Stormarner Unternehmer informieren sich in Reinbek über Finanzierungsprogramme und erhaschen einen Einblick in den Förderdschungel.

Reinbek. Eine unabhängige und umfassende Beratung ist meist schwer zu finden für jemanden, der einen Kredit aufnehmen möchte. Meist landet er bei seinem Bankberater, der dann die Bedingungen vorgibt. Gerade für mittelständische Unternehmer kann es besonders wichtig sein, über den Tellerrand zu schauen. Wie finanziert man die Einführung eines neuen Produktes? Wer bietet zinsgünstige Darlehen? Wer hilft mir bei der Suche nach dem passenden Förderprogramm?

Fragen, die sich auch Stormarner Unternehmer täglich stellen. Auf der Suche nach Antworten waren rund 30 von ihnen auf Einladung der Hamburger Sparkasse (Haspa) nach Reinbek zu der Firma Party Rent gekommen. Das Unternehmen stellt Stühle, Geschirr und vieles mehr für Feiern zur Verfügung. Beim Aufbau des Standorts am Senefelder Ring nutzte die Geschäftsführung öffentliche Förderprogramme. "Wir haben bei der Existenzgründung einen Kredit der KfW Mittelstandsbank in Anspruch genommen, der noch immer läuft", sagte Jan-Willem Roes, Geschäftsführer des Unternehmens. Auch beim Bau der Lagerhalle setzte das Franchise-Unternehmen Mittel der KfW-Bank ein.

Bei dem Treffen stellten Vertreter der Investitionsbank Schleswig-Holstein oder der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH, aber auch Haspa-Mitarbeiter Möglichkeiten vor, wie private Firmen von öffentlichen Förderprogrammen profitieren können.

"Viele Unternehmer stehen vor einem Förderdschungel, wenn sie investieren wollen", sagte Nils Thoralf Jarck, Geschäftsführer Industrie- und Handelskammer in Ahrensburg, am Rande des Treffens. "Die Veranstaltung soll das Dickicht lichten und Mittelständler mit entsprechenden Beratern zusammenbringen", so Jarck. Es sei sinnvoll, sich zunächst wettbewerbsneutral zu informieren, bevor man zu der Hausbank geht. Jarck: "Derzeit sind die Konditionen für Kredite günstig. Gerade deshalb ist es wichtig, sich bei den vielen Angeboten genau zu informieren."

Ein Unternehmer, der auf der Suche nach Geldgebern ist, heißt Joachim Lessau. Als Geschäftsführer der Braaker Mühle ist er Chef von rund 200 Mitarbeitern. "Ich plane im Gewerbegebiet in Braak einen Drive-In-Backshop", sagte er. "So etwas gibt es derzeit in Norddeutschland noch nicht." Rund eine Million Euro will Lessau investieren. Das Grundstück hat er sich bereits gesichert. Nun gehe es darum, das Geschäftskonzept zu erstellen. Lessau: "Und die Finanzierung steht noch nicht." Ihn habe besonders interessiert, was die Investitionsbank Schleswig-Holstein (IBSH) anbiete, so Lessau.

"Wir sind das zentrale Förderinstitut in Schleswig-Holstein und dafür da, bei der Schaffung oder Sicherung von Arbeitsplätzen zu helfen", sagte Astrid Büchner, Firmenkundenbetreuerin bei der IBSH. "So haben wir ein Kleinkreditprogramm für Summen bis zu 200.000 Euro", so Büchner. Damit könnten Firmen etwa unvorhergesehene Mehrkosten bei Bauvorhaben oder Steuernachzahlungen finanzieren. Büchner: "Wenn Kunden in solchen Fällen nicht erneut an ihre Bank herantreten möchten, können sie es direkt bei uns versuchen."

Über ein relativ unbekanntes Förderprogramm informierte Alexander Thoben, bei der Haspa Teamleiter Corporate Finance: das ERP-Innovationsprogramm der Mittelstandsbank KfW. "Das fördert Investitionen in die Firma, die für sie neuartig sind." Gefördert wird sowohl die Forschungs- und Entwicklung sowie die Markteinführungsphase mit bis zu fünf Millionen beziehungsweise einer Million Euro. Der Zinssatz liegt laut Thoben bei nominal ab einem Prozent pro Jahr. "Wichtig ist, dass die Neuerung vom eigenen Personal erarbeitet wird", so Thoben.

Es ist dieses Programm, das Rainer Herrmann interessiert. Der Geschäftsführer des Ahrensburger Unternehmens Elbatron Industrieelektronik will mit seiner Firma ein neues Geschäftsfeld erschließen. "Wir sind dabei, eine automatisierte Verpackungskontrolle für Lebensmittel einzuführen", erläutert er. Bei der siebenstelligen Investitionssumme will Herrmann die öffentliche Wirtschaftsförderung nutzen. "Damit wir in den bei der Markteinführung nicht das volle Risiko übernehmen müssen."