100 Aussteller werden 2014 zur ersten kreisweiten Veranstaltung in Ammersbek erwartet. Gemeinde stellt Rathaus und “Pferdestall“ zur Verfügung

Ammersbek. Diese Ausstellung wird anders. Sie soll so etwas wie Basis-Demokratie in der Kunstszene der Region etablieren: Keine Ausschreibung. Keine scharf urteilenden Juroren. Kein einengendes Thema. Kein abgehobenes Kunstideal. Initiator Axel Richter geht noch einen Schritt weiter: "Und kein Konzept." Was sonst als Makel gilt, wird bei der ersten Stormarner Künstlermesse StormArt zum Qualitätssiegel.

Für den Verzicht auf strenge Vorauswahl gibt es als Ausgleich eine große Beteiligung quer durch die gesamte Stormarner Künstlerschaft, die Entdeckung neuer Gesichter, mehr Nähe der Kulturschaffenden untereinander, zugleich weniger Distanz zu den Besuchern. Und die Chance, Kunst aus dem Elitären ins allgemein Verständliche zu holen. Mit dieser Messe gehen die Macher neue Wege.

Schauplatz des Geschehens wird Ammersbek sein. "Kunst braucht Raum. Auch im wörtlichen Sinn", sagt Bürgermeister Horst Ansén. So habe die Gemeinde sofort ihre Zusammenarbeit zugesagt. Das Angebot ist großzügig ausgefallen. Ammersbek macht das Dorfgemeinschaftshaus "Pferdestall", das Außengelände und alle Etagen des Rathauses 2014 an zwei Tagen für die Kunst frei. Frei ist auch die Nutzung.

Rund 4000 Euro Miete wären normalerweise fällig. Die Gemeinde erweist sich als Kunstförderer, verzichtet auf die Einnahme. Ansén: "Wir freuen uns, dass wir die erste Stormarner Künstlermesse ausrichten können. Das macht Ammersbek auch über die Grenzen hinaus noch weiter bekannt."

Rund 100 Künstler und 1000 Besucher werden für den 26. und 27. April 2014 erwartet. An diesem Wochenende soll die StormArt das erste Mal ihre Pforten öffnen. Konzeptlos, ja. Aber mit Niveau. "Es geht nicht darum, ein Forum für Hobby-Künstler zu schaffen", sagt Axel Richter, der selbst Bildhauer ist und zugleich der Leiter des Ammersbeker Kunsthauses am Schüberg, einer Einrichtung des Kirchenkreises Hamburg-Ost. "Wir wollen unreglementierte, aber ambitionierte Kunst", sagt Hardy Fürstenau vom Stormarner Kultur-Terminmagazin q-ltour. "Natürlich ist es ein Risiko. Wir werfen einen Stein ins Wasser und sind gespannt, was kommen wird", sagt Dietrich Albrecht, Vorsitzender vom Förderverein des Kunsthauses und damit Dritter im Bunde der Initiatoren des Kunstprojektes, das im Kreis Wellen schlagen soll.

Was in Ammersbek beginnt, soll in anderen Orten Stormarns fortgesetzt werden. "Wie ein Staffellauf", sagt Axel Richter. Jedes Jahr, alle zwei Jahre, alle fünf Jahre. Das ist noch offen. "Wer als nächster dran ist, wird bei der Eröffnungsparty am ersten Tag der Künstlermesse bei einem Wein geklärt", sagt Axel Richter schmunzelnd. "Dafür ist die Party ja da." Dass die Besucher selbstverständlich auch ein Gläschen trinken und sich unter das sonst eher abgehobene Künstlervolk mischen, verstehe sich von selbst.

Ob der Staffellauf klappen wird, muss sich zeigen. Die Ausrichtung einer solchen Messe ist mit hohem Zeit- und auch mit finanziellen Aufwand verbunden: Die Veranstalter rechnen für die Premiere in Ammersbek mit rund 4000 Euro - die 4000 Euro gesparte Miete kämen normalerweise noch dazu. Für die Finanzierung springt der Förderverein des Kunsthauses am Schüberg ein. Und auch die Künstler werden um einen Obolus gebeten. All das ist ein echtes Unterfangen. Dennoch ist die Ausrichtung der Messe an verschiedenen Orten für Axel Richter ein zentraler Gedanke. Wenn Künstler gehört und gesehen werden möchten, müssten sie auch selbst etwas dafür tun. "Künstler sind nicht so einfach. Es geht es mir um ihre Vernetzung, um das Schaffen von Gemeinsamkeit. Aber auch darum, die Künstler kulturpolitisch zu aktivieren", sagt der Bildhauer, der Engagement einfordert.

Richter: "Bei den Kongressen des Landeskulturverbandes sind die Leiter der kulturellen Einrichtungen vertreten. Aber die Künstler fehlen." Dabei gehe es nur im Zusammenklang von "Kulturförderern" und "Kulturtätern". So setzt Richter darauf, dass die Idee des Staffellaufs aufgeht. Die Resonanz auf das Projekt ist auf jeden Fall schon jetzt beachtlich.

"50 Künstler haben sich auf unser erstes Rundschreiben bereits gemeldet", sagt Richter, der mit dem ehemaligen Kreiskulturreferenten Johannes Spallek Adressen ausgetauscht hatte. "Wir haben Rückmeldungen aus Ahrensburg, Barnitz und auch aus Reinbek. Quer durch den Kreis", sagt Mitorganisator Fürstenau. "Die meisten kenne ich nicht. Und das ist es ja gerade", sagt Richter, der sich auf die Begegnungen schon freut.

Parallel zur Messe in den Räumen der Gemeinde wird es einen zweiten Schauplatz geben: Das Kunsthaus am Schüberg eröffnet am selben Wochenende eine Retrospektive nationaler Künstler. Zu sehen sind streng jurierte Arbeiten. Ein Kontrastprogramm zur Ausstellung im Rathaus und im "Pferdestall". Das ist gewollt. Richter: "Das Vergleichen soll diese Doppelausstellung prägen." Der volle Titel der Künstlermesse lautet daher "StormArt - regional trifft national". Auch in künftigen Austragungsorten könnte ein Sonderaspekt die Künstlermesse bereichern. Dass hier nicht Macher Künstlern etwas überstülpen, sondern der Basisgedanke die Anfangsidee prägt, zeigt die Entstehungsgeschichte. "Der Anstoß für die Messe kam bei einem Künstlergespräch in Ammersbek", sagt Fürstenau. Der im Januar geäußerte Wunsch nach einer Messe "mit Künstlern zum Anfassen" soll nun wahr werden. Kaffee und Kuchen und leckere Grillwürste gehören dazu. Auch hier neue Nähe der Kunst zur Basis: Jugendfeuerwehr und Bürgerverein stärken Aussteller und Besucher - und das Zusammengehörigkeitsgefühl.