Sie stünden zu ihrer Kritik an der Delingsdorfer Kindertagesstätte, aber niemand dürfe deshalb persönlich angegriffen werden.

Delingsdorf. Das Gästebuch auf der Internetseite der Gemeinde Delingsdorf füllt sich derzeit im Stundentakt mit Einträgen. Nach der bundesweiten Berichterstattung über den Rauswurf des vier Jahre alten Thore aus der örtlichen Kita melden sich nun Menschen aus ganz Deutschland und sogar aus der Schweiz zu dem Vorfall zu Wort. Jedoch nicht immer sachlich: Gegen den Bürgermeister und die Leitung des Kindergartens werden teilweise Beschimpfungen laut.

Wie berichtet, hatte der von der Gemeinde getragene Kindergarten den Betreuungsplatz des Jungen nach einem lange währenden Streit zwischen den Eltern und der Kitaleitung zum vergangenen Montag gekündigt. Der Disput war eskaliert, als Christian und Karola Pries ihrem Sohn Butterkekse mitgegeben und damit gegen die Essensregeln der "zuckerarmen Kita" verstoßen hatten.

Doch die Aufmerksamkeit, die der Fall nach sich gezogen hat, wächst den Eltern nun über den Kopf. "Eine Welle von Hass schlägt auf die Gemeinde, auf den Kindergarten und auf den Bürgermeister ein", sagt Christian Pries, der betont, er und seine Frau distanzierten sich von Beschimpfungen und Drohungen. "Wir haben die Missstände in der Kita angeprangert und stehen weiterhin dazu. Aber niemand sollte deshalb persönlich angegriffen werden", sagt Pries, der sich nun deshalb in einem offenen Brief an diejenigen wendet, die sich zu Thores Rauswurf geäußert haben. "Wir bedanken uns für die riesengroße Unterstützung", heißt es darin. Jedoch folgt die Aufforderung, davon abzusehen, Menschen "um Leib und Leben" zu bedrohen und die Gemeinde Delingsdorf "in den Dreck" zu ziehen.

In Kontakt mit Bürgermeister Randolf Knudsen ist Familie Pries nicht getreten. "Er müsste schon auf uns zukommen", sagt Christian Pries, dessen Sohn noch immer zur Überbrückung von den Großeltern betreut wird. "Es werden Gespräche über einen neun Kitaplatz geführt", sagt Pries. Auffällig sei, dass sich Amts- und Kreisverwaltung seit der medialen Berichterstattung "auf einmal" sehr um Thores Unterbringung bemühten.

"Wir wollen nicht, dass Herr Knudsen angegriffen wird und dass der Kindergarten nicht mehr dazu kommt, seine Arbeit zu machen", sagt Pries. Der Dorffrieden müsse wieder hergestellt werden. Dass Thore wieder zurück in die Kita gehen könnte, hält er für ausgeschlossen. "Dort können wir ihn nicht mehr guten Gewissens hinschicken", sagt Pries. Die Kündigung werde er dennoch juristisch auf ihre Rechtmäßigkeit prüfen lassen.