Eine Beerdigung ist kein Schlagerfestival und eine kirchliche Hochzeit kein Rockkonzert.

Wer sich eine christliche Feier wünscht, muss sich im Klaren sein, dass damit bestimmte Riten und Regeln verbunden sind. So weit haben Kirchengemeinden recht, die ihre Gotteshäuser vor Einflüssen abschirmen, die aus ihrer Sicht nicht in eine Kirche passen. Aber im Fall von Heidemarie Goretzki geht es nicht darum, dass der Pastor den gewünschten Titel von Nana Mouscouri unpassend findet.

Grund für den Streit ist die starre Auslegung einer Regel, die die Kirchengemeinde - wahrscheinlich sogar aus gutem Grund - getroffen hat. Traditionell gehört zu Gottesdiensten live gespielte Musik. Gute Orgelmusik gibt einem Gottesdienst das Feierliche, gemeinsames Singen schafft ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Deshalb ist es gut, dass die Gemeinde in Bad Oldesloe die Tradition der Live-Musik erhalten möchte. Aber ist es dafür wirklich notwendig, einer sterbenden Frau einen großen Wunsch zu verweigern? Geht das nicht anders, als einen trauernden Witwer abzuweisen, weil er ein Lied von einer CD hören möchte?

Der Sabbat ist für den Menschen da und nicht der Mensch für den Sabbat, sagt Jesus an einer Stelle der Bibel. Nicht, weil er den Ruhetag nicht geschätzt oder ihn nicht gehalten hätte. Jesus war lediglich mit einer zu strengen Auslegung nicht einverstanden - und zwar dann nicht, wenn sie den Menschen schadete. Vielleicht könnte das ein Anstoß sein, wenn die Kirchengemeinde noch einmal neu über ihr CD-Verbot nachdenkt.