Briefe kommen bis zu elf Tage zu spät an, klagen die Geschäftsleute. Hoher Krankenstand und Schnee sollen der Grund für die Verspätung sein.

Bargteheide. Für den Privatmann ist es ärgerlich, wenn die Post zu spät kommt. Für den Geschäftsmann kann es außerdem fatale finanzielle und rechtliche Folgen haben. In Bargteheide häuften sich zurzeit die Klagen. "Es ist problematisch, wenn Rechnungen, Verträge oder Exposés nicht rechtzeitig zugestellt werden. Das kann peinlich werden", sagt Regina Scheel, die Vorsitzende des Rings Bargteheider Kaufleute (RBK). Eine Reihe von Mitgliedsfirmen berichten von Schwierigkeiten. Die Post komme unregelmäßig, an ungewöhnlichen Tagen oder manchmal gar nicht - eine ganze Woche lang.

Der Negativrekord: elf Tage. So lange musste sich das Reisebüro Thomas Cook in Geduld üben. Schon seit zwei Monaten sei die Postlieferung unregelmäßig. "Früher kam die Post täglich zwischen zehn und 12 Uhr. Jetzt kommt sie ganz unbeständig", sagt die Angestellte Imme Nehls. "Vergangene Woche haben wir drei Tage gewartet. Und dann kam sie ungewöhnlicherweise erst am Donnerstagnachmittag." Bei den Sendungen handele es sich in der Regel um Reiseunterlagen, bei denen die Pünktlichkeit wichtig sei. Imme Nehls: "Das Heftigste war eine verspätete Lieferung von elf Tagen."

Oft werde die Post auch falsch zugestellt. Insbesondere wenn es Häuser mit gleichen Nummern sind. "Ich wäre froh, wenn das Problem endlich erkannt und abgestellt würde", sagt die Angestellte des Reisebüros.

Die Vorsitzende vom Ring Bargteheider Kaufleute kennt das Problem aus eigener Erfahrung. "Bei uns war es auch so", sagt Regina Scheel. "Wie lange das schon geht, kann ich nicht sagen. Richtig auffallen tut es ja erst, wenn man dringend auf einen Brief wartet." Die Geschäftsfrau von der Arcaden Hausverwaltung hofft, dass sich die Lage bald beruhigt. "Auf Nachfrage habe ich erfahren, dass ein hoher Krankenstand Ursache sein soll."

So lautet auch die Auskunft auf Nachfrage der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn. "Was bundesweit für Probleme sorgt, mache sich auch in Bargteheide bemerkbar: die Grippe-Welle", sagt Markus Wohsmann, Leiter der Hamburger Pressestelle der Deutschen Post. Auf weitere Nachfrage ergänzt Sprecherin Maike Wintjen: "Der Krankenstand war zu Beginn der vergangenen Woche sehr hoch. Das war ein Problem." Außerdem habe der heftige Schneefall einige Straßen schwer zugänglich gemacht. "Jetzt sind wir wieder im grünen Bereich." Um Engpässe zu vermeiden oder Spitzenzeiten abzufedern, werde außerdem mehr Personal eingestellt. Genaue Angaben über die zusätzliche Zahl von Beschäftigten könne sie nicht machen. Maike Wintjen: "Wir sorgen dafür, dass wir Kräfte auf Abruf bereithalten."

Manfred Steckmeister, Makler und Bauträger, glaubt das nicht. Das Problem existiere deutlich länger, schon ein paar Wochen, und sei auch noch längst nicht behoben. So wie die RBK-Vorsitzende habe er das Problem erst gar nicht bemerkt. "Das fing langsam an. Der Höhepunkt war dann, als ich eine ganze Woche auf meine Post warten musste. Sie kam erst Freitag." Nur knapp sei der Termin nicht verstrichen, um die eingegangenen Rechnungen mit Skonto-Abzügen bezahlen zu können. Steckmeister: "Und das sind bei Rechnungen in unserer Branche schnell ein paar Hundert Euro."

Anwälte seien ebenfalls von verspäteter Zustellung betroffen. Gerade bei Terminsachen werde es heikel. So seien gesetzliche Fristen manchmal kaum noch einzuhalten.

Seit kurzem hat auch die Vodafone-Filiale an der Rathausstraße in Bargteheide Probleme. Auszubildender Nico Röhrich: "Es kommt in letzter Zeit oft vor, dass Pakete sich ein bis zwei Tage verspäten. Das ist sehr ärgerlich." Die Eisdiele La Piazza, die in der Nähe des Reisebüros liegt, ist nicht auf den täglichen Briefverkehr angewiesen. "Ich habe aber von mehreren Kunden gehört, dass sie Probleme haben", sagt Geschäftsführer Elvis Bogicevic.

Für die Postsprecherin sind das Vorwürfe, die "definitiv überprüft" werden müssten. Aber eine Verspätung von zehn, oder gar elf Tagen, das könne nicht sein. "Das bestreite ich", sagt Maike Wintjen. Vielleicht habe es sich um Info-Post gehandelt oder um andere nicht voll bezahlte Sendungen. "Es könnte sich auch um ein anderes Zustellunternehmen gehandelt haben", sagt die Sprecherin der Pressestelle Hamburg. Schließlich gebe es ja auch Konkurrenzunternehmen.

Manfred Steckmeister sieht auch das anders. Die Post habe mehr oder weniger eine Monopolstellung. "Früher wurde damit geworben: Heute bis 18 Uhr eingesteckt, ist der Brief am nächsten Tag da. Das war einmal."