Schleswig-Holstein Musik Festival reduziert Zahl der Konzerte in Stormarn. Ahrensburg, Bargteheide, Bad Oldesloe und Reinbek sind dabei

Ahrensburg. Wie hören sich Klänge aus Estland, Lettland und Litauen an? Das können Interessierte beim 28. Schleswig-Holstein Musik Festival vom 6. Juli bis zum 25. August erfahren. Denn in diesem Jahr steht das Baltikum im Mittelpunkt der Konzertreihe. Auch Stormarn spielt wieder mit im Festival-Sommerorchester, allerdings in kleinerer Besetzung. Waren es 2012 noch sieben Konzerte, sind es diesmal nur vier. Ahrensburg, Bargteheide, Bad Oldesloe und Reinbek sind mit je einem Abend bedacht worden.

"Mehr wäre natürlich schöner. Wir hätten gern noch ein zweites Konzert gehabt", sagt Lutz Reuter, Vorsitzender des Ahrensburger Vereins Kulturzentrum Marstall. "Andererseits sind wir erfreut, dass wir wieder dabei sein dürfen. Das ist eine Wertschätzung unserer Spielstätte." Das Marstall-Publikum kann sich auf Gunärs Upatnieks aus Lettland freuen. Er wird am 9. Juli von der Pianistin Agnese Eglina - und seinem Kontrabass begleitet. Musik von Bottesini, Strauss, Franck und dem lettischen Komponisten Vasks stehen auf dem Programm.

Es gibt zwar jeweils nur einen Abend, dafür wurden alle Stormarner Festspielorte berücksichtigt. Längst nicht alle im Land hatten dieses Glück. Denn was sich in Stormarn bemerkbar macht, gilt für ganz Schleswig-Holstein: Das Festival wurde abgespeckt. 20 Konzerte wurden gestrichen, fünf Orte und elf Spielstätten sind nicht mehr dabei.

"Die kostenintensive Flächenbespielung, die einen kulturellen und wirtschaftlichen Mehrwert für Schleswig-Holstein bedeutet, gehört zum Markenzeichen des Festivals", sagt Sprecherin Bettina Brinker. Das solle auch trotz der veränderten wirtschaftlichen Bedingungen so bleiben. Die sind jedoch enger gesteckt. So beträgt der Landeszuschuss zwar wie im Vorjahr rund 1,2 Millionen Euro. Aber der Stiftungsrat genehmigte für den Haushalt 2013 nur rund sieben Millionen Euro und damit knapp 800.000 Euro weniger als im Vorjahr. "Aufgrund des neuen wirtschaftlichen Gefüges haben wir jetzt weniger Konzerte im Programm. Damit einher geht die Reduktion der Konzerte in einzelnen Spielorten", so Brinker. "Wir haben aber nicht an der Qualität des Programms gespart."

Die Stiftung des Schleswig-Holstein Musik Festivals wurde 1995 gegründet - neun Jahre nach der Gründung des Festivals, um die Einnahmen zu erhöhen und die Finanzierung abzusichern. Das Land legte den finanziellen Grundstock und unterstützt das Festival seitdem jährlich mit weiteren Zuwendungen. Privatpersonen können die Stiftung ebenfalls unterstützen und dabei steuerliche Vorteile nutzen. Rund 140 Firmen, Verbände, Initiativen, Sparkassen, Verlage und andere Stiftungen fördern das Festival. Auch Stormarner Betriebe gehören dazu.

Dennoch musste das Programm heruntergefahren werden. Das Schloss Reinbek hat in Stormarn in diesem Jahr am stärksten eingebüßt. "Nur ein Konzert. Sonst hatten wir drei", sagt der ehemalige Schlossleiter Bernd Kraske, der vor kurzem zum Vorsitzenden des Reinbeker Festival-Beirats gewählt wurde. Er hat die Anfänge mitbekommen, denn seit 1986 ist Reinbek bereits Ort des Geschehens und damit seit Gründung des Festivals. "Als wir erfahren haben, dass Reinbek nur ein Konzert bekommen soll, haben wir sofort mit dem Festival Kontakt aufgenommen", sagt die neue Schlossleiterin Elke Güldenstein. Markus Steeger, der Leiter der Konzertorganisation, habe sich über das Interesse aus Reinbek gefreut. Güldenstein: "Ich habe offene Türen eingerannt. 2014 wollen wir auf jeden Fall wieder mehr Konzerte haben."

In diesem Sommer wird nun ausschließlich der junge lettische Pianist Vestard Shimkus in Reinbek für den Slogan des Festivals sorgen. Und der lautet: "bewegend baltisch". Der 28-Jährige spielt am 14. August - passend zum Wagner-Jahr - unter anderem "Isoldes Liebestod", in eigener Bearbeitung für Klavier. Als kleiner Ausgleich dafür, dass Reinbek in diesem Jahr zwei Konzerte weniger hat, gibt es vorweg ein kleines Präludium. Bereits um 19.30 Uhr wird der Pianist im Gartensaal auf den Abend einstimmen.

Die Stormarner Festival-Newcomer Ahrensburg, Bad Oldesloe und Bargteheide sind im Unterschied zu Reinbek zwar erst einige Jahre dabei, haben sich in diesem Jahr aber wieder alle behaupten können. Gerade in Bargteheide ist die Freude darüber groß. Denn das Gefühl, nicht dabei zu sein, mussten die Stadt und besonders die Mitglieder des Festival-Beirats 2011 aushalten. Diesmal kommen "Aschenputtels estnische Schwestern" ins Kleine Theater, wenn auch durchweg in männlicher Gestalt: Stefan Kurt (Rezitation), Jürgen Franz (Flöte), Rodrigo Reichel (Violine) und Heiko Ossig (Gitarre) sind am 13. Juli zu Gast. Die Zuhörer erwarten estnische Märchen und Sagen und estnische Musik von Kangro, Vähi, Pärt, Maegi, Kuulberg, Eespere und Tüür. Das klingt fremdländisch, ist es auch. Und ist sinnvoll. Denn diese Schwelle zu überwinden und sich auf etwas Neues einzulassen, ist Ziel der Festivalmacher, die jedes Jahr einen anderen Länderschwerpunkt setzen.

In Bad Oldesloe können sich die Zuhörer mit lettischen Volksliedern vertraut machen. Unter der Überschrift "Töchter der Sonne" sind die Latvian Voices am 27. Juli in der Peter-Paul-Kirche zu hören. Ein Vokal-Genuss. Damit die Mischung stimmt, gibt es dazu Werke von Dowland, Grieg und dem guten alten Bach.