Die Jungschauspieler der Gruppe Blaue Wolke zeigen “Die zwölfte Nacht oder was ihr wollt“ im Kleinen Theater

Bargteheide. "Oh ihr vortrefflich unvergleichliches Fräulein, gebietet über meine Dienste." "Ich das Werkzeug kenne, dass eure Gunst mir sperrt." "Ich gab unbesorgt meine Ehre preis" - derlei altmodisch und vornehm klingende Sätze sind derzeit von jungen Leuten in Bargteheide zu hören. Dahinter verbirgt sich jedoch kein neuer Trend in der Jugendsprache. Im Gegenteil, es handelt sich um die deutschen Übersetzungen von Sätzen aus einer englischen Komödie vom Anfang des 17. Jahrhunderts. Sie stammen aus dem Werk "Die zwölfte Nacht oder was ihr wollt" des Dramatikers und Lyrikers William Shakespeare (1564-1616). Und die, die sie sprechen, sind Schauspieler der Jugend-Theatergruppe Blaue Wolke, die derzeit fleißig für die Aufführung der Komödie im Kleinen Theater in Bargteheide proben. Dort hat das Stück am 6. April Premiere.

Zwölf Darsteller und drei Statisten im Alter von 15 bis 22 Jahren stehen dort auf der Bühne, unterstützt von zwei Sängerinnen, fünf Musikern und acht Tänzerinnen. Die Darsteller sehen in ihren Kostümen aus wie Menschen aus dem 16. und 17. Jahrhundert: weiße Blusen mit weiten Ärmeln, Kniebundhosen, weiße Halskrausen, Westen, Umhänge, lange und weite Kleider, Degen am Gürtel. "Wir wollen das Stück originalgetreu nach Shakespeare inszenieren", sagt Anja Roßmann. Die 44-Jährige führt Regie. Es ist ihre dritte Aufführung in Bargteheide: Im Jahr 2011 stand "Romeo und Julia", ebenfalls von Shakespeare, auf dem Spielplan, "Cyrano de Bergerac" folgte 2012. "Ich hatte von Anfang an vor, nur Klassiker zu inszenieren", so Anja Roßmann. "Die Klassiker handeln von moralischen Werten, die sehr wichtig und zeitlos sind, etwa von Liebe, Freundschaft und Treue."

Das aktuelle Stück "Die zwölfte Nacht oder was ihr wollt" ist eine Verwechslungskomödie. Ein Geschwisterpaar wird durch einen Schiffbruch getrennt. Die Schwester verkleidet sich, um sich in der Fremde zu schützen, als Mann. Sie kehrt beim Graf Orsino als Diener ein und verliebt sich in ihn. Der aber ist verliebt in die Trauer tragende Gräfin Olivia. Dazu kommen der stets betrunkene Junker Tobias mit seinem leicht dümmlichen Freund Christoph, das Kammermädchen Maria und ein Narr. Um dem überaus eingebildeten Kammerdiener Olivias einen Streich zu spielen, denken sie sich etwas aus, das zu weiteren Verwirrungen führt. Und alles spielt während der "zwölf Nächte" - in der Karnevalszeit.

Schon die Proben verlangen den Nachwuchsdarstellern einiges ab, sie müssen lachen, weinen, schreien und sich an die Gurgel gehen. Die Emotionen darzustellen ist nicht immer einfach. Als etwa Schauspielerin Daniela Borgwardt als Gräfin Olivia ihrem Mitspieler Justus Griesenberg als Sebastian eine Ohrfeige geben muss, sind mehrere Anläufe nötig, damit die Szene möglichst echt aussieht. "Das Stück ist sehr vielseitig, man muss extrem konzentriert sein und seine Gefühle kontrollieren", sagt Niklas Krajewski. Der 16 Jahre alte Schüler des Kopernikus-Gymnasiums in Bargteheide spielt den Kammerdiener Malvolio, der übel hereingelegt wird, ins Gefängnis kommt und Rache schwört.

Daniela Borgwardt findet es gut, als Darstellerin ein klassisches Stück originalgetreu aufzuführen. "Das ist schwieriger, hat aber auch mehr Reiz", sagt die 21 Jahre alte Oldesloerin, die beim Finanzamt arbeitet. Ebenfalls lieber Klassiker spielt Schülerin Dana Reiber, 15, aus Reinfeld. Mit der altmodischen und umständlichen Sprache hat sie keine Probleme. "Die kann ich sogar besser lernen, weil sie so anders ist", sagt sie.

Die Nachwuchsschauspieler proben einmal pro Woche vier Stunden und derzeit zur Premiere auch am Wochenende. Regisseurin Roßmann achtet darauf, dass Texte und Bewegungen stimmen. "Nach rechts weg", "Noch lauter" oder "Jetzt die Musik" ruft sie bei den Proben Richtung Bühne. Manchmal muss sie noch damit kämpfen, dass die Schauspieler ihre Einsätze verpassen. Am Ende des letzten Akts wird sogar die Verbeugung geübt.

Die Premiere des Stücks ist am Sonnabend. 6. April, um 19 Uhr im Kleinen Theater Bargteheide (Hamburger Straße 3). Weitere Vorstellungen sind am 7. April (18 Uhr), 12. und 13. April (jeweils 19 Uhr) sowie am 14. April (18 Uhr). Karten kosten 15 Euro, ermäßigt zwölf Euro. Sie sind erhältlich im Vorverkauf unter der Rufnummer 04532/54 40 und auf www.kleines-theater-bargteheide.de.