Stormarner lehnen die jetzt ins Gespräch gebrachte Gebietsreform aber ab

Ahrensburg. Stormarner Wirtschaftsvertreter und -förderer halten eine engere Zusammenarbeit der Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg für sinnvoll. Wichtig sei außerdem eine bessere Vernetzung mit Hamburg, etwa in Sachen Wohnungsbau. Einer radikalen Reform, wie sie der Unternehmervertreter Michael Thomas Fröhlich neu ins Spiel gebracht hat, erteilen sie jedoch eine klare Absage. Der Kreis Stormarn sei gut aufgestellt und müsse als Verwaltungsebene erhalten bleiben.

Fröhlich ist der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein, kurz UV Nord. Dem Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag sagte er jetzt, dass eine große Gemeindereform nötig sei. Das Land Schleswig-Holstein sei "völlig überverwaltet", es leiste sich annähernd 50 selbstständige Landesbehörden, rund 100 Amtsverwaltungen, elf Kreise und vier kreisfreie Städte. Eine Verwaltungsebene müsse in Zukunft eingespart werden, außerdem sei der Landtag zu groß. Konkretere Vorschläge machte Fröhlich nicht.

Nicole Marquardsen, Geschäftsführerin des Verbands der Südholsteinischen Wirtschaft (VSW), sagt zu Fröhlichs Vorstoß: "Das Thema Gebietsreform nur unter dem Kostenaspekt zu betrachten ist zu kurz gedacht." Und: Dem Kreis Stormarn als Verwaltungsebene sei nichts vorzuwerfen. "Der Kreis wird kosteneffizient geführt", sagt die Chefin des in Reinbek ansässigen Verbandes, in dem 328 Unternehmen Mitglieder sind.

Das gelte auch für den Kreis Herzogtum Lauenburg. Eine Gebietsreform wäre auch für den VSW vorstellbar, sie müsse aber unter "strategischen" Gesichtspunkten diskutiert werden, nicht so sehr unter dem Kostenaspekt. Konkret wäre "vorstellbar, dass die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg enger zusammenarbeiten".

Ähnlich sieht es Norbert Leinius, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS). "Stormarn hat als Kreis die ideale Größenordnung. Aber er könnte sicher noch enger mit anderen Umlandkreisen kooperieren." Denkbar sei zum Beispiel, dass Stormarn in Sachen Tourismus und Wirtschaftsförderung stärker mit dem Kreis Herzogtum Lauenburg zusammenarbeitet. Leinius hält auch eine stärkere Vernetzung mit Hamburg für nötig. "Die Zusammenarbeit in Sachen Wohnungsbau und Siedlungsentwicklung muss noch besser werden", sagt er. Und auch Städte und Gemeinden in Stormarn könnten noch enger zusammenrücken - "auf freiwilliger Basis." Leinius: "Denkbar wäre zum Beispiel, dass Ahrensburg und Großhansdorf eines Tages ein gemeinsames Einwohnermeldeamt haben."

Stormarns Landrat Klaus Plöger sieht derzeit "keinen Bedarf" für eine Diskussion um die kommunale Struktur. Stormarn jedenfalls habe die richtige Größe für einen Kreis und sei finanziell und wirtschaftlich sehr gut aufgestellt. Und die Zusammenarbeit mit dem Kreis Herzogtum Lauenburg gebe es schon: "Da, wo es geht, machen wir es." Ein Beispiel sei die Abfallwirtschaft Südholstein, die für beide Kreise zuständig ist.