Fraktionschef und neuer Vorsitzender des Oststeinbeker Ortsverbands weisen die Kritik von Stephan Merckens zurück.

Oststeinbek. Nach dem Parteiaustritt von Stephan Merckens herrscht in der Oststeinbeker CDU Empörung über den politischen Stil des abgewählten Ortsverbandsvorsitzenden. "Mit persönlichen Angriffen disqualifiziert man sich nur selbst", sagt der von Merckens in einer Presseerklärung besonders in Visier genommene Fraktionsvorsitzende Hans-Joachim Vorbeck. "Er spricht von Vorbeck-Jüngern und stellt mich als Jesus dar. Das überschreitet moralische Grenzen."

Auch Peter Martens, der neue Chef der Oststeinbeker CDU, ist empört "Das ist unter der Gürtellinie. Ich kann das nur als letzten Hilfeschrei eines Desillusionierten verstehen", sagt Martens. Über ihn schreibt sein Vorgänger Merckens: "Wird der neue CDU-Vorstand, (...) erwartungsgemäß als Event-Manager der Altfraktionäre jede Äußerung der Vorbeck-Truppe wie gefordert hochleben lassen, um jeglichen Eindruck einer Eigenständigkeit zu vermeiden? Wird ein 'neuer' fast 70-jähriger Ortsvorsitzender jeglichen Neuanfang und Kritik meidend in der Zeit der Elektrifizierung zur Dampflokomotive Adler des schlingernden CDU-Zugs?"

Martens bleibt ruhig: "Dem Mann fehlt offenbar die Plattform, um sich zu profilieren. Und profilsüchtig ist er."

Merkens war am Sonnabend aus der CDU ausgetreten - unmittelbar vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung, in der er abgewählt wurde. Er begründet seinen Schritt vor allem mit dem Verhalten von Vorbeck. Der habe versucht, die Fraktionslinie durchzusetzen und Zensur ausgeübt. Kritik sei als Majestätsbeleidigung empfunden worden, schreibt Merckens und spricht von Klüngelei. Der Ortsverband sei keine Mehrheitsbeschaffungsorganisation und kein Abwahlverein. Er wirke an der politischen Willensbildung mit. Merckens: "Wie soll das ohne öffentliche Diskussion gehen?"

"In Oststeinbek läuft alles offen und transparent", erwidert Vorbeck. "Es gibt auch keine Klüngelei und keinen Fraktionszwang." Aber bei Mehrheitsentscheidungen müsse man nach außen konform gehen. Vorbeck: "Diese Spielregel hat Merckens nicht verstanden." Man könne aus der Partei austreten und das auch öffentlich begründen. "Aber nachzutreten, ist nicht der politische Stil in Oststeinbek. Und meiner auch nicht", sagt Vorbeck. "Deswegen frohlocke ich auch nicht. Wir bedauern die Entwicklung." Dennoch wehrt sich der 66-Jährige Geschäftsmann, der seit der Abwahl von Martina Denecke Interimsbürgermeister ist, gegen den Vorwurf, er würde den Ortsverband dominieren. Vorbeck: "Es wird der Eindruck erweckt, ich halte die Fäden in der Hand. Aber der Vorstand des Ortsverbands ist nicht mein Tisch. Der entscheidet eigenständig." Die Neuwahl belege das. Fast derselbe Vorstand sei wiedergewählt worden. Das spreche dafür, dass es keinen Frust gebe. Nur einem sei das Misstrauen ausgesprochen worden: Merckens. "Und das haben die Mitglieder so bestimmt", sagt Vorbeck.

Peter Martens ist nun der neue Mann an der Spitze der Oststeinbeker CDU. Er erhielt 29 der abgegebenen 31 Stimmen. Er habe das Amt nicht gewollt. "Man hat mich breitgeschlagen", sagt Martens. "Ich wollte nicht der Königsmörder sein." So habe er immer wieder versucht, Merckens zum Einlenken zu bewegen. Schon vor dessen Wahl im vergangenen Dezember habe er ihm gesagt, er müsse etwas grundsätzlich ändern. Doch Merckens sei immer wieder quer geschossen. Auch bei der Abwahl der Bürgermeisterin. "Er hat einfach einen Beschluss des Vorstands ohne Absprache verändert, sagt Martens. So gehe das nicht. Es sei zwar kein Geheimnis, dass die Chemie zwischen Merckens und Vorbeck nicht stimme. Und natürlich gehörten zu Auseinandersetzungen immer zwei. "Aber in der Politik ist man eben kein Solist. Man muss ein Team-Player sein."

In einem Vier-Augen-Gespräch habe er noch Mitte März versucht, Merckens bei der Stange zu halten und ihm einen Platz in der Fraktion mit Sitz in einem Ausschuss in Aussicht gestellt. "Aber dann hat Martens in einer Mail geschrieben, die Abwahl Deneckes sei kein Ruhmesblatt für die Gemeinde. Bei einer Zustimmung von 93 Prozent! So eine Aussage spricht für sich."

In seiner Abrechnung mit der Partei hatte Merckens auch den indirekten Vorwurf erhoben, es gebe Unregelmäßigkeiten bei einem Darlehen von 145.000 Euro für den Oststeinbeker SV. "Ich weiß nicht, woher er das hat", sagt Martens. "Mauscheleien hat es sicher keine gegeben", sagt Vorbeck, der sich fragt, warum Merckens das nicht alles in der Fraktion vorgetragen habe. Auch die neue Verwaltungsstruktur sei nicht ohne externen Sachversand durchgeboxt worden. Vorbeck: "Ich freue mich darauf, sie dem neuen Bürgermeister an die Hand geben zu können."