Miriam Paul ist die 16.000 Einwohnerin. Mit vergleichsweise günstigem Wohnraum und guten Angeboten für Kinder zieht die Stadt viele Familien an

Bargteheide. Nachwuchs ist unterwegs. Stichtag für das zweite Kind ist am 14. Juni. "Es wird ein Mädchen", sagt Miriam Paul. Sie freut sich schon auf das Baby. Aber bis es so weit ist, gibt es noch reichlich zu tun. Das Badezimmer muss gefliest werden. Das Zimmer für das Baby ist noch nicht fertig. Und im Keller stehen noch 15 Kartons. Denn Familie Paul ist gerade umgezogen. "Unsere zweieinhalb Zimmer in Rahlstedt reichten nicht mehr aus. Und die Miete für eine größere Wohnung in Hamburg hätten wir nicht bezahlen können", sagt die 37-Jährige. Jetzt hat sie mit Ehemann Lothar und ihrer kleinen Alicia ein neues Zuhause gefunden: Familie Paul wächst und Bargteheide auch. Bei der Anmeldung wurde Miriam Paul besonders freundlich begrüßt - als 16.000 Einwohnerin der Stadt.

"Das war wirklich ein sehr netter Empfang", sagt Miriam Paul. "Man hat uns gesagt, dass wir uns auf eine Überraschung freuen können." Die Mappe für alle Neubürger gab es sofort. Mit einer Info-Broschüre über Bargteheide und einem Stadtplan, auf dem auch alle Kinderspielplätze eingezeichnet sind. "24 Stück. Das ist beachtlich", sagt Miriam Paul, "die werde ich mit Alicia jetzt erforschen."

Die Familie ist glücklich. Sie hat nicht nur eine Wohnung, sondern ein Häuschen gefunden, das sie sogar kaufen konnte - mitsamt Terrasse und kleinem Garten für die Kinder. "150.000 Euro. Das war zu bezahlen", sagt die junge Mutter. "Ein Haus in Hamburg? Viel zu teuer. Völlig utopisch."

Bürgermeister Henning Görtz freut sich auch - darüber, dass Bargteheide so beliebt ist. "Wir haben die 16.000-Einwohner-Marke geknackt. Viele Städte in Schleswig-Holstein schrumpfen. Wir nicht." Wie stark der Zuzug ist, zeigt die Statistik. "1970, als Bargteheide die Stadtrechte erhielt, wohnten hier 8000 Menschen. Wir haben uns also seitdem verdoppelt", sagt Görtz. Das durchschnittliche Plus liegt bei 200 Einwohnern pro Jahr. "Das ist eine tolle Bestätigung", sagt Görtz. Vor allem, weil die Zahl der Anmeldungen mit rund 900 noch deutlich höher liege. "Durch Wegzug und Todesfälle sind es dann aber rein rechnerisch jährlich 200 Neubürger", sagt Görtz, "da müssen wir ganz viel richtig gemacht haben."

Für Familie Paul auf jeden Fall. Der bezahlbare Wohnraum ist das Wichtigste. Ein voll unterkellertes Haus mit 100 Quadratmetern Wohnfläche wäre für sie woanders unerschwinglich gewesen. Die zwei Dutzend Spielplätze und die vielen Kindertagesstätten sind das zweite starke Argument, das für Bargteheide sprach. "Zehn Kitas und eine bilinguale Gruppe sind ein Super-Angebot", sagt Miriam Paul. Sie hat ihre kleine Alicia schon angemeldet. Denn die Rechtsanwaltsfachangestellte will später wieder arbeiten. Einen Platz für die Zweijährige hat sie aber noch nicht. "Beim zweiten Kind ist es zum Glück nicht mehr so dramatisch. Ich bleibe für das Baby sowieso erst einmal drei Jahre zu Hause. Das mit dem Kita-Platz wird schon klappen."

Ihr Mann Lothar ist für eine Firma im Außendienst. "Ich erkläre den Leuten, wie die Motoren für Rolltore oder Markisen funktionieren und werbe neue Kunden", sagt der 41-Jährige, der viel in Norddeutschland und Berlin unterwegs ist. Der Sitz seiner Firma ist in Rottenburg in der Nähe von Stuttgart. Die Stadt hat immerhin mehr als 40.000 Einwohner. Wäre es nicht praktischer, dort zu wohnen? Lothar Paul schüttelt den Kopf. Seine Frau verdreht die Augen. "Nein danke", sagt der Außendienstler. "Rottenburg ist schnell erlebt." Bargteheide habe da mehr zu bieten. Und trotzdem sei alles bequem zu Fuß zu erreichen. "Und meine Mutter wohnt auch hier. Sie kann mir bei den Kindern helfen", sagt die Neubürgerin und rundet mit einem Lächeln ihre Liebeserklärung an Bargteheide ab.

Dass die werdende Mutter bei der Anmeldung sofort als 16.000 Bargteheiderin ausfindig gemacht wurde, ist den Damen im Bürgerbüro zu verdanken. "Wir hatten schon darauf gewartet", sagt Rathausmitarbeiterin Olga August. "Und als die Familie kam, haben wir schnell in die Liste geguckt." Volltreffer. Das war am 25. März. Jetzt gab es die angekündigte Überraschung: Eine Familienjahreskarte für das Bargteheider Freibad. "Das ist toll", sagte Miriam Paul und nahm das Begrüßungsgeschenk samt Blumenstrauß vom Bürgermeister entgegen. "Dass es ausgerechnet eine junge Familie ist, die den 16.000 Einwohner stellt, das passt", sagt Görtz.

Erste Kontakte zu den Nachbarn haben die Pauls. Es werden mehr werden. Das Haus am Meisenweg musste renoviert werden. "Jetzt habe ich sämtliches Werkzeug, von dem ich früher glaubte, dass man das überhaupt nicht braucht", sagt Lothar Paul. "Die Nachbarn können kommen."

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