Die Anlieger in der Region fürchten um ihre Sicherheit und kommen nicht mehr von ihren Grundstücken. Jetzt sorgt ein Brief an Firmen im Nachbarkreis für Empörung auf politischem Parkett.

Tangstedt. Sie donnern gefährlich durchs Dorf, erschüttern mit ihrer Schwerlast den Boden, halten oft die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit nicht ein. Die Anlieger fürchten um ihre Sicherheit und kommen nicht mehr von ihren Grundstücken. Der Lkw-Verkehr durch Tangstedt nimmt dramatisch zu und belastet insbesondere die Harksheider Straße, die Kreisstraße 81, im Ortsteil Wilstedt.

Der Tangstedter CDU-Politiker und Kreistagsabgeordnete Jürgen Lamp hat jetzt die Unternehmen aus dem Norderstedter Industriegebiet Oststraße ins Visier genommen und ihnen ein Schreiben in den Briefkasten gesteckt. Norderstedts Politiker und Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote allerdings reagierten empört auf die Lamp-Aktion.

"Es gab in den vergangenen Monaten Verärgerung der Anlieger, weil die Stormarner Verwaltung die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kilometer pro Stunde an der Harksheider Straße wieder kassiert hat", sagt Lamp. Außerdem führen immer wieder Lastzüge durch den Kringelweg, der weder aufgrund seiner Breite noch aufgrund des Straßenbelages dafür geeignet sei. Dadurch komme es immer wieder zu gefährlichen Situationen.

Nach einer Ortsbegehung schlägt Lamp der Stormarner Kreisverwaltung in einem Maßnahmenkatalog unter anderem den Bau einer Entlastungsstraße vor, ferner Tempo 30, Gewichtsbeschränkung, Geschwindigkeitskontrollen, Fahrbahnverschwenkung an den Ortseinfahrten, optische Geschwindigkeitshemmer wie Holz- oder Baumtore.

"Die K 81 ist nicht für 40-Tonner gebaut, wir brauchen eine Umgehungsstraße", fordert Jürgen Siggelkow. Außerdem habe sich der Durchgangsverkehr durch die Norderstedter Baustellen an der Segeberger Chaussee (B 432), Höhe Hummelsbütteler Steindamm, und am Knotenpunkt Ochsenzoll verdreifacht.

"An der Harksheider Straße fehlt ein Schild, das Lkw von mehr als 5,5 Tonnen die Durchfahrt verbietet, viele Lkw-Fahrer haben aus Kostengründen Pkw-Navis an Bord und werden damit durch enge Straßen gelotst", sagt Anwohner Peter Hansen. Außerdem rasten die Lkw teilweise mit 70 bis 80 Sachen durch den Ort.

"Meine Garage steht an der Harksheider Straße, und ich komme wegen der Lastwagen nicht mehr von meinem Grundstück", sagt Klaus Stöver und schimpft über die hohe, auch nächtliche Lärmbelästigung.

Auf Lamps Steckbrief-Aktion im Norderstedter Gewerbegebiet Oststraße gibt es bereits Firmen-Reaktionen. "Penny hat großes Verständnis für die Anwohner und hat seine externen Dienstleister und Spediteure um ein Verhalten in Sinne der Anwohner gebeten", sagt Andreas Krämer von der Penny/Rewe-Group. Die Firma unterhält ein Auslieferungslager an der Oststraße. "Die Problematik ist bekannt, doch wenn der Knotenpunkt Ochsenzoll fertig ist, dürfte sich die Lage entspannen. Viel Verkehr verursachen aber auch die schweren Kieslaster der Tangstedter Firma Eggers", sagt Daniel Slotta, Prokurist der Norderstedter Transport- und Logistik GmbH.

Heftige Reaktionen gab es nach Lamps Steckbrief-Aktion im Norderstedter Hauptausschuss. "Herr Lamp macht Wahlkampf", sagt Jürgen Lange. Der SPD-Stadtvertreter in Norderstedt moniert, dass die Gemeinde Tangstedt nicht bereit gewesen sei, intensiv an einer Lösung des Problems mitzuarbeiten. "Eine Gemeinde, die ein großes Kiesabbau-Unternehmen ansiedelt, deren Lkw durch Wohngebiete fahren, ist nicht glaubwürdig", sagt Lange.

Die Norderstedter und Tangstedter hätten im gemeinsamen Nachbarschaftsausschuss bereits eine Umgehungsstraße beschlossen, die an der K 81 rechts ab südlich um Wilstedt und nördlich um Tangstedt herum an die B 432 führen könne. "Diese Lösung ist aber von der Tangstedter CDU wieder kassiert worden", sagt Lange. Jetzt haben die Mitglieder des Norderstedter Hauptausschusses Oberbürgermeister Grote gebeten, diesen Nachbarschaftsausschuss zu aktivieren. Der sagt: "Wir haben Tangstedt immer wieder Vorschläge für Baumaßnahmen gemacht, sie führten aber nie zu einem Ergebnis."