Haltepunkt Kupfermühle verlegen? Bei Einwohnerversammlung gibt es Pro- und Kontra-Argumente. Gemeindevertreter entscheiden Anfang Mai

Tremsbüttel . Das Interesse der Tremsbütteler an der Zukunft des Bahnhofs Kupfermühle ist nach wie vor groß: Rund 150 Bürger kamen auf Einladung der Gemeindevertreter zur Einwohnerversammlung in die Sporthalle, um über eine mögliche Verlegung des historischen Haltepunktes an der Strecke Hamburg-Lübeck zu diskutieren.

In der Gemeinde haben sich zwei Bürgerinitiativen gebildet, die gegensätzliche Ziele verfolgen. Die Mitglieder von "Wir für S 4" plädieren dafür, im Zuge der S-4-Planung einen Bahnhof am Fischbeker Weg in der Tremsbütteler Ortsmitte zu errichten. Die Initiative "Pro Bahnhof Kupfermühle" setzt sich für den Erhalt des 1893 erbauten Bahnhofs im Ortsteil Sattenfelde ein.

Nachdem eine öffentliche Sitzung der Gemeindevertretung Anfang März mit Streit und Beschimpfungen geendet hatte, berief Bürgermeisterin Erika Mosel (CDU) eine Einwohnerversammlung ein. Diesmal ging es deutlich sachlicher zu. Jede Wortmeldung war zeitlich begrenzt. Beide Bürgerinitiativen durften jeweils sechs Minuten sprechen. Simone Lobbel, Mitgründerin von "Wir für S 4", erklärte, sie persönlich könne auch damit leben, wenn der Bahnhof in Sattenfelde bliebe. Sie sagte: "Ich kann aber nicht damit leben, wenn eine Gemeinde ein Thema einfach verschläft oder versucht, es unter der Decke zu halten."

Die Initiative "Pro Bahnhof Kupfermühle" verwies erneut darauf, dass bei einer Verlegung der Haltestelle die Grundstücke in Sattenfelde weniger wert wären. Tim Thode sagte, er bedauere, dass die Landesweite Verkehrsservicegesellschaft (LVS) und die S-Bahn GmbH der Einladung zu dem Treffen nicht gefolgt waren. Die Annahmen der LVS seien teilweise falsch. So ginge die LVS davon aus, dass 80 Prozent der Bahnnutzer im Ortsteil Tremsbüttel wohnten. Tatsächlich sei es aber so, dass 80 Prozent der Dorfbewohner in diesem Ortsteil wohnten.

Die LVS hatte die Einladung laut Mosel mit der Begründung abgelehnt, die Versammlung sei nicht der richtige Rahmen für eine Positionierung ihrerseits. Die S-Bahn GmbH habe auf eine Informationsveranstaltung am 23. April im Bargteheider Stadthaus (Am Markt) verwiesen.

Obwohl es auch viele Argumente für einen neuen Haltepunkt gab, überwogen die Wortmeldungen derer, die sich für den Bahnhof Kupfermühle aussprachen. Vor allem eine Frage kam immer wieder auf: Kann sich die Gemeinde überhaupt einen Neubau leisten? Als "abenteuerlich" bezeichnete es die Sattenfelderin Jeannette Börmann, dass einige davon ausgingen, mit einem neuen Haltepunkt kämen keine Kosten auf Tremsbüttel zu. Die Sattenfelder seien zahlenmäßig in der Minderheit, aber sogar Bundespräsident Joachim Gauck habe Ende März in Kiel gesagt, Minderheitenschutz sei Ausdruck unserer Demokratie.

Gemeindevertreter Hermann Thaele (SPD) wies darauf hin, dass mit der Fehmarnbeltquerung ohnehin schon mit "enormen Kosten" für Bürger zu rechnen sei. Er sagte: "Nur weil einige Tremsbütteler vom Bett direkt in die Bahn möchten, sollen wir auch noch für einen neuen Bahnhof bezahlen." Seine Frau Rita Thaele meinte, Tremsbüttel habe in Sachen Fehmarnbeltquerung ohnehin "die Arschkarte" gezogen.

Mosel sagte, sie wolle die Bürger nicht "bis an die Grenze" mit Steuern belasten. Einrichtungen wie die Feuerwehr oder die Kita sollten auch nicht leiden. Am 2. Mai wollen die Gemeindevertreter eine Entscheidung treffen.

Eine Frau bedauerte, dass beide Seiten immer neue Gegenargumente suchten: "Ich frage mich, ob wir der Bahn damit nicht langfristig Gründe dafür liefern, unseren Bahnhof einfach zu schließen." Erika Mosel sagte: "Durch die Diskussion wurden Gräben im Dorf aufgeworfen."

Dabei sind längst nicht alle Tremsbütteler für einen Bahnhof in ihrem Ortsteil. Ein Anwohner des Fischbeker Weges sagte ironisch: "Sollte der neue Bahnhof gebaut werden, bin ich bereit, meine Immobilie zu tauschen. Sie hat dann nämlich einen direkten Zugang zum Gleis: erreichbar in 25 Sekunden."