Autowerkstatt, Klinik, Krankenkasse: Mädchen und Jungen erobern am ehemaligen Girls' Day Stormarner Firmen und sammeln Eindrücke aus dem Alltag in verschiedenen Berufen.

Ahrensburg. Fachmännisch setzt Julia Lening den Schlagschrauber an die Radmutter. "Ich habe heute schon einige Sommerräder montiert", sagt die 13-Jährige stolz. Es ist Girls' Day - beziehungsweise "Girls' Day und Boys' Day" oder "Zukunftstag", wie der frühere Mädchentag heute heißt. Julia hat ihren Vater Alexander zu dessen Arbeitsplatz in die Autoschnellhilfe Ahrensburg, eine Kfz-Werkstatt, begleitet - und es gefällt ihr richtig gut. "Ich könnte mir jetzt sogar vorstellen, hier öfter mitzuhelfen", sagt die Siebtklässlerin, die gern mit Freundinnen shoppen geht und Musik hört. "Vorher habe ich mich nicht für Technik interessiert."

Es ist ein Tag, an dem Mädchen und Jungen die Gelegenheit haben, in Berufe hineinzuschnuppern, die sie normalerweise vielleicht nicht in Betracht ziehen würden. Viele Stormarner Firmen machen schon seit Jahren mit und laden Jugendliche ab der fünften Klasse ein. Die Park-Klinik Manhagen in Großhansdorf gehört dazu. Fabian Hunger aus Timmerhorn ist einer von sieben Jungen, die einen Schultag lang als Pfleger mithelfen. "Wir verteilen das Essen, bringen den Patienten Tee und helfen, Verbände zu wechseln", sagt Fabian. Seine Augen strahlen: Die Aufgaben gefallen ihm.

Auch der zwölf Jahre alte Jonathan Kroggel aus Bad Oldesloe erlebt den Krankenhausalltag in Großhansdorf hautnah mit. "Der Beruf des Krankenpflegers ist auch sehr interessant, eigentlich möchte ich aber Polizist werden", sagt der Sechstklässler, der die Theodor-Storm-Schule besucht. Anders Fabian, der nach seinem Schulabschluss am Kopernikus Gymnasium in Bargteheide unbedingt einen Pflegeberuf ergreifen möchte. "Es ist schön, den Menschen helfen zu können", sagt er. Schon seit er sechs Jahre alt sei, träume er davon, später im Krankenhaus zu arbeiten. "Ich würde hier gerne bald ein Praktikum machen", sagt Fabian.

Mit Gesundheit beschäftigt sich einige Kilometer von der Park-Klinik entfernt auch der 13-jährige Finn Westphal. Er hat seine Mutter Wiebke zu ihrer Arbeit begleitet. Die Ökotrophologin arbeitet als Ernährungsberaterin in der AOK-Geschäftsstelle in Ahrensburg. "Berufe im Büro sind bei vielen Kindern noch nicht so präsent", sagt Westphal. "Es ist sinnvoll, dass die Kinder einen Einblick in das Arbeitsleben bekommen." Restlos von ihrem Beruf überzeugen kann sie ihren Sohn allerdings nicht: "Ich möchte am liebsten Fluglotse werden", sagt Finn.

Spaß mache ihm der Tag bei der Krankenkasse trotzdem. Für ihn und die anderen 13 Teilnehmer haben die Auszubildenden Alexander Mazuw, Eileen Schulz, Felix Niemann und Jeanette Rohlf extra eine Rallye vorbereitet, bei der die verschiedenen Berufe im Hause vorgestellt werden. "Wir haben uns in diesem Jahr dazu entschieden, nur Jungs bei uns aufzunehmen", sagt Silke Klink von der AOK. "Denn für die ist das Angebot beim Zukunftstag weitaus geringer als für die Mädchen." Vor allem den Beruf des Sozialversicherungsfachangestellten habe sie den Kindern näherbringen wollen. "Ich hoffe, dass sich einige der Jungs zu einer Ausbildung in diesem Bereich entscheiden", sagt Klink.

Reges Treiben herrscht auch bei der Edding AG in Ahrensburg. Dort haben sich 26 Jungen und Mädchen angemeldet, um den Betrieb kennenzulernen. Corinna Naeve, die die siebte Klasse der Theodor-Mommsen-Schule in Bad Oldesloe besucht, ist durch ihren Vater auf die Edding AG gestoßen. "Er arbeitet hier als International Sales Manager", sagt die 13-Jährige. "Ich möchte gern Innenarchitektin werden, aber die Berufe, die uns heute vorgestellt werden, haben sich auch interessant angehört." Besonders gut habe ihr der Bereich der Messeorganisation gefallen. Der elfjährige Oliver Schmidt, der die fünfte Klasse der Friedrich-Junge-Schule in Großhansdorf besucht, hat schon jetzt eine genaue Vorstellung davon, was er später beruflich machen möchte. "Ich möchte im IT-Bereich arbeiten", sagt er.

Doch nicht nur die verschiedenen Berufsfelder des Betriebes haben die Jugendlichen bei Edding kennengelernt. "Sie haben die Produkte auch selbst ausprobiert und haben kreativ gearbeitet", sagt Marcus Kuhlmann, der den Zukunftstag für den Betrieb organisiert hat. "Als Andenken konnte jeder eine Tasche bemalen."