Das Cinema Paradiso ist gerettet: Die Stadt legt Geld für die Digitalisierung drauf. Hans-Peter Jansen verlängert den Pachtvertrag. “Vor allem für die Menschen, die nicht mobil sind, ist es ein Anlaufpunkt.“

Bargteheide. In Bargteheide ist die Freude über die Rettung des Cinema Paradiso groß. Wie gestern berichtet, ist mit der Verlängerung des Pachtvertrages die nervenaufreibende Hängepartie endlich beendet. "Wir legen auf die 20.000 Euro noch einmal bis zu 30.000 Euro drauf", sagt Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz. Es sind lebenswichtige 30.000 Euro, denn der von der Stadt zugesicherte Zuschuss von maximal 50.000 Euro für die Digitalisierung des Kinos im Kleinen Theater Bargteheide hat die Wende gebracht. Nach der hochemotionalen Ankündigung, hinzuschmeißen, hat Pächter Hans-Peter Jansen nun doch unterschrieben und sich damit für fünf weitere Jahre verpflichtet.

"Das Kino ist so wichtig für die Stadt", sagt Ulrike Timm, die seit sieben Jahren in Bargteheide wohnt. "Vor allem für Kinder und Jugendliche und ältere Menschen, die nicht mobil sind, ist es ein Anlaufpunkt." Sie habe gehofft, dass es bestehen bleibt. Timm: "Es gehört einfach zur Stadt."

Ohne das finanzielle Zugeständnis der Stadt hätte die Geschichte allerdings böse ausgehen können. Das Ahrensburger Kino ist schon lange verschwunden und wird schmerzlich vermisst. Wären auch noch in Bargteheide die Filmlichter ausgegangen, hätte es in Stormarn düster ausgesehen - mit nur noch einem Kino in Bad Oldesloe. "Ich bin sehr erleichtert und froh", sagt Jansen, der zurzeit beim Filmfestival in Baden-Baden ist und sich anschaut, worauf sich demnächst auch das Bargteheider Publikum freuen darf. Jansen: "Meine Mitarbeiter haben gejubelt."

Grund zum Jubeln sehen auch viele Bargteheider. Wolfgang Blum ist einer von ihnen, der sich freut. "Ich habe mir hier schon als Jugendlicher Filme angesehen", sagt der 49-Jährige. "Mit einer etwas aktuelleren Filmauswahl würde das Kino vielleicht für noch mehr Menschen attraktiver werden."

"Im Umkreis gibt es kein vergleichbares Kino", sagt Andrea Hunger, die regelmäßig aus Steinburg ins Cinema Paradiso kommt. "Die Atmosphäre ist schön. Moderne Kinos sind oft zu laut und zu groß." Ihr gefielen auch die Filmauswahl und das Restaurant. Hunger: "Es wäre sehr schade gewesen, wenn das Kino geschlossen hätte."

Im Februar hatte es noch ganz danach ausgesehen. "Mein Vertrag läuft bis 2015. Danach ist Schluss", hatte Jansen damals gesagt. Dass es nun doch weitergeht, habe zwei Gründe. Jansen: "Ich habe die Politik mit ins Boot geholt und auch von ihr ein positives Feedback bekommen. Und zweitens übernimmt die Stadt komplett die restliche Finanzierung der Digitalisierung." Also das, was nach den Zuschüssen von der Filmförderungsanstalt Berlin und von Bund und Land übrig bleibe. Die neue Vorführtechnik ist unabdingbar, um weiterhin Filme ausleihen zu können. Sie kostet rund 100.000 Euro. Die Förderung liegt bei 55.000 bis 60.000 Euro. Die Differenz übernimmt die Stadt. Jansen: "Das funktioniert."

Aus Sicht des Bargteheider Bürgermeisters Henning Görtz endet das monatelange Tauziehen so: "Es gibt zwei wichtige Ergebnisse. Das Kino bleibt. Und zweitens: Es wäre auch alles geräuschloser gegangen." Die Stadt habe von Anfang an signalisiert, dass sie sich stärker an den Kosten der Digitalisierung beteiligen wolle. Jansen habe darauf nicht reagiert. "So geht man nicht miteinander um", sagt der Bürgermeister. "Aber das Ergebnis ist in Ordnung. Vorausgesetzt, die Fördermittel kommen nun auch."

Die Anträge an die Filmförderungsanstalt (FFA) hatte Jansen bereits gestellt. Wirksam waren sie nicht, weil der Fünfjahres-Pachtvertrag fehlte, den die FFA zur Bedingung macht, um das Geld sicher angelegt zu wissen. Nun ist er unter Dach und Fach. "Die Fördermittel kommen", sagt Jansen. Nur wann, das sei angesichts der Verzögerung noch unklar. Die Stadt werde vorfinanzieren.

Bleibt eine Frage: Der Fortbestand des Cinema Paradiso ist gerettet - obwohl eine zentrale Forderung von Jansen nicht erfüllt worden ist: Aus einer Subvention des Kinos wird nichts. Dabei hatte er gerade darauf gedrängt. "Das Gespräch mit Herrn Jansen hat ergeben, dass die Forderung, einen in welcher Form auch immer darstellbaren Betriebskostenzuschuss der Stadt an das Kino zu zahlen, von ihm nicht mehr aufrechterhalten wird." So heißt es in einer Presseerklärung der Stadt. Im Klartext: Die Forderung nach Subvention ist vom Tisch. Jansens Begründung: "Der Besucherrückgang hat mit der Belegung des Hauses an den verkaufsstarken Wochenenden zu tun. Und darüber soll noch verhandelt werden." Wenn es dann ein Regelwerk gebe, sei eine Subventionierung nicht mehr nötig.

"Die Finanzierung der Digitalisierung und die Belegung des Hauses sind zwei verschiedene Dinge. Das darf nicht in einen Topf geschmissen werden", sagt dazu Bürgermeister Henning Görtz. Die Frage der Wochenendnutzung werde später besprochen. Görtz: "Die Vereinbarung mit Jansen löst ein Problem. Das war das Ziel. Und nicht, gleich ein neues zu schaffen."