Zugekleisterte Verkehrzeichen kosten Kommunen viel Geld. Bargteheide hat einen “Schilderbeauftragten“ eingestellt

Bargteheide/Ahrensburg. Sie sehen nicht schön aus, können sogar eine Gefahr für den Straßenverkehr darstellen: beklebte und beschmierte Verkehrsschilder. Stormarner Städte und Gemeinden kämpfen ständig gegen Sticker und Sprayfarbe. In Bargteheide kümmert sich seit September 2012 sogar ein eigens dafür eingestellter Mitarbeiter um die Pflege der Straßenschilder. Die muss er sauber machen, manchmal sogar das Verkehrszeichen austauschen. Er nehme damit seinen Kollegen zusätzliche Arbeit ab, sagt Sven Höhnke. Die Schilder in Ordnung zu halten, sei wichtig.

"Die Akzeptanz der Verkehrsteilnehmer sinkt, wenn ein Schild beschädigt oder nicht mehr erkennbar ist", sagt Jens Arnfeld, stellvertretender Leiter des städtischen Bauhofs in Bargteheide. Daher stehen 2013 erstmals 16.000 Euro für die Instandsetzung der Straßenschilder bereit, sagt er. Bisher seien es immer nur 6000 Euro gewesen.

Höhnke arbeitet sich als "Straßenschildbeauftragter" jetzt seit einem halben Jahr immer bezirksweise durch die Stadt. "Ich fahre dabei zu jedem einzelnen Straßenschild und reinige es." Mit Wasser, Spachtel und speziellen Sprays für Aufkleber und Graffiti macht sich Höhnke auf den Weg. Teilweise braucht er eine Leiter, um an die Tafeln heranzukommen. "Da fragt man sich, wie die Täter da überhaupt hochgekommen sind." Die Arbeit dauert je nach Verschmutzung zwischen fünf und 40 Minuten. Gerade bei der Arbeit mit dem Spachtel sei Vorsicht geboten. Die Aufkleber sollen weichen, aber die Farbe am Schild möglichst nicht beschädigt werden. Dabei muss Höhnke beachten, um welches Schild es sich handelt. "Es gibt drei Kategorien von Schildern." Einige seien nicht beschichtet, etwa das Hinweisschild zum städtischen Museum, und daher besonders anfällig. "Da geht die rote oder schwarze Farbe des Schildes schon mal leicht mit ab." Die Schilder der mittleren und teuren Preisklasse sind jeweils mit einer reflektierenden Folie beschichtet. Sie halte Sprayfarben, dem Spachteleinsatz sowie den scharfen Reinigern ohne Weiteres stand. Manchmal könne ein Schild aber nur noch ausgetauscht werden.

"An Schulen häufen sich die Vorfälle", sagt Höhnke. Wie viele Schilder aber monatlich verunstaltet würden, lasse sich nur schwer schätzen, sagt Michael Spitzner, Leiter des Bauhofs Bargteheide. Es gebe Monate, in denen passiere nicht viel, und dann gebe es Nächte, in denen gleich 20 Schilder besprüht oder beklebt würden. Zwei Mitarbeiter des Bauhofs in Ahrensburg kümmern sich neben anderen Arbeiten um die Straßenschilder in der Stadt. Morris Hermann von den Stadtbetrieben Ahrensburg schätzt, dass die beiden 20 bis 30 Schilder im Monat wieder herrichten müssen. Jedes beschmutzte oder beklebte Schild werde gemeldet und erst mal vermerkt.

Wie oft die Mitarbeiter zum Schilderdienst ausrücken, kann Hermann nicht sagen. "Bei wie vielen Schildern sich ein Einsatz lohnt, kann ich gar nicht genau sagen. Das hängt auch immer von der Größe der Schilder ab." Handele es sich bei der Verschmutzung jedoch um nationalsozialistische Symbole oder Parolen, würden sie umgehend beseitigt, selbst wenn es nur ein einziges Schild betreffe.

Der Leiter der Abteilung Straßenunterhaltung hat Erfahrung mit den unterschiedlichen Stickerarten. "Die größten Schwierigkeiten machen die Papieraufkleber, die zusätzlich mit Kunststoff beschichtet sind. Da dauert die Arbeit am längsten." Auch in der Schlossstadt seien insbesondere Schilder in Schulnähe und entlang der Schulwege mit Stickern beklebt, sagt Morris Hermann zum Abendblatt. "Außerdem kommt es im Ahrensburger Westen in der Nähe des U-Bahnhofes häufig vor, dass Straßenschilder beschädigt werden." Dort seien vergleichsweise häufig Parolen aus der linken Szene sowie St.-Pauli-Aufkleber zu sehen.

Auch in Reinbek ist das Problem bekannt. Dort kümmern sich ebenfalls die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs um die Reinigung. "Je länger Sticker auf einem Schild kleben, desto inniger ist die Verbindung zu der reflektierenden Folie auf dem Schild", sagt Wolfgang Marben. Der Leiter des Betriebshofs geht allerdings nur von zehn bis 15 beschmierten oder beklebten Schildern im Jahr aus. "Und das nur, wenn es hoch kommt." Dagegen würden Metallskulpturen häufiger mit Edding beschmiert werden, sagt Marben. Er weiß aus Erfahrung, dass die Jahreszeit ein entscheidender Faktor ist. "Wenn die Tage länger werden, häuft sich das."

Die glatte Oberfläche der Skulpturen sei bei der Reinigung von Vorteil. "Wir haben hier eine spezielle Paste für die Graffiti. Die wird aufgetragen, wirkt kurz ein, und dann können wir das abwischen." Die Situation in Reinbek ist daher im Vergleich zu anderen Orten im Kreis Stormarn nicht so problematisch.

Egal, ob die Städte ein großes oder kleines Problem mit Aufklebern und Graffiti haben, am Ende zahlen doch meist die Steuerzahler für den Austausch nicht mehr zu reinigender Verkehrsschilder. Ein Vorfahrt-achten-Schild schlägt mit 70 bis 80 Euro zu Buche. Andere, auf denen ein Schriftzug zu sehen ist, lägen preislich im Tausenderbereich, sagt Marben. Die Straftaten könnten nur bei der Polizei zur Anzeige gebracht werden, wenn die Täter auf frischer Tat ertappt würden. Das ist nur ganz selten der Fall.