Bank-Geheimnisse: Das Hamburger Abendblatt trifft Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Holger Ponik, Morgenmoderator bei NDR 2

Reinbek. Wer alltags Holger Poniks Stimme hört, bekommt Wut auf das Universum - oder gute Laune. Je nach Veranlagung. Denn dann ist es früh am Morgen, mitunter sehr früh. Holger Ponik ist Radiomoderator, Sendezeit 5 bis 10 Uhr. Nach Aussage des Senders NDR 2 sind er und Kollegin Ilka Petersen "immer freundlich, immer ausgeschlafen, immer gut gelaunt". Alltagsweltlichen Beobachtungen zufolge geht das nach dem Aufstehen nicht jedem so. Wut oder gute Laune also. Und ja, seine gute Laune am Morgen sei echt. "Ich werde dafür bezahlt, dass ich Spaß habe", sagt Ponik.

An Arbeitstagen klingelt sein Wecker um 3.15 Uhr. Aber er sei ein Freund der Intervallfunktion, er müsse nicht sofort aufstehen, sagt er. "Die Straßen sind um diese Uhrzeit frei, ich brauche von Reinbek nur etwa 25 Minuten zum Sender." Um 4.30 Uhr trifft sich das Team dann in Hamburg. So sieht Ponik nicht aus, er sieht nicht mal aus wie 43. Dabei steht er schon seit sieben Jahren so früh auf, seit er die Morgensendung übernommen hat. Es wäre also viel Zeit gewesen für die Entwicklung ausgeprägter Augenringe.

Aber er hat Glück. Generell. "Die Morgensendung ist für viele Moderatoren das Ziel, man hat die besten Einschaltquoten." Das sei schön, genau wie die Morgenstimmung: das Vogelgezwitscher, die Ruhe, die freien Parkplätze. Dabei sei er im Grunde ein Langschläfer. Aber: "Probleme entstehen im Kopf. Wenn ich überlege, wie furchtbar es ist, so früh aufzustehen, ist es natürlich furchtbar. Man darf nicht darüber nachdenken, sondern muss es einfach tun."

Holger Ponik sagt noch mehr kluge Sachen: "Man kann sich entscheiden, ob etwas anstrengend ist oder nicht." Und: "Wenn Probleme auftauchen, kann man sie als Probleme sehen oder als Aufgaben."

Abgesehen davon, dass er irgendwie recht hat, könnte das alles auf unangenehme Weise esoterisch klingen, tut es aber nicht. Er sagt auch, es gebe nichts Schöneres, als Menschen zu helfen. "Vor etwa 15 Jahren habe ich angefangen, mich mit positivem Denken und Zielerreichung zu beschäftigen. Ich habe viel gelesen, Filme gesehen und Seminare besucht", sagt er. Dann sei er auf Reconnective Healing gestoßen, eine Form der Heilung. Diese ermögliche eine "Wiederverbindung mit der Fülle des Universums und unserer eigenen Essenz", so steht es auf der Internetseite des Reconnection-Verbands. Dies geschehe unter anderem durch "eine neue Art von Heilfrequenzen".

Ihm laufe Energie durch die Hände, sagt Holger Ponik. Das klingt schon eher unangenehm esoterisch. Allerdings ist urteilen, ohne es ausprobiert zu haben, unangenehm unfair. "Und die Heiltherapie hilft", sagt Holger Ponik. "Ich habe es mit Freunden ausprobiert, hin und wieder habe ich auch Patienten." Diese kämen durch Mundpropaganda zu ihm. "Ich würde das gern ausbauen." Neben der Arbeit als Moderator bleibe allerdings nicht wirklich viel Zeit.

Bleibt Zeit, fährt Ponik gern Fahrrad. "Direkt hinter meinem Haus in Reinbek ist der Wald. Ich fahre gern mit dem Mountainbike durch den Sachsenwald oder durch das Bergedorfer Gehölz. Fahrrad fahren ist für mich so wie es für andere ist, aufs Meer zu gucken. Ich bin ein Naturtyp, ich hätte auch Förster werden können", sagt er.

Dabei kommt er aus Hamburg, allerdings aus dem Westen, wo die Großstadt nicht mehr ganz nach Großstadt aussieht. Auch während seines Studiums der Angewandten Kulturwissenschaften in Lüneburg hat Ponik mit seiner damaligen Frau auf dem Land gewohnt, auf einem Ponyhof, weil die beiden zwei Kinder bekamen. 24 Jahre alt war Holger Ponik damals. "Das ist früh für die heutige Zeit, aber ob geplant oder ungeplant macht ja keinen Unterschied", sagt er.

Die Familie wurde dann um ein Pony erweitert. "Es war immer mein Traum, ein Pony zu haben. Ein Onkel hat dann meinem Sohn diesen Traum erfüllt." Dabei habe er zu der Zeit gar keines mehr gewollt. Zumal das Geschenk eine Hauptponyfunktion nicht erfüllte: "Man konnte nicht auf ihm reiten. Jimmy war ein Kampfpony, der hat alle Zäune niedergemäht." Es sei wohl schlecht behandelt worden, bevor es im Alter von zwei, drei Jahren zu ihnen gekommen sei. Vom Ponyhof zum Radio ging es dann so: "Ich wollte eigentlich gar nicht zum Radio", sagt Ponik. "Zwar habe ich, als ich klein war, immer Leute interviewt - mit allem Möglichen als Mikrofon, mit Zierkürbissen zum Beispiel. Aber ich wollte zwischenzeitlich lieber Schauspieler werden."

Während des Studiums sollte er dann ein Referat über klassische Musik halten und schrieb zwecks Informationsbeschaffung einen Brief an Radio Hamburg. "Ich dachte, die hätten Klassik im Programm." Das sei zwar nicht der Fall gewesen, aber der Brief sei als Bewerbung um ein Praktikum verstanden worden. "Das Praktikum habe ich gemacht, und danach fing ich an, frei zu arbeiten. Dann haben sie den Klatschreporter entlassen, und ich habe den Job übernommen. Damals fand ich das spannend", sagt Ponik. Galas, Partys, Goldene Kamera. "Ich hatte keinen Respekt. Das war ein Vorteil, ich habe eben auch mal über Thomas Gottschalk einen Witz gemacht."

Ponik blieb zehn Jahre bei Radio Hamburg, seit 2001 arbeitet er bei NDR 2. Im vergangenen Jahr bekamen Kollegin Ilka Petersen und er den Deutschen Radiopreis in der Kategorie "Beste Morgensendung". Irgendwie sei immer alles gut gegangen. "Ich habe Vertrauen, dass alles gut wird. Aber auch 'ne gesunde Perspektive." Daran ist sicher auch Poniks Familie schuld. "Meine Eltern waren relativ entspannt. Als ich in einer Woche drei schlechte Noten bekam, hätte mein Vater schimpfen können. Aber er hat mir eine Loriot-Kassette geschenkt, damit ich wieder was zu lachen hatte."

Vielleicht hat das geholfen, oder die Zierkürbisse waren der Anfang der Karriere Holger Poniks. Vielleicht hatte das Universum aber auch bloß gute Laune.