Die Lütjenseer freut es: Im 1885 erbauten Haus an der Hamburger Straße gibt es nach jahrelangem Leerstand künftig Bier und Bratkartoffeln.

Lütjensee. "Mit dem Dorfkrug 28 wollen mein Mann und ich einen geselligen Treffpunkt im Herzen Lütjensees aufleben lassen", sagt Anja Gille-Kagens. Seit mehr als zwei Jahren trübte das leer stehende Lokal das Bild der durch das Dorf führenden Hamburger Straße. Nun kommt wieder Leben in die Räume: Karfreitag wird die 43 Jahre alte Gastronomin, die vorher stellvertretende Kantinenleiterin in Ahrensburg war, mit Ehemann Rüdiger Gille, 47, die Türen des neuen Dorfkrugs öffnen und eine rustikale Küche rund um die Bratkartoffel anbieten.

"Alles ist selbst hergestellt - von der Currywurstsoße bis zur Remoulade für das Roastbeef", sagt Rüdiger Gille. Auch vegetarische Gerichte, Eintöpfe und Snacks für zwischendurch bietet der gelernte Fleischer, der seit knapp drei Jahren einen Partyservice in Lütjensee führt. Er plant auch sonntägliche Frühschoppen, eine bayerische Woche mit Oktoberfest und spanische Tage mit mediterraner Küche.

Im neu gestalteten Innenraum des 1885 erbauten Hauses haben bis zu 60 Gäste Platz. Hinzu kommen acht Plätze am Tresen. Im Sommer ist auch der gut 80 Quadratmeter große Biergarten geöffnet. Überlieferungen zufolge wurde in dem Gebäude schon 1885 Hacks Gasthof eröffnet. Das Hotel am See, in dem heute der Blutspendedienst Nord seine Zentrale hat, erinnert an jene Zeit - und Hacks Gasthof, der jetzt wieder Dorfkrug heißt.

Bei den Einwohnern kommt die Idee offenbar gut an. "Es wird Zeit, dass endlich mehr Leben nach Lütjensee kommt", sagt Stephan Pahlke. Der 30 Jahre alte Kaufmann wohnt ein paar Häuser weiter und freut sich, nicht mehr nach Trittau oder Ahrensburg fahren zu müssen. "Es wurde Zeit, dass da etwas passiert. Wir haben das alle vermisst", sagt auch Bürgermeisterin Ulrike Stentzler. Sie habe sich immer über den Leerstand geärgert.

"Wir haben mit viel Liebe alles neu gestaltet", sagt Rüdiger Gille. Die alten Holzbänke und Tische wurden mit Lasur aufgearbeitet, die roten Sitzbezüge durch dunkelbraunes Kunstleder ersetzt. Die Wände bekamen ebenso einen frischen Anstrich wie die Holzbalken. Und das Ganze hat auch einen maritimen Charakter: Der letzte Kapitän des seit 1960 vor Travemünde liegenden Frachtseglers "Passat" stellte Fotos zur Verfügung, die er selbst gemacht hat. Auch Rüdiger Gille ist einmal für zwei Jahre zur See gefahren.