Ortstermin im Gottesdienst: Geplante Entwidmung der St. Johanneskirche in Ahrensburg macht die Menschen traurig

Ahrensburg. Die tief verschneite Ahrensburger Welt wirkt friedlich an diesem Sonntagmorgen. Die Glocken der St. Johanneskirche läuten zum ersten Gottesdienst nach der Ankündigung, die Kirche für immer zu schließen. Die Küsterin empfängt die Besucher am Eingang und überreicht ihnen ein Gesangbuch. Im Kirchenschiff ist es angenehm warm, Kerzen brennen auf dem Altar. Doch die Stimmung bei den meisten der rund 30 Gläubigen ist während dieses Abendmahlsgottesdienstes gedrückt. Die Küsterin muss mehrmals die Frage beantworten, ob es wirklich so schlecht um ihre Kirche stehe.

Schon der Beschluss, das Gemeindehaus und das Pastorat zu verkaufen, hatte für reichlich Unruhe gesorgt. Jetzt soll auch noch die St. Johanneskirche entwidmet werden. Sie wurde von Architekt Otto Andersen entworfen und 1960 erbaut. Viele der Gemeindeglieder sind sehr traurig über die aktuelle Situation, einigen steigen allein beim Gedanken an einen möglichen Abriss die Tränen in die Augen. Niemand möchte sich das Ende der Kirche vorstellen. Es sei kein gutes Gefühl, wenn die Kirche abgerissen würde, sagt auch Pastor Holger Weißmann. "Das Herz der Leute hängt daran." Die Trauer sei spürbar und werde auch offen angesprochen. Es sei wichtig, dass darüber geredet werde, betont er.

Eine, die an diesem Tag etwas sagen möchte, ist Beate Bölck. Sie ist in Ahrensburg aufgewachsen und fühlt sich mit St. Johannes verbunden. Es ärgert sie, dass so viel für Prestigeobjekte ausgegeben werde: "Das Geld wird regelrecht verballert. Ich sage nur Elbphilharmonie." Das, was gut und wichtig für die Menschen sei, werde kaputtgespart. Beate Bölck erzählt, dass zu manchen Gottesdiensten auch Familien mit kleineren Kindern in die Kirche kämen. Das wirke dann wie in den alten Filmen: Dort war es auch etwas Besonderes, am Sonntag in die Kirche zu gehen. Sie möchte sich gar nicht vorstellen, wie es ohne diese Kirche sein würde.

Genau diese Sorgen seien in der Gemeinde spürbar, weiß auch Pastor Weißmann. Er geht in seiner Predigt auf die Lage seiner Kirche in Ahrensburg ein. "Es ist die Zeit großer Veränderungen", sagt Weißmann. Er beschreibt eine Beziehung zweier Partner, die sich immer weiter voneinander entfernten. "Wenn etwas, für das jahrelang gespart wurde, auf einmal weg ist, dann ist das gefährlich, auch für unseren Glauben." In diesen Zeiten gehe es verstärkt um das Grundvertrauen zu Gott. Auch wenn der weitere Weg bislang noch unklar sei.

Pastor Weißmann geht auch auf die Stimmung ein. "Viele sind schockiert und traurig, aber auch wütend oder überrascht von den Entscheidungen." Damit die Menschen die Beschlüsse besser verstehen, gibt er einen Einblick in die Geschichte der Kirche in Ahrensburg. Nicht nur die Stadt Ahrensburg, sondern auch die Kirchengemeinde sei mit den Jahren gewachsen - aber leider auseinander. St. Johannes, die Schlosskirche und die Kirche am Hagen gehörten immer noch zu einer Gemeinde, hätten aber "sozusagen ein eigenes Profil" entwickelt. Das mache es jetzt natürlich umso schwerer.

Dennoch betont der Pastor die Zusammengehörigkeit der Kirchen. Er sagt: "Wir müssen zusammenrücken." Vielleicht müssten einige liebgewonnene Gewohnheiten aufgegeben werden. Doch Schuldzuweisungen oder Beschimpfungen könnten nicht der zukunftsweisende Weg sein. "Wir müssen miteinander reden und zusammenwachsen, vielleicht sogar um die Zukunft der Gemeinde ringen." Er selbst sei zuversichtlich.

Die Situation sei einfach so, dass die Gemeinde sich die St. Johanneskirche nicht mehr leisten könne. Was die Gottesdienste angeht, sieht der Pastor keine Schwierigkeiten. Da werden die Gläubigen gut in einer der anderen beiden Kirchen unterkommen. Nur zu Weihnachten werde es wohl eng. Wie das geregelt werde, müsse sich erst noch zeigen. Vielleicht müssen wir schon am Vormittag die ersten Gottesdienste halten, sagt der Pastor.