Nach Streit um Lied von Nana Mouskouri bei Trauerfeier lenkt die Gemeinde jetzt ein

Bad Oldesloe/Reinfeld. Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Bad Oldesloe hat im CD-Streit eingelenkt. Am Donnerstagabend beschloss der Kirchengemeinderat in nicht-öffentlicher Sitzung, das bislang geltende Verbot auszusetzen. Damit ist es ab sofort möglich, Tonträger bei Trauerfeiern abzuspielen.

"Wie die Nordkirche insgesamt steht der Kirchengemeinderat weiter zum Vorrang von Live-Musik", erklärte der Vorsitzende des Gremiums, Pastor Diethelm Schark. "Im besonderen Einzelfall aber soll eine andere Möglichkeit in der seelsorgerlichen Entscheidung des betreuenden Pastors, der betreuenden Pastorin liegen."

Morddrohung am Telefon schockt Oldesloer Pastor

Auslöser des Streits war der Fall der Oldesloerin Heidemarie Goretzki. Die unheilbar an Krebs erkrankte Frau hatte sich, wie berichtet, für ihre Trauerfeier das Lied "Aber die Liebe bleibt" von Nana Mouskouri gewünscht -in seiner Originalversion von CD abgespielt. Das Angebot der Gemeinde, das Lied von einem Musiker live interpretieren zu lassen, war für die Sterbende nicht infrage gekommen.

Die Eheleute Goretzki hatten sich daraufhin an die Öffentlichkeit gewandt und gemeinsam mit weiteren Betroffenen ein Einlenken der Kirche gefordert. Der Fall machte bundesweit Schlagzeilen und sorgte dafür, dass die Kirchengemeinde zahlreiche kritische und teils diffamierende Schreiben erhielt. Außerdem wurde dem Pastor, der die Familie betreut hatte, mit Mord gedroht.

Am Donnerstagabend hatte der Kirchengemeinderat daher das Thema auf die Tagesordnung seiner Sitzung gesetzt. Bevor in nicht-öffentlicher Sitzung über das CD-Verbot entschieden wurde, hatten die Glieder der Gemeinde die Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern. Rund 20 Gläubige nahmen das Angebot an. In der an einigen Stellen auch hitzig geführten Debatte wurde dem Kirchengemeinderat unter anderem eine "unchristliche" Haltung vorgeworfen. Der letzte Wunsch von Verstorbenen müsse "heilig" sein.

Die Trauerfeier wird jetzt in Reinfeld ausgerichtet

Die Regelung, das CD-Verbot auszusetzen, gilt zunächst für ein Jahr. In dieser Zeit will der Kirchengemeinderat gemeinsam mit den Gliedern der Gemeinde über das weitere Vorgehen beraten. "Wir brauchen dafür Zeit", so Schark. "Und wir brauchen dafür die Diskussion unabhängig vom Einzelfall."

Für Heidemarie Goretzki kommt das Einlenken der Gemeinde zu spät. Die 68-Jährige ist in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch verstorben. Die Trauerfeier für ihre Urnenbeisetzung wird am kommenden Freitag in Reinfeld stattfinden - mit ihrem Wunschlied von Nana Mouskouri. Die Entscheidung der Kirche hätte sie dennoch gefreut. Kurz vor ihrem Tod soll sie noch gesagt haben, dass sie weiter hoffe, dass die Gemeinde ihre Meinung ändert und andere nach ihr von ihrem Kampf dann etwas hätten.