Restaurant in denkmalgeschütztem Gebäude öffnet spätestens in zwei Monaten. Alter Pächter hört auf. Staatsanwalt ermittelt wegen Brandstiftung

Kuddewörde. Das Fachwerkhaus liegt etwas abseits an der Lauenburger Straße in Kuddewörde. Direkt nebenan fließt die Bille, doch das Mühlrad am Haus steht still. Derzeit ist alles mit Schnee bedeckt, Eiszapfen hängen von der Dachrinne herab. Von außen erinnert fast nichts mehr daran, wie die historische Grander Mühle vor rund einem halben Jahr ausgesehen hat und was damals dort passiert ist. Nur an zwei Fenstern sind noch Reste von abgeschabten Aufklebern zu erkennen: "Brandstelle" und "Tatort" sind darauf zu lesen.

Es war die Nacht vom 27. auf den 28. September 2012, als die Grander Mühle, im Jahr 1248 erstmals urkundlich erwähnt, und das Restaurant Da Bonelli, ein beliebtes Ausflugslokal, durch ein Feuer und eine Explosion schwer beschädigt wurde. Viele fragten sich, ob die Mühle jemals wieder aufgebaut würde.

Heute sind die Schäden am Gebäude fast beseitigt, der Wiederaufbau weitestgehend abgeschlossen. "In ein bis zwei Monaten wird alles fertig sein", sagt Peter Szymanski, Bauingenieur und freischaffender Architekt im Ruhestand aus Lauenburg. Er betreut den Wiederaufbau der Mühle im Auftrag des Eigentümers, eines Hamburger Rechtsanwalts. "Die Mühle wird genauso wieder hergerichtet, wie sie vor dem Feuer ausgesehen hat", sagt Szymanski.

Eine Änderung wird es allerdings geben. Gastwirt Angelo Bonelli wird das Restaurant nicht weiter betreiben, er hat seinen Pachtvertrag gekündigt. Bereits zum zweiten Mal zerstörte ein Feuer seine Existenz. Im Jahr 2010 war der Anbau seines Restaurants Da Bonelli schon einmal niedergebrannt.

Vor knapp sechs Monaten war das Feuer kurz vor Mitternacht auf der Rückseite der Mühle in einem Anbau ausgebrochen. Gastwirt Angelo Bonelli und seine Angestellten hatten das Lokal kurz zuvor verlassen. Der Anbau mit dem Küchentrakt des Restaurants brannte komplett nieder. Es folgte eine Rauchgasexplosion. Deren enorme Druckwelle drückte bei der Mühle Giebel, Außenmauern, Fenster und Fachwerkbalken nach außen. Große Mauersteine brachen heraus, das Dach wurde teilweise abgedeckt. Es bestand Einsturzgefahr.

Die Ursache des Feuers steht immer noch nicht eindeutig fest. Sachverständige der Polizei haben die Mühle untersucht, die Ermittlungen sind aber noch nicht abgeschlossen. "Es gibt Hinweise auf Brandstiftung", sagt Günther Möller von der zuständigen Lübecker Staatsanwaltschaft. Mehr will er aus ermittlungstaktischen Gründen momentan nicht sagen.

Architekt Peter Szymanski hat die denkmalgeschützte Mühle in den vergangenen Monaten mit Hilfe von Fachfirmen wieder aufgebaut. Eigentlich war sein Ziel, zu Ostern im Restaurant zu sitzen und eine Kalbsleber zu essen. Doch nun dauern die Arbeiten doch etwas länger als geplant. "Zuletzt hat uns der Wintereinbruch behindert", sagt der Architekt.

Unter anderem reparierten die Arbeiter weggebrochene Mauerteile, setzten neue Fenster ein und bauten auch neue Eichenbalken für die Fachwerkstruktur ein. Die Bauweise hat die historische Mühle laut Szymanski vor Schlimmerem bewahrt: "Auf das Gebäude haben durch die Druckwelle der Explosion unglaubliche Kräfte eingewirkt, aber die Fachwerkstruktur mit ihren Verbindungen durch Holzzapfen und -nägel war so elastisch, dass sie die Kräfte abgefangen hat. Deshalb ist die Mühle nicht eingestürzt."

Szymanski hatte schon nach dem Brand im Jahr 2010 die Grander Mühle wieder aufgebaut. Bereits Anfang der 1980er-Jahre hatte der Spezialist für Fachwerkhäuser das damals verfallene Gebäude restauriert. Seinerzeit war Peter Szymanski auch der Eigentümer der Mühle, die er später verkaufte.

Für den aktuellen Wiederaufbau hat der Ingenieur auch alte Materialien beschafft. "In Mecklenburg habe ich fast 400 Jahre alte, handgeformte Dachziegel gefunden, die wir verwendet haben", sagt Szymanski. Auch viele der aus den Mauern herausgebrochenen Steine waren noch zu gebrauchen. Komplett neu errichtet worden ist der Anbau des Restaurants. Wegen der Brände hat die neue Mühle auch zusätzliche Sicherungseinrichtungen bekommen. "Wir haben im Innern teilweise Stahltüren eingebaut sowie außen Videokameras und Bewegungsmelder installiert", sagt Peter Szymanski. Er beziffert die Kosten des Wiederaufbaus auf rund 400.000 Euro. Bis zur endgültigen Fertigstellung der Grander Mühle sind nun noch letzte Maler-, Dach- und Elektroarbeiten zu machen. Die Denkmalschutzbehörde hat die neue Mühle bereits positiv begutachtet.

Unabhängig vom fast abgeschlossenen Wiederaufbau hat Gastwirt und Pächter Angelo Bonelli beschlossen, das Restaurant in der Grander Mühle nicht weiter zu betreiben. "Die Mühle ist ein wunderschönes Objekt, aber ich möchte so etwas nicht mehr erleben", sagt Bonelli im Hinblick auf die zwei Brände in zwei Jahren, die er verkraften musste. Allem Anschein nach wurde beide Feuer vorsätzlich gelegt. "Ich habe Angst, dass es noch einmal brennt", so Bonelli. Der Gastronom plant, in Trittau ein neues Restaurant zu eröffnen.

Wer der neue Pächter und Gastwirt in der Grander Mühle wird und wann ihr Restaurant wieder eröffnet, ist derzeit noch unklar. Die Suche nach einem neuen Gastronomen liegt in den Händen von Eri Brandt, der Inhaberin des Hotels direkt neben der Mühle. Das Hotel war vom Brand im vergangenen Jahr nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Eri Brandt: "Die Verhandlungen mit Interessenten laufen noch."