Viola Bewig zieht sich nach fast 40 Jahren in Ahrensburg zurück. Die Schule übernimmt Patrizia Röbig-Ciná, die das Kursprogramm ausbauen möchte

Ahrensburg. Mit drei Kursen fing Viola Bewig am Reesenbütteler Redder in Ahrensburg an. Inzwischen hat sie Hunderte von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unterrichtet und ihr Tanzstudio zu einer Ahrensburger Institution gemacht. Aber nun ist Schluss - zumindest für die bisherige Chefin. Natürlich nicht für ihr "Kind". Das Tanz- und Gymnastikstudio Bewig bleibt erhalten. Eine Nachfolgerin ist gefunden. Sonst hätte die 69-Jährige vermutlich noch längst nicht aufgehört.

Tanzen ist ihre Leidenschaft. Aber Tutu und Spitzenschuhe waren ihr nie genug. Ihre Vorbilder waren Pina Bausch und Gret Palucca, die den Tanz von der Spitze runterholten und als Ausdrucksmittel revolutionierten. "Ich wollte mich nach Musik bewegen. Das fing als Dreijährige an", sagt Viola Bewig zur Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn. Sie ging zur Ballettschule, studierte Mathematik und Sport und erfüllte sich dann mit ihrer Schule einen Traum - und den von vielen Schülern gleich mit, die sich bei ihr ausleben konnten. Fast 40 Jahre lang.

Man kennt sie. Von überall wird sie gegrüßt. "Ich kann nicht einfach über den Wochenmarkt gehen", sagt Viola Bewig. Für den Zeitplan ist das ungünstig. Aber der Zuspruch tut gut. So manche Familie hat sie schon über Generationen begleitet. "Ein tolles Gefühl. Aus den Kindern von einst sind Erwachsene geworden, deren Kinder ich dann auch unterrichtet habe."

Die Anfänge liegen eben schon weit zurück. Im September 1974 hatte sie ihr Tanz- und Gymnastikstudio Bewig eröffnet und sich im Lauf der Jahre einen ausgezeichneten Namen gemacht. Die großen Schüleraufführungen mit den fantasievollen Kostümen und den professionellen Choreographien machten ihr Studio auch weit über die Grenzen der Schlossstadt hinaus bekannt.

Sich daraus zu lösen, war schwer für Viola Bewig. Emotional, aber auch ganz profan deshalb, weil sie einfach gebraucht wurde. Der Ausstieg verzögerte sich um ein Jahr. Die Chefin musste einspringen. "Ich habe zwei Schwangerschaftsvertretungen gemacht. Das war heftig", sagt die Begründerin des Tanzstudios, die nun die Leitung in jüngere Hände legen kann.

35 Jahre alt. Italienischer Papa. Und genauso tanzverrückt: Patrizia Röbig-Ciná. Sie studierte an der berühmten Dresdner Palucca-Schule und ist diplomierte Bühnentänzerin. Und sie hat bereits in Ahrensburg unterrichtet und kennt das Studio. "Und eine Ausbildung als Tanzlehrerin habe ich auch", sagt die 35-Jährige und freut sich sichtlich.

Sie freut sich auch auf die neue Aufgabe und darauf, mit den Kolleginnen zusammenzuarbeiten. Denn statt der Einzelkämpferin Viola Bewig von einst sind mittlerweile vier Lehrerinnen im Einsatz. Hier mitzumischen, neue Impulse zu setzen und mit Kindern und Erwachsenen zu arbeiten, das ist genau das, was sie will.

"Das war immer mein Traum", sagt die neue Inhaberin, die den Traum von Viola Bewig nun also weiterträumt. Allerdings früher als gedacht. Zuhause wartet die erst zehn Monate alte Leona auf sie. Und die Familie ist gerade erst nach Ahrensburg umgezogen. Das passt zwar wunderbar, aber zusammengenommen ist es ein großes Paket: neuer Ort, neuer Job und Baby.

Patrizia Röbig-Ciná: "Dieses Studio wurde mit so viel Liebe und so familiär geführt." Da habe sie nur Ja sagen können. Und sie legt gleich los. Sie will Erwachsenen den Einstieg ins klassische Ballett ermöglichen. Sie will das Kursprogramm aufpeppen. Latin-Fit heißt die neue Tanzform. Und am heutigen Freitag und am Sonnabend, 6. April, gibt es Modern Dance, jeweils von 17 bis 19 Uhr. Es sind noch Plätze frei.

Die Nachfolgerin ist die Wunschkandidatin für Viola Bewig. Sie sind wie ein Herz und eine Seele. So kann sich die scheidende Chefin beruhigt zurückziehen, lesen, reisen, Freunde treffen - und Spiraldynamik lernen und weitergeben. "Eine pflegerische Gymnastik", sagt die 69-Jährige, die der Tanz einfach nicht loslässt.