Verkäufer aus Trittau muss sich vor dem Ahrensburger Amtsgericht verantworten. Er soll sich Kunden ausgedacht haben

Ahrensburg. Am zweiten Verhandlungstag im Prozess gegen Ismail S. (Name von der Redaktion geändert) wegen Handybetrugs vor dem Ahrensburger Amtsgericht haben dessen ehemaliger Chef sowie Kollegen der Vodafone-Shops in Trittau, Volksdorf und Steilshoop ausgesagt. Die meisten widersprachen der Version, die S. vor Gericht geschildert hatte.

Er hatte behauptet, es sei gängige Praxis gewesen, dass Mitarbeiter ihre persönlichen Zugangsdaten für das Computersystem zur Erstellung von Verträgen weitergegeben hätten. Somit hätten sich auch andere unter seinem Namen Zugang zu dem Erstellungssystem verschaffen und fingierte Verträge abschließen können. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 25-Jährigen vor, zwischen Februar und Juli 2011 in 47 Fällen mit seiner Verkäuferkennung fingierte Handyverträge erstellt, Mobiltelefone bestellt, Anzahlungen geleistet und die dann auf eigene Rechnung weiterverkauft zu haben (wir berichteten). Vodafone ist laut Anklage ein Schaden in Höhe von mehr als 26.700 Euro entstanden.

Ismail S. bestreitet den Vorwurf. Sein ehemaliger Chef Sven E. (Name ebenfalls geändert), Geschäftsführer der Vodafone-Shop Volksdorf Technik GmbH, sagte vor Gericht aus, dass die Mitarbeiter ihre Kennung nicht weitergeben würden. Die GmbH betrieb bis Ende 2011 unter anderem die Trittauer Filiale. Zwei ehemalige Kollegen von S. stützten die Version von E. Der sagte über den Angeklagten: "Wir haben ihn auf die Empfehlung einer Mitarbeiterin eingestellt. Er spricht Türkisch, was bei unserem Kundenkontakt wichtig war." Zudem habe er großes Potenzial beim Verkaufen gehabt, so der Geschäftsführer. "Aber natürlich hatte er auch Defizite", so E. So hätten im Juli 2011 bei einer Bestandsprüfung zwei Handys aus dem Shop in Trittau gefehlt.

"Der Angeklagte hat behauptet, sie persönlich an Kunden ausliefern zu wollen. Das ist aber absolut untypisch", so E. Mit Vorwürfen konfrontiert, habe S. nervös reagiert, so der Geschäftsführer. "Ich meine, dass er sogar gezittert hat." Einen stichhaltigen Grund habe er dem Chef nicht liefern können, zumal man den Geräten keine Verträge zuordnen konnte. E.: "Wir haben ihm dann gekündigt." Ein Zeuge, ein Kollege aus dem Volksdorfer Geschäft, stütze hingegen die Aussage des Angeklagten, dass Passwörter unter den Kollegen weitergereicht würden. Es gibt weitere Ungereimtheiten: So findet sich bei einigen der noch auffindbaren Handyverträge nur die Unterschrift eines Kunden, jedoch nicht die eines Verkäufers - wie sonst üblich. Unklar ist in etlichen Fällen zudem, wo die Vertragspapiere geblieben sind.

Eine Zeugin will Unterlagen Mitte Juli in der Küche zwischen Handtüchern gefunden haben und sie an ihren Chef Sven E. gegeben haben. Der ermittelnde Polizist konnte sich vor Gericht nicht erinnern, dass ihm diese Formulare vorgelegt wurden. Wegen dieser Unklarheiten geht der Prozess am Montag, 22. April, in die dritte Runde.