Andreas Breitner, Chef des Innenressorts in Schleswig-Holstein, kündigt sechs Beratungsstellen an. Eine sei im Hamburger Umland geplant. Bei einem Besuch sicherte er Glinde Unterstützung zu.

Glinde. Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner (SPD) hat einen spontanen Besuch im Glinder Rathaus am Sonnabend genutzt, um den Bürgern sein Lob im Kampf gegen rechts auszusprechen und seine Unterstützung zuzusichern. Die Initiative, die seit Längerem gegen das Geschäft Tønsberg an der Möllner Landstraße demonstriert, das die in der rechten Szene beliebte Kleidermarke Thor Steinar führt, war dabei in erster Linie Adressat des Lobes, das Breitner vor Lokalpolitikern aussprach. Aber auch für die breite Unterstützung innerhalb der Bevölkerung dankte der Minister.

Der Protest habe Respekt und Anerkennung verdient, so Breitner, der darüber hinaus betonte, dass er sich für ein NPD-Verbot auf Bundesebene einsetze. Auch stellte er sich dieser und weiteren Aktionen persönlich zur Verfügung. Die Initiative Glinde gegen rechts hält seit 486 Tagen Mahnwachen vor dem Bekleidungsgeschäft ab, um "potenzielle Kunden abzuschrecken und Präsenz zu zeigen", wie es ein Aktivist, der namentlich nicht genannt werden wollte, vor dem Laden formulierte.

Alle an der Initiative Beteiligten zeigten sich optimistisch, obgleich Glindes Bürgermeister Rainhard Zug einräumen musste, dass das Geschäft wohl noch bis zum Auslaufen des Mietvertrages im Jahr 2015 in der Nachbarschaft ertragen werden müsse. Denn "vor Gericht und auf hoher See" sei man in Gottes Hand, sagte der Bürgermeister im Hinblick auf die am 8. November vergangenen Jahres vom Landgericht Lübeck abgewiesene Räumungsklage gegen die Mieter . Daher müsse Glinde nun noch mehr Präsenz zeigen, um deutlich zu signalisieren, dass die Bürger der Stadt "diesen Laden und seine Kunden hier nicht haben wollen", so Rainhard Zug.

Die abgewiesene Klage stellt aus Sicht der Initiatoren der Proteste keine Niederlage dar. Vonseiten der Bewegung geht ein geschlossener Tenor aus: Man werde den Druck auf die Betreiber des Geschäftes und die Kundschaft weiter erhöhen. Denn bei dieser Aktion gehe es nicht ausschließlich um die Präsenz Rechtsradikaler in Glinde - man nutze vielmehr das mediale Interesse für den Kampf gegen rechts in ganz Schleswig-Holstein, so der Aktivist vor dem Geschäft. Er sagt: "Solange die Medien berichten, guckt Schleswig-Holstein nach Glinde und solidarisiert sich."

Diese mediale Präsenz ist allerdings auch das Ziel, das die Thor-Steinar-Läden verfolgen. Ihre Aufgabe ist es nicht, Gewinn zu erwirtschaften. Vielmehr macht die Firma MediaTex GmbH ihren Umsatz mit dem Handel übers Internet. Der Umsatz soll im siebenstelligen Bereich liegen. "Die Läden sind dafür da, Werbung zu machen", hatte der Anwalt des Vermieters nach der Gerichtsverhandlung vor dem Landgericht Lübeck im März vergangenen Jahres gesagt. Hier hatte der Vermieter gegen die Mieter geklagt, sie hätten ihn nicht ausreichend darüber informiert, welche Marke in dem Laden verkauft werden würde. Das Gericht hatte auch diese Klage abgewiesen.

Um die Kommunen bei Protesten und anderen Aktionen künftig stärker zu unterstützen, werde das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend das Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus in Schleswig-Holstein mit 300.000 Euro fördern, so Minister Breitner am Sonnabend. Dem Netzwerk sollen sechs Beratungsstellen in ganz Schleswig-Holstein angehören. Hier sollen sich Firmen, Schulen und Verbände über den Umgang mit Neonazis informieren können. Darüber hinaus können hier Opfer rechter Gewalt juristische und psychologische Hilfe bekommen. Eine dieser Beratungsstellen soll laut Breitner auch im Hamburger Umland entstehen.

Im Hinblick auf die parteiübergreifende Geschlossenheit der Fraktionen gegen das Geschäft Tønsberg sagte Breitner: "Es ist schön anzusehen, dass in Glinde keine Parteipolitik, sondern Stadtpolitik gemacht wird".

Andreas Breitner besichtigte in Glinde außerdem die neuen Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr und beriet sich mit Bürgermeister Zug über die Novellierung der Gesetze für den kommunalen Finanzausgleich.