Privatleute wie Familie Zeidler öffnen am Tag der Erneuerbaren Energien ihre Türen für jedermann. Es ist ein kreisweit einmaliges Projekt.

Bargteheide. Norddeutsche lassen doch niemals fremde Leute in ihr Haus. Diesen Unkenruf hat Bargteheides Klimamanagerin Ulrike Lenz überhört und recht behalten. Elf Familien öffnen am Sonnabend, 20. April, zum Tag der Erneuerbaren Energien ihre Türen für jedermann. Ein kreisweit einmaliges Projekt. Christian Zeidler ist dabei, auch schon vorab. Ganz spontan. "Wir leben das schließlich", sagt der 50-Jährige. "Also kommen Sie einfach vorbei." Eine Stunde später öffnet er die Tür zu seinem "Traumhaus", eingekuschelt in die Wiesen vor Tremsbüttel.

Ist die Luft in einem Niedrigenergiehaus nicht viel zu trocken? Spart man wirklich so viel Energie? Und was kostet das alles? Auf all diese Fragen geben die Zeidlers und die anderen Bürger aus Bargteheide und Umgebung am Sonnabend Antworten. "Das sind Informationen aus erster Hand", sagt Ulrike Lenz, die den Aktionstag mit der Initiative Bürger für Klimaschutz organisiert. Lenz: "Dass Privatleute Einblick in ökologisches Bauen geben, ist neu."

Neu ja, aber für Christian Zeidler selbstverständlich. 2009 hat er sein Haus gekauft. "Das war eine Ruine", sagt der Tischler. Eine, in die er und seine Frau Susanne sich sofort verliebt haben. Sonst hätten sie keine 80 000 Euro bezahlt - für ein Haus ohne Heizung, ohne Fenster, ohne Dach, ohne Wasser- und auch ohne Abwasseranschluss. Und vor allem hätten sie nicht so viel Arbeit investiert. "3500 Stunden stecken hier drin. Auch Freunde haben mitgeholfen", sagt Zeidler. Ein Knochenjob am Feierabend. "Aber die Freunde haben wir immer noch", sagt Zeidler vergnügt. Und ein top wärmegedämmtes Haus.

"Von Mitte April bis Ende Oktober müsse wir den Pelletofen gar nicht anschmeißen", sagt der Tremsbütteler. Dann reichten die Solarthermie-Module für Warmwasser und Heizung aus. Zeidler: "Jetzt sind draußen 17 Grad und Sonnenschein. Das genügt, um das Wasser im 1500-Liter-Wärmespeicher auf 85 Grad aufzuheizen." Entsprechend niedrig seien die Ausgaben. "Wir zahlen im Monat 50 Euro an Energiekosten. Und das für eine Wohnfläche von 120 Quadratmetern." Hätten die Zeidlers das 1900 gebaute Siedlerhaus konventionell hergerichtet, müssten sie 300 Euro im Monat zahlen.

Die Dämmung von Dach und Wänden, die dreifach verglasten Fenster, die Solarthermie, der Pelletofen und die Beratung haben rund 140 000 Euro gekostet. Wer nicht so viel selbst machen könne, müsse noch einmal die Hälfte drauflegen. Aber Sparen an der falschen Stelle lohne nicht. "Wir haben auf gute Materialien geachtet und auf eine gute Beratung. Die ist das A und O", sagt der 50-Jährige.

So haben die Tremsbütteler innen Lehmputz verwendet. "Der kann Feuchtigkeit speichern und abgeben und sorgt für ein gutes Raumklima", sagt Zeidler. Und anstatt das Haus außen mit Kunststoff zu versiegeln, entschied er sich für eine Hohlwanddämmung und damit für einen besseren Feuchtigkeits- und Wärmeaustausch. "Wärmebrücken zu vermeiden ist das Wichtigste", sagt Bau-Biologe Nils-Thomas Schneider, der die Zeidlers beraten hat. Wenn das nicht möglich sei, müsse man die Finger von einer energetischen Sanierung lassen. Sonst könnten Kondenspunkte entstehen und damit Feuchtigkeit in den Wänden und Schimmelbildung. Schneider: "Das Konzept muss stimmen."

Das Konzept der Zeidlers stimmt. Holzböden in den Wohnräumen und Natursteine im Bad liefern obendrein eine behagliche Atmosphäre. Die Sache mit den Holzpellets sei auch machbar. Zeidler: "Ein Sack kostet zwischen 3,10 und 3,40 Euro." Reicht die Sonnenwärme aus, wird der Ofen abgeschaltet. "Alles automatisch. Wir müssen nicht einmal ein Knöpfchen drücken."

Das kleine Paradies der Zeidlers ist ein KfW-Effizienzhaus 70. Das heißt: Es verbraucht 30 Prozent weniger Energie als ein Neubau. "Das war eine Investition in die Zukunft", sagt Susanne Zeidler. Sie ist Shiatsu-Therapeutin, eine chinesische Körpertherapie, die Geist und Seele berührt. Harmonie ist ihr wichtig. Die hat sie gefunden: "Das ist unser Traumhaus." Wer nicht träumen will, sondern handfeste Zahlen braucht, der bekommt von den Zeidlers einen Flyer mit. Da steht die Energiebilanz des Hauses drauf - schwarz auf weiß.