Das Kunstprojekt Engel der Kulturen kommt am 26. April in die Schlossstadt. Alle religiösen Gemeinden Ahrensburgs beteiligen sich an der Aktion, die den Dialog pflegen soll. Bürgermeister übernimmt die Schirmherrschaft

Wenn Hans Peter Weiß über Engel spricht, deutet er mit seinen Händen eine Art Kreis an. Und es sind ein Engel und ein Kreis, denen der Ahrensburger zuletzt viel Zeit und Engagement gewidmet hat.

Wenn Michael Sarach über Stolz und gesamtgesellschaftliche Probleme spricht, muss es um eine wichtige Sache gehen. Und als solche empfindet der Ahrensburger Bürgermeister offenbar das Kunstprojekt Engel der Kulturen, das am Freitag, 26. April, in der Stadt auf dem Programm steht. "Ich fühle mich sehr geehrt und bin stolz, dass Herr Weiß mich gebeten hat, die Schirmherrschaft für die Aktion zu übernehmen", sagt Sarach. Es gehe um ein bemerkenswertes und großartiges Projekt.

Hans Peter Weiß, Initiator der Aktion in Ahrensburg und Mitglied des Netzwerkes Migration und Integration, sagt: "Die Genialität des Kunstprojektes besteht auch darin, dass es um einen Engel geht, der zu sehen, aber nicht zu greifen ist." Engel gebe es in allen Kulturen, so Weiß. "Sie verbinden uns trotz aller Unterschiede in den Gottesbegriffen der verschiedenen Religionen."

Er hat vor rund einem Jahr die Künstler Gregor Merten und Carmen Dietrich angeschrieben, um deren Engel der Kulturen auch nach Ahrensburg zu holen. Im Zentrum des Projekts steht ein 85 Kilogramm schwerer und anderthalb Meter großer Stahlring, der innen hohl ist und Symbole dreier Religionen enthält: ein Kreuz, einen Davidstern und einen Halbmond. Der Ring wird von Bürgern durch die Stadt gerollt. An verschiedenen Stationen - an den religiösen Gemeinden oder an Schulen - wird angehalten, der Ring auf den Boden gelegt und mit einem quarzhaltigen Sand gefüllt. Wenn es weitergeht, bleibt durch die drei Symbole die Silhouette eines Engels. Durch verschiedene kleinere Projekte wird die Aktion ergänzt.

Seit Jahren tourt die Aktion durch europäische Städte und solche des Nahen Ostens. Der Engel war bereits in Brüssel, Jerusalem und Istanbul. "Bei der Aktion geht es allerdings nicht allein um die Religionen, sondern primär um die Kulturen", erläutert Weiß. "Es geht um Integration und ein friedliches Zusammenleben. Das ist eine dauerhafte Herausforderung für uns alle." Damit die Menschen der Stadt auch nach der Aktion an die Bedeutung von Integration, Toleranz und friedlichem Miteinander erinnert werden, soll vor dem Rathaus eine sogenannte Intarsie in den Boden eingelassen werden. Sie ist eine kleine Version des Rings und bleibt.

Ahrensburg ist die zweite Stadt in Schleswig-Holstein und zugleich in Stormarn, die an der Aktion teilnimmt. Im September 2011 rollte der Engel bereits durch Bad Oldesloe. Weiß: "So konnte ich von dort Tipps und Anregungen bekommen." Das habe enorm bei der Vorbereitung geholfen.

Mit einem eigenen Projekt beteiligen sich Jugendliche der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde und der muslimischen Gemeinde. "22 junge Menschen haben sich dabei zusammengesetzt und darüber gesprochen, was für sie wirklich wichtig ist", erläutert Klaus Fuhrmann, Jugendkoordinator der evangelischen Kirchengemeinde. Er sehe den Engel der Kulturen als Konglomerat aus vielen kleinen Initiativen und Projekten. Fuhrmann: "Bei unserem Begegnungsprojekt werden die Jugendlichen sieben Werte wie Liebe, Respekt oder Vergebung in sieben Holzpfähle gravieren und sie vor dem Haus der Kirche am Langeneßweg aufstellen." Die Gruppe aus evangelischen und muslimischen Jugendlichen will die Pfähle bereits am Sonnabend, 20. April, ab 10 Uhr aufstellen. Wenn dann der Engel durch Ahrensburg rollt, wollen Fuhrmann und die Jugendlichen an einer der Stationen anhand von Fotos ihre Aktion erläutern.

Hans Peter Weiß und Ibrahim Taskin, Vorsitzender des türkisch-islamischen Kulturvereins in Ahrensburg, werden zuhören. "Ich werte die gemeinsame Arbeit der Jugendlichen als großen Erfolg - genauso wie das Kunstprojekt Engel der Kulturen", sagt Taskin. Es zeige, dass die Religionen friedlich zusammenleben könnten. Taskin: "Damit stoßen wir einen Dialog mit der christlichen, aber auch mit der jüdischen Gemeinde der Stadt an." Und an Engel glaube auch er, so Taskin. "Sie haben die Propheten auf die Erde gebracht und stehen bei uns für Frieden."