Trubel in den Innenstädten: Zehntausende Menschen nutzen verkaufsoffenen Tag in Ahrensburg und Bad Oldesloe. Viele kommen auch nur zum Bummeln.

Ahrensburg/Oldesloe . Es gibt heutzutage Einzelhändler, die an sechs Tagen in der Woche für 15 und sogar mehr Stunden geöffnet haben. Dennoch ist es an verkaufsoffenen Sonntagen in den Innenstädten so voll wie sonst nur an den stärksten Sonnabenden vor Weihnachten. An diesem Sonntag hatten die Geschäfte in Bad Oldesloe und in Ahrensburg geöffnet. In beiden Städten gab es schon kurz nach Ladenöffnung um 13 Uhr kaum noch Parkplätze in der Nähe der Einkaufsstraßen. Und so schoben sich Zehntausende Sonntags-Shopper durch die Gassen. Warum aber gehen so viele Stormarner am Sonntag einkaufen? Das Abendblatt hat nachgefragt.

Für Ingrid Wahl und ihren Mann Gerald sind Sonntage die einzigen Gelegenheiten, gemeinsam auf Shoppingtour zu gehen. "Sonst geht das gar nicht", sagt Ingrid Wahl. Beide sind voll berufstätig. Einer von ihnen müsse auch am Sonnabend immer arbeiten. Gerald Wahl ist außerdem auch abends oft noch beruflich eingespannt. Da helfen auch die langen Öffnungszeiten in vielen Geschäften nichts. Außerdem, findet Frau Ingrid: "Wenn wir abends Feierabend haben, würden wir das auch den anderen gönnen." Späte Shoppingtouren kommen für die beiden Bargteheider nicht infrage. Also genießen und nutzen sie die wenigen verkaufsoffenen Sonntage im Jahr. Was in den Tüten der beiden ist? "Klamotten für den Frühling", sagt Gerald Wahl.

Wenn der Frühling nur endlich richtig käme, finden Renate Veller und Brigitte Schertzinger. Die beiden stehen in Ahrensburg vor einem Stand mit Dekorationsartikeln - auf der Suche nach etwas, mit dem sie sich den Frühling ins Haus holen können. Eigentlich, sagen die beiden Freundinnen, seien sie gar nicht mit dem Ziel in die Ahrensburger Innenstadt gekommen, etwas zu kaufen. "Wir haben uns gefreut, dass wir nach der langen kalten Zeit mal wieder etwas unternehmen können", sagt Renate Veller. Aber wie das immer so ist - wenn man einmal unterwegs sei und die Möglichkeit habe, greife man doch auch zu, sagt Veller. Am Nachmittag haben die beiden Frauen aus Ahrensburg und Ammersbek aber nur kleine Tüten in der Hand. Renate Veller und Brigitte Schertzinger glauben, dass viele der Sonntags-Shopper aus demselben Grund wie sie in die Stadt gekommen sind - zum Gucken und Flanieren. "Würde es regnen, wäre sicher nur die Hälfte der Leute da", sagt Brigitte Schertzinger. "Und wenn wir einen richtig schönen Frühlingstag hätten, sicher auch deutlich weniger."

Aber am Himmel wechseln sich Wolken und Sonne ab, und so nutzen viele Stormarner den Sonntag, um in den Innenstädten bummeln zu gehen. In Ahrensburg bilden sich am Nachmittag zum Teil lange Schlangen vor den Eisdielen. Selbst in der sonst deutlich weniger frequentierten Hagener Allee herrscht reges Treiben. Auf der Automeile an der Großen Straße erst recht. Vom Kinderkarussell geht es mit dem Papa im Anschluss noch zur Automeile. Gerade Familien hätten unter der Woche doch nur wenig Zeit, mal gemeinsam und in aller Ruhe einkaufen zu gehen, glaubt Götz Westphal, Vorsitzender des Stadtforums. Der Zusammenschluss der Ahrensburger Kaufleute hat den verkaufsoffenen Sonntag organisiert.

In Bad Oldesloe war es die Gemeinschaft Oldesloer Kaufleute (GOK), die den Einkaufssonntag organisiert hatte. Wie die Ahrensburger Kaufleute haben auch die Einzelhändler in Bad Oldesloe nicht allein auf ihre geöffneten Geschäfte gesetzt, um Kunden zum Sonntagseinkauf zu bewegen. Deshalb hat die GOK wie in den vergangenen Jahren einen Flohmarkt auf dem Platz vor dem Rathaus organisiert. Dort sind Ines Bicker und ihr Mann Jörn fündig geworden. Ines Bicker sitzt auf einer Bank und wartet auf ihren Mann und den älteren Sohn. "Wenn in einer Kleinstadt was los ist, dann nimmt man das mit", erklärt Bicker, warum sie mit der Familie in die Innenstadt gekommen ist. Außerdem sei gerade dieser verkaufsoffene Sonntag eine gute Gelegenheit, "um nach dem langen Winter mal wieder ein wenig frische Luft zu schnappen und mit der Familie etwas draußen zu unternehmen". In einem Geschäft seien sie an diesem Sonntag nicht gewesen. Der Besuch in der Innenstadt ist für die Bickers also eher ein Familienausflug als eine Shoppingtour. Dennoch haben auch sie eine Tüte dabei. Auf dem Flohmarkt hat Ines Bicker etwas für die Söhne Jonas, 4, und Noah-Leon, 6, gefunden.

Vielleicht etwas für die Enkelkinder finden, das wollten auch Gerd und Brunhilde Schwinkendorf. Das Kaufen stand aber auch für das Rentnerehepaar nicht im Vordergrund. "Wenn so ein Highlight kommt, muss man das nutzen", sagt Gerd Schwinkendorf. "Ab und zu findet man außerdem ein Schnäppchen", sagt Ehefrau Brunhilde. Gekauft haben die beiden Oldesloer aber bis zum Nachmittag nichts. Zum Start in die Shoppingtour hatte es nämlich erst einmal ein Tasse Kaffee gegeben - mit Freunden, die noch berufstätig sind und für die der Sonntagseinkauf eine gute Gelegenheit zum entspannten Einkaufen ist.