Die Immobilienpreise steigen laut neuer Studie innerhalb eines Jahres um 8,1 Prozent - in Reinbek sogar um 13,2 Prozent. Der Markt wird eng.

Ahrensburg. Immer tiefer müssen Stormarner in die Tasche greifen, um ein Haus oder eine Eigentumswohnung finanzieren zu können. Obwohl Experten bereits 2012 von einem "Rekordhoch" sprachen, sind die Preise für Immobilien im Hamburger Umland im vergangenen Jahr weiter deutlich gestiegen. Das zeigt eine aktuelle Studie, die die LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg AG in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Forschungsinstitut F+B erstellt hat.

10.400 Immobilien in Hamburg und Umgebung wurden im zweiten Halbjahr 2012 für die Studie erfasst und mit den Angeboten aus dem Vorjahreszeitraum verglichen. Besonders teuer sind demnach Eigenheime in Ahrensburg. Der Quadratmeterpreis für Ein- und Zweifamilienhäuser war im Januar mit durchschnittlich 2582 Euro im Vergleich zum Vorjahresmonat um 192 Euro gestiegen. Das entspricht einem Plus von 8,1 Prozent. In Reinbek ist der Quadratmeter mit 2228 Euro zwar noch etwas günstiger. Der Preis hat sich jedoch auch hier im Vergleich zum Vorjahresmonat mit einer Steigerung von 13,2 Prozent deutlich verteuert. Auch Trittau zählt laut Immobilienmarktatlas zu den Gemeinden im Hamburger Umland, in denen Bestandsimmobilien besonders teuer sind.

Preise für Neubauten sind im Umland stärker gestiegen als in Hamburg

Doch auch wer ein neues Haus bauen will oder an einer Eigentumswohnung interessiert ist, muss mit hohen Kosten rechnen. Zum ersten Mal verzeichnet die LBS-Studie im Neubau-Segment für das Umland höhere Preissteigerungen als für Hamburg. Rund 17 Prozent mehr kosten Neubauten in Barsbüttel und Trittau im Vergleich zum Vorjahr. In Reinbek sind es sogar 23,4 Prozent. Neubauten in Ahrensburg sind dagegen offenbar weniger nachgefragt: Dort sind die Preise seit Januar 2012 im Durchschnitt um 14,5 Prozent gesunken.

Die hohen Immobilienpreise haben laut Peter Mangel, Vorstandsvorsitzender der LBS, mehrere Gründe: Die positive Bevölkerungsentwicklung, die wachsende Zahl der Haushalte und die Sicherheit von Immobilien in der Finanzkrise seien verantwortlich. Gründe seien aber auch, dass es zu wenig Baufertigstellungen gebe und das Bestandsangebot knapper werde - bei gleichzeitig steigender Wohnraum-Nachfrage.

"Der Markt ist eng, dadurch steigen die Preise zum Teil unverhältnismäßig", bestätigt Norbert Radünz, Immobilenmakler aus Reinfeld und Mitglied des Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Kreis Stormarn. Radünz nennt noch einen weiteren Grund für die große Nachfrage an Eigenheimen: "Aufgrund der zurzeit sehr niedrigen Zinsen können es sich die Leute leisten, mehr für Immobilien zu zahlen und tun dies auch." Reinfeld sei derzeit von großem Interesse für Immobilienkunden. "Die Stadt befindet sich noch im Einzugsgebiet des Hamburger Verkehrsverbundes. Im Vergleich zum Beispiel zu Ahrensburg sind die Preise hier jedoch noch deutlich humaner", sagt Radünz. Laut Immobilienmarktatlas kosten Ein- und Zweifamilienhäuser in Reinfeld pro Quadratmeter zwischen 1250 und 1500 Euro.

In Tangstedt kostet der Quadratmeter ein Drittel mehr als im Januar 2012

Von der Preisexplosion betroffen sind aber auch Stormarner Gemeinden, die zwar nicht so leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind, dafür aber näher an Hamburg liegen. Im Bargteheider Umland, also in Gemeinden wie Jersbek, Delingsdorf und Elmenhorst, liegt der Quadratmeterpreis mit 1750 bis 2000 Euro zwar noch deutlich unter Ahrensburger Niveau. Nichtsdestotrotz sind die Kosten auch hier seit Januar 2012 um 13,3 Prozent gestiegen.

Auffällig ist vor allem die Entwicklung in Tangstedt. Die Gemeinde, in der nahezu 6500 Einwohner leben, liegt am Hamburger Stadtrand und in unmittelbarer Nähe von Norderstedt. 2546 Euro kostet der Quadratmeter in Tangstedt. Der Preis ist in zwölf Monaten von 1821 Euro pro Quadratmeter um mehr als ein Drittel gestiegen. Die Entwicklung, je dichter an Hamburg, desto höher die Preise, habe weiterhin Bestand, erläutert Jürgen Stahmer, Geschäftsführer der Oldesloer Wohnstätten. Die GmbH verkauft und vermietet Immobilien im Hamburger Umland. "Ahrensburg und Großhansdorf sind sehr teure Ecken", sagt Stahmer. Er bestätigt, dass auch die Preise in Bad Oldesloe aufgrund der verkehrsgünstigen Lage "anzögen".

Wie berichtet, werden in jüngster Zeit auch immer wieder Beschwerden über hohe Mietpreise in Stormarn laut. Unlängst hatten Mitglieder der Gewerkschaft Ver.di in Ahrensburg für mehr bezahlbaren Wohnraum demonstriert. "Die hohen Immobilienpreise gehen einher mit der Steigerung der Mietpreise. Oft entscheiden sich Kunden für den Kauf von Wohnraum, weil sie ohnehin extrem viel Miete zahlen", sagt Stahmer. Zudem bestehe ein genereller Bedarf an Wohnraum. Er erlebe auch immer wieder, dass sich Leute aufgrund der Kosten "verkleinerten". Immobilienmakler Stahmer: "Viele entscheiden sich, ihr großes Einfamilienhaus zu verkaufen und stattdessen in ein kleineres Reihenhaus oder eine Eigentumswohnung zu investieren oder zur Miete zu wohnen."

Obwohl schon im vergangenen Jahr von "Rekordpreisen" gesprochen wurde, erklärt die LBS, die in der Studie aufgezeigte Preisentwicklung für Immobilien im Hamburger Umland sei zu erwarten gewesen. Auch Wohnstätten-Geschäftsführer Stahmer geht davon aus, dass die Quadratmeterpreise zunächst weiter steigen werden. "Irgendwann jedoch wird der Verbraucher nicht mehr zahlen können. Dann muss es einen Preisstopp geben", sagt Stahmer. Vermieter müssten dann ihre Verantwortung erkennen, auch unter dem Aspekt, dass neben den Preisen für Wohnraum selbst auch die Energiekosten stiegen. Stahmer: "In dieser Kombination besteht die Gefahr, dass Wohnen sonst irgendwann zu teuer wird."