1000 Euro für Hinweise: Glinde geht außergewöhnliche Wege. Das Geld für die Belohnung kommt von der Stadt. “Es geht uns darum, ein deutliches Zeichen zu setzen“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug.

Glinde. Die Luft im zweiten Obergeschoss des Schulzentrums Glinde ist zum Schneiden dick. "Wir haben seit Wochen die Fußbodenheizung laufen", sagt Frank Thiemann, Leiter des Bauamtes der Stadt. "Außerdem sorgen wir mit Luftschleusen dafür, dass nichts verwirbelt", erklärt Thiemann, während er durch den Trakt der Schule führt, in dem bis vor fünf Wochen noch Kunst für die Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule und des Gymnasiums unterrichtet worden ist. Heute fehlt der Fußbodenbelag, an den Wänden hängen graue Planen. Statt Fußleisten liegen Schläuche entlang der Wandfugen, und in den Räumen stehen große Ventilatoren. Folgen eines Wasserschadens, den bislang Unbekannte in der Nacht vom 7. auf den 8. März angerichtet haben.

Wie das Abendblatt berichtete, hatten der oder die Täter ein Wasserventil im Anbau der Schule aufgedreht und den Abfluss verstopft. Eine ganze Nacht lang lief das Wasser, überflutete das zweite Obergeschoss und beschädigte auch die Etage darunter stark. Rund 110.000 Euro Schaden richteten die Unbekannten an, nach denen die Polizei seitdem intensiv fahndet.

Bisher hätten die Beamten kaum Anhaltspunkte, sagt Jochen Sohrt, Jugendsachbearbeiter bei der Glinder Polizei. Und weil das so ist, hat die Stadt jetzt eine Belohnung ausgesetzt. Wer den entscheidenden Hinweis auf den oder die Täter liefert, bekommt dafür 1000 Euro. "Das ist jetzt unser letztes Mittel", sagt Sohrt.

Das Geld für die Belohnung kommt von der Stadt. "Es geht uns darum, ein deutliches Zeichen zu setzen", sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Natürlich erhoffe sich die Stadt durch die ausgesetzte Belohnung auch, dass der Täter gefasst wird und für die entstandenen Schäden aufkommt. Aber noch wichtiger sei es, zu zeigen, dass die Stadt es sich nicht gefallen lasse, wenn städtisches Eigentum mutwillig zerstört werde. "Da steckt hohe kriminelle Energie hinter", sagt Zug, der auch Wochen nachdem ihn die Nachricht erreicht hat, seinen Ärger nicht überspielen kann.

Ein Schaden in der Höhe, wie er jetzt am Schulzentrum entstanden ist, sei einmalig, so Zug. Noch ist unklar, inwieweit sich die Versicherung der Stadt an den Kosten beteiligen wird. Fest stehe jedoch, so Zug, "dass dieses Geld uns an anderer Stelle fehlen wird". Es gehe nicht, dass die Stadt auf der einen Seite Schuletats kürzen müsse und dann untätig bleibe, wenn ihr ein solcher Schaden entstehe. "Wir können Polizeiarbeit nicht übernehmen", so Zug. "Wir können mit der Belohnung aber vielleicht ein wenig helfen."

Die Polizei steht bei ihren Ermittlungen gleich vor mehreren Problemen. Das wohl größte ist die Zahl der Personen, die in der Schule ein- und ausgehen. 1500 Schülerinnen und Schüler besuchen das Zentrum, außerdem bietet beispielsweise die Volkshochschule dort Kurse an.

Das Gebäude ist bis in die Abendstunden geöffnet, Kontrollen gibt es nicht. Außerdem konnte die Polizei am Tatort keine Spuren mehr sicherstellen. Wer auch immer den Schrank unter dem Waschbecken eingetreten und das Wasserventil geöffnet hatte, hatte dabei nichts hinterlassen, was die Polizei auf seine Spur bringen könnte. Auch lässt sich die Tatzeit nur grob auf den Abend oder die Nacht eingrenzen. Am Morgen hatte ein Hausmeister den Schaden entdeckt. Durch den öffentlichen Druck erhofft sich die Polizei aber nun sachdienliche Hinweise. Zu erreichen ist sie unter Telefon 040/710 90 30.

Erst nach den Sommerferien werden die Kunsträume im Schulzentrum wieder nutzbar sein. Noch etwa zwei Wochen werden die Arbeiten dauern, die notwendig sind, um die Holzdecken und Böden zu trocknen. Das sei wichtig, erklärt Bauamtsleiter Frank Thiemann, um die Gefahr eines Schimmelbefalls abzuwenden. Erst wenn alles trockengelegt ist, kann die Stadt damit beginnen, die zerstörten Deckenverkleidungen zu reparieren und die Böden im zweiten Obergeschoss neu zu verlegen.