Ahrensburgs Bürgermeister reagiert auf Kritik, die Verwaltung verprelle Unternehmer

Ahrensburg. Die Kritik an der Verwaltung am Umgang mit Unternehmern und Investoren sieht Bürgermeister Michael Sarach als reines Wahlkampfgeplänkel von Tobias Koch (CDU) an. "Inhaltlich werde ich mich zu den Aussagen von Herrn Koch nicht äußern, weil ich mich nicht am Wahlkampf beteilige und als Bürgermeister neutral bin", sagt er. "Doch sollten Politiker das Amt des Bürgermeisters nicht beschädigen, indem sie ihn im Zuge des Kommunalwahlkampfs kritisieren."

Dann geht Sarach doch noch inhaltlich auf die geäußerte Kritik (wir berichteten) ein. "Der Schrei nach unbürokratischem Handeln lässt ab und an darauf schließen, dass die rechtlichen Hintergründe nicht bekannt sind und eine Sonderlösung gefordert wird", sagt er. Die Verwaltung sei nun einmal an geltende Rechtsvorschriften gebunden und könne für Einzelfälle keine Ausnahme machen.

Petra Wilmer, Fraktionschefin der Ahrensburger SPD, bezeichnet die Kritik von Tobias Koch als "Witz". "Hätte Herr Koch seine Fraktion geschlossen hinter sich, würden wir schon lange über die Nordtangente fahren", sagt sie. Wilmer sieht Kochs Äußerungen ebenfalls als Wahlkampfgetöse. "Und da der Bürgermeister ein SPD-Mann ist, richtet sich dieses auch gegen uns", sagt sie. Die Wirtschaftspolitik habe sich in Ahrensburg unter Michael Sarach verbessert, meint Petra Wilmer.

Thomas Bellizzi (FDP) sieht ebenfalls keinen Ansatz für Kritik am Bürgermeister. "Wir brauchen vielmehr eine Strategie und ein klares Konzept bei der Ansiedlung von Firmen und der Vergabe von Gewerbeflächen", sagt er. Man müsse davon abkommen, jeder Firma mit Interesse gleich eine Fläche anzubieten. Der Ball liege hier bei der Politik, meint Bellizzi. "Ich sehe Kochs Kritik als Wahlkampfgetöse", sagt er.

Tobias Koch (CDU), der die Kritik an der Verwaltung geäußert hatte, bezeichnet es als "plump", ihm nun wahlkampftaktische Motive vorzuwerfen. "Zumal die Kritik nicht nur von mir kommt", sagt er. Zu der Kritik an der CDU in Sachen Nordtangente sagt er: "Ich habe in meiner Fraktion wie ein Löwe dafür gekämpft, eine Mehrheit zu finden." Nachdem die Fraktion vor einigen Jahren noch geschlossen gegen das Projekt war, habe er zumindest einen Großteil der christdemokratischen Stadtverordneten umstimmen können. Koch fragt sich aber: "Was hat denn der Bürgermeister gemacht, nachdem er sich politisch für den Bau ausgesprochen hatte?" Er hätte aus seiner neutralen Position heraus etwa bei den Grünen für das Vorhaben werben müssen, meint Koch. Außerdem moniert er: "Es hat seit langer Zeit keine Gesprächsrunde der Fraktionsvorsitzenden mehr mit dem Bürgermeister gegeben. Der Kommunikationsfaden ist durchtrennt."

Für Uwe Grassau (WAB) ist die Kommunikation mit den Unternehmen ausbaufähig. "Die Verwaltung sollte aktiver und offener sein", sagt er. Allerdings sei die Verwaltung unterbesetzt.

Nils-Thoralf Jarck, Leiter der Geschäftsstelle Ahrensburg der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck, möchte niemanden direkt kritisieren. "Bei dem Thema sind Politik und Verwaltung gleichermaßen gefordert", sagt er. "Entscheidend ist für Ahrensburg, dass es Gewerbeflächen entwickelt." Jarck: "Sonst werden Abgänge wie die der Boltze-Gruppe oder von Omnitrade keine Einzelfälle bleiben."