Landesweit fehlen 160 Stellen. Die Zahl der Einbruchsdelikte im Kreis Stormarn steigt. Die Betroffenen leiden stark unter den Folgen.

Ahrensburg . Ruhig schlafen können Werner Heise und seine Frau Renate Schaefer-Heise aus Ahrensburg nicht mehr. Anfang März bekamen die beiden unliebsamen Besuch. Einbrecher verschafften sich über das Schlafzimmerfenster Zutritt und durchwühlten die Schränke auf der Suche nach Schmuck und Bargeld. Das Ahrensburger Ehepaar hatte das Haus nur für zwei Stunden - zwischen 19 und 21 Uhr - verlassen. Als die Heises wiederkamen, bemerkten sie feuchte Spuren auf dem Teppich. "Dann habe ich gesehen, dass die Schubladen meines Schreibtisches durchwühlt wurden", erinnert sich Renate Schaefer-Heise.

Für Renate Schaefer-Heise und Werner Heise war es bereits der fünfte Einbruch. "Bald muss ich in psychologische Behandlung", sagt Heise konsterniert. Die Einbrüche hinterlassen bei ihnen Spuren. "Wir können nicht mehr ruhig schlafen. Wenn wir abends ins Bett gehen, machen wir uns Sorgen", so der 74-Jährige. Seine Frau sagt: "Als ich bemerkte, dass bei uns schon wieder eingebrochen wurde, war ich wütend und habe geschimpft."

Heise ärgert sich darüber, dass Einbrecher und andere Straftäter häufig nicht hinter Schloss und Riegel gebracht würden. "Wir haben eine Kuscheljustiz", klagt der Rentner. Täter würden nicht hart angepackt, sondern von geschickten Anwälten "rausgeboxt". Zudem habe die Polizei nicht genügend Personal, um mit Streifenfahrten potenzielle Täter abzuschrecken. "Die Polizei hat hier ein sehr großes Gebiet. Die Dienststelle ist ganz einfach unterbesetzt." Auf der anderen Seite steigt laut Polizeistatistik die Zahl der Einbrüche im Kreis (wir berichteten).

Auch Sybille Wehde aus Barsbüttel kritisiert, dass es zu wenig Polizisten in ihrer Gemeinde gebe. Bei ihr wurde zweimal eingebrochen. "An Wochenenden ist hier niemand auf der Wache. Es fehlen wohl ganz einfach die Mittel", sagt sie. Mit der Schaffung der Autobahnanbindung seien auch vermehrt Einbrecher nach Barsbüttel gekommen. Ärger hat sie nach den Einbrüchen auch mit ihrer Versicherung gehabt. "Die hat mir einfach gekündigt", sagt sie. Die Taten ließen sie nicht los, so Wehde. Obwohl sie kein ängstlicher Mensch sei, schrecke sie nun im Dunkeln bei jedem Geräusch auf. Sie rät: "Man sollte eine gute Nachbarschaft pflegen und sich gegenseitig unterstützen." Es spiele den Einbrechern in die Hände, dass die Kommunikation unter Nachbarn abnehme.

Mehr Sensibilität gegenüber den Einbruchsopfern wünscht sich eine 54 Jahre alte Frau aus Bargteheide, die im November ausgerechnet an ihrem Geburtstag bestohlen wurde. Sie möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. "Ich hatte den Eindruck, dass die Polizisten nicht darauf eingestellt waren, dass ich unter Schock stand", sagt sie. "Dafür waren sie schnell da, nachdem der Hausmeister sie verständigt hatte." Die 54-Jährige wünscht sich gleichwohl eine erhöhte Präsenz der Polizei in ihrer Wohngegend.

Vor rund zwei Wochen brachen Unbekannte auch bei Heiko Dabelstein in Brunsbek ein. "Das scheint sich zu mehren", sagt der Landwirt. Die Täter kamen an einem Sonntag zwischen 17.30 und 19.30 Uhr, als Dabelstein gerade bei seinen Milchkühen war. Sie stahlen Schmuck, Bargeld sowie ein Handy und einen Laptop. Dabelsteins Jagdhund sperrten der oder die Täter kurzerhand in einem Zimmer im Obergeschoss ein.

Laut Dabelstein hat es bei ihm nahezu zwei Stunden gedauert, bis die Polizei auf dem Hof eintraf. "Nach rund einer Stunde habe ich erneut angerufen, um zu fragen, ob noch jemand vorbeikommen würde", so der 39 Jahre alte Landwirt. Er glaubt nicht, dass die Täter jemals überführt werden. "Die Polizisten wollten keine Spuren sichern", sagt er. Von seinem Bruder, der Ordnungshüter ist, wisse er, dass die Polizei unterbesetzt sei. "Es wird ja im öffentlichen Dienst überall gespart."

Mit ihrer Kritik, dass die Polizei unterbesetzt sei, stoßen die Einbruchsopfer bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP) auf offene Ohren. "Es herrscht landesweit eine Unterdeckung von 160 Stellen", sagt Manfred Börner, der für Stormarn zuständige Regionalgruppenvorsitzende. Und eine Besserung sei nicht in Sicht. "Bis 2020 sollen weitere zehn Prozent der Stellen eingespart werden, das würde rund 650 Beamte weniger bedeuten", so Börner. Er ist der Meinung, dass die Politik mit ihren Sparbeschlüssen die falschen Prioritäten setzt. "Sicherheit kostet eben Geld."

Durch die Einsparungen beim Personal sieht Börner auch das Problem, dass die Polizei längere Zeit brauche, um zu Einsatzorten zu gelangen. "Das kann gerade im ländlichen Raum auch schon mal eine halbe Stunde oder länger dauern", sagt der GdP-Mann. Dass die Landesregierung angebe, die Polizei erreiche ihre Einsatzorte durchschnittlich innerhalb von weniger als zehn Minuten, hält er für irreführend. "Diese statistische Berechnung heranzuziehen, macht mich wütend", sagt Börner. Denn in die würden alle Einsatzzeiten einfließen, auch die in den Städten. "Und dort ist die Polizei nun mal schneller da als auf dem Land." So käme man auf die durchschnittliche Reaktionszeit. Auf dem Land sei dieser Wert aber oft nicht zu erreichen.

Das Innenministerium hält dem entgegen, dass bei Polizeieinsätzen auch Prioritäten gesetzt werden. "Einsätze, bei denen es um Leben und Tod geht, werden natürlich sofort bedient", sagt Thomas Giebeler, Sprecher des Ministeriums. "Alle anderen werden erst einmal nachrangig behandelt." Die fehlenden 160 Stellen bei der Polizei bestätigt das Innenministerium. Dass es einen weiteren Stellenabbau gebe, bezeichnet Giebeler als "Spekulation". "Durch den Abbau von Aufgaben, die die Polizei nicht zwingend erfüllen muss, und die Vermeidung von Doppelarbeit sollen Stellen frei werden für den Streifen- und Ermittlungsdienst."