeindewahl zwei Stimmen", sagt Hermann Harder, "sie können also zwei Kandidaten in die Gemeindevertretung wählen." In den kleinsten Dörfern dürfen die Bürger bei der Gemeindewahl sogar sieben Kreuze machen, also sieben Kandidaten bestimmen. Es sind jene Orte, in denen die Kandidaten mitunter gar keinen Parteien angehören, sondern lokalen Wählergemeinschaften. Hermann Harder: "Auf kommunaler Ebene sind in Stormarn diesmal 64 verschiedene Wählergruppen am Start."

Je kleiner ein Ort ist, desto mehr Kreuze macht der Wähler? Vom Grundsatz her stimmte das, gäbe es in Stormarn nicht noch eine Ausnahme. In der sogenannten Kleinstgemeinde Hohenfelde im Amt Trittau mit ihren weniger als 60 Einwohnern bilden kraft der Landesverfassung alle wahlberechtigten Bürger automatisch die sogenannte Gemeindeversammlung. Eine Wahl erübrigt sich insofern, die Hohenfelder können am 26. Mai einzig und allein über die Zusammensetzung des Kreistags entscheiden.

Der soll unterdessen in der kommenden Legislaturperiode schrumpfen - im Idealfall um beinahe ein Viertel seiner Abgeordneten. Mit derzeit 64 Parlamentariern hat er momentan seine Allzeitgröße erreicht. Ziel ist, das hat die Landesregierung bereits im März vergangenen Jahres mit einer Änderung des Wahlrechts beschlossen, dass die Sollstärke von 49 Abgeordneten nach Möglichkeit nicht mehr deutlich überschritten wird. " Dass es aktuell so viele Abgeordnete gibt, resultiert aus einer großen Zahl an Überhangmandaten", erläutert Hermann Harder. Weil 2008 die Direktkandidaten der CDU in 28 von 29 Wahlkreisen erfolgreich waren, errang die Partei viel mehr der 49 Sitze, als es ihrem prozentualen Stimmenanteil entsprach. Also durften auch die anderen Parteien mehr Abgeordnete entsenden. Diesmal sind die Wahlkreise neu geschnitten worden, es gibt nur noch 25. "Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es weniger Überhangmandate gibt", sagt der Wahlexperte Harder. Weniger Wahlkreise, weniger Direktkandidaten - darauf läuft es auch bei den Gemeindewahlen in den größeren Städten Stormarns hinaus. Hermann Harder: "In Orten mit mehr als 15.000 Einwohnern gibt es jeweils einen weniger als bei früheren Wahlen."