Rund 1300 Stormarner werden jetzt konfirmiert. Ihre Beweggründe sind unterschiedlich

Reinbek. Linda-Maria Molsner ist neugierig. "Warum wurdest du als Baby nicht getauft?", fragt sie ihre Sitznachbarin. "Meine Eltern wollten mir selbst überlassen, ob ich in die Kirche eintreten möchte und ob ich zu Gott gehören will", antwortet Ann-Kathrin Muhs. Imke Schuldt schaltet sich in das Gespräch ein: "Also ich wurde schon als kleines Kind getauft und kann mich gar nicht daran erinnern." Aber mit ihrer Konfirmation, meint sie, sage sie jetzt Ja zur Taufe. Die drei Mädchen sitzen in einem hellen Zimmer im Gemeindehaus der Kirchengemeinde Reinbek-Mitte. An diesem Tag ist Konfirmandenunterricht. Der letzte vor ihrer Konfirmation am Sonntag um 9.30 Uhr in der Maria-Magdalenen-Kirche.

Die drei Schülerinnen sitzen gemeinsam mit 13 anderen Konfirmandinnen und Konfirmanden an einem großen, runden Tisch. Aufgeregt unterhalten sich die Jugendlichen über die Aufgabe, die ihnen Pastor Rolf Kemper gegeben hat: Dankesreden und Gebete sollte jeder von ihnen vorbereiten. Denn die 17 Konfirmanden sollen ihren Gottesdienst selbst gestalten.

"Liam, magst du uns dein Gebet vorstellen?", fragt Kemper. Liam Griesbach ist 14 Jahre alt und lebt in Reinbek. Er trägt ein hellblaues Basecap, Turnschuhe und Jeans. Ein ganz normaler Teenager eben. Er steht auf, nimmt einen kleinen Zettel in die Hand und spricht laut und deutlich: "Herr, wir danken dir für die Zeit, die wir gemeinsam verbringen durften. Wir danken dir auch für das Zeltlager in Schweden und den Spaß, den wir hatten."

Rolf Kemper ist zufrieden mit seinen Schützlingen. Seit 28 Jahren ist der Pastor in Reinbek-Mitte tätig. "Es macht mir viel Spaß, die Jugendlichen für zwei Jahre auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden zu begleiten. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr sie sich entwickeln", sagt er.

In Reinbek werden an diesem Wochenende 36 Jungen und Mädchen konfirmiert. Im Kreis Stormarn rechnen die Kirchenkreise Hamburg-Ost und Plön-Segeberg in diesem Jahr mit rund 1300 Jugendlichen, die der Kirche beitreten. Das seien ungefähr so viele wie im letzten Jahr.

"Gefühlt hat sich in den vergangenen zehn Jahren nichts verändert. Das Interesse an der Konfirmation ist unverändert", meint der Reinbeker Pastor Kemper. In den zum Kirchenkreis Plön-Segeberg gehörenden Kirchengemeinden im Norden Stormarns werden 3,45 Prozent weniger Jugendliche konfirmiert als 2010, wie Wolfgang Stahnke, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises Plön-Segeberg, berichtet. Beim Kirchenkreis Hamburg-Ost ist dagegen von einem schrittweisen Anstieg der Konfirmationen in den vergangenen drei Jahren die Rede.

Aber warum lassen sich Jugendliche heutzutage konfirmieren? Geht es den Teenagern dabei ausschließlich um den Glauben? Oder ist es heutzutage schon normal geworden, sich konfirmieren zu lassen, weil es Freunde und ältere Geschwister auch machen?

"Mit unserer Konfirmation sagen wir auch Ja zur Taufe", sagt Linda-Maria Molsner. Die 14-Jährige geht in die achte Klasse der Sachsenwaldschule in Reinbek. "Ich habe meine Taufe als Baby nicht wahrgenommen. Nun will ich noch mal bewusst Ja zu Gott und der Kirche sagen."

Sönke Krauth sieht das etwas anders: "Ich lasse mich konfirmieren, weil meine drei Geschwister das auch gemacht haben. Ich finde irgendwie, das gehört dazu und ist eine Art Lebensabschnitt", sagt er. Liam Griesbach und René Poschmann sind ganz seiner Meinung. "Alle meine Mitschüler haben Konfirmandenunterricht, und es gehört eben dazu. Über Gott und die Bibel habe ich erst hier richtig viel gelernt", sagt René.

Ab dem 14. Lebensjahr ist ein Jugendlicher religionsmündig. Das bedeutet, dass er sich durch die Konfirmation zu seinem Glauben bekennt, der Kirche beitritt und seine Taufe bestätigt. Apropos Taufe: Soll ich mein Baby taufen lassen, oder soll es später selbst entscheiden, ob es der Kirche angehören will? Das ist eine Frage, die sich immer mehr junge Eltern stellten, beobachtet Remmer Koch, Sprecher des Kirchenkreises Hamburg-Ost. Die eindeutige Antwort der Theologen lautet: Ja. "Die lutherische Tradition besagt, dass man sein Kind als Säugling taufen lässt", sagt der Reinbeker Pastor Kemper. Man bedanke sich bei Gott für die Geburt des Kindes und bitte ihn um Schutz.

Die meisten seiner Konfirmanden sind im Kleinkindalter getauft worden. Kempers aktueller Konfirmandengruppe gehören zwei Mädchen und ein Junge an, die diesen Schritt erst vor einem Jahr nachgeholt haben - im Zeltlager in Schweden. "Das war natürlich etwas Besonderes. Auch die anderen haben dann mal gesehen, wie eine Taufe abläuft", sagt Ann-Kathrin Muhs. "Meine Eltern wollten mich selbst entscheiden lassen, ob ich der Kirche angehören will."