Oststeinbeker wählen ihre suspendierte Bürgermeisterin ab. Politiker sind erleichtert über das deutliche Ergebnis. Stellvertreter leitet die Verwaltung.

Oststeinbek. Mit einem deutlichen Ergebnis haben die Oststeinbeker ihre umstrittene Bürgermeisterin Martina Denecke abgewählt. 91,6 Prozent stimmten am gestrigen Sonntag gegen die seit Mitte Dezember suspendierte Verwaltungschefin. Die Wahlbeteiligung lag bei 52,6 Prozent. 3487 Bürger stimmten gegen Denecke. Lediglich 322 wollten, dass sie wieder ins Rathaus zurückkehren darf.

"Wir haben erst einmal ein Glas Sekt getrunken", sagte Hans-Joachim Vorbeck erleichtert. Der CDU-Politiker leitet als Deneckes Stellvertreter momentan die Verwaltung. Die Beteiligung war höher als bei manch anderer Wahl. Die für eine erfolgreiche Abwahl erforderliche Quote von 20 Prozent war schon gegen 10.30 Uhr erreicht worden.

Zu den Oststeinbekern, die Martina Denecke abgewählt haben, zählte Jessica Ostmeier. "So konnte es nicht weitergehen. In der Gemeinde gab es große Unruhe", sagte sie. Ihr 16 Jahre alter Sohn Valentin machte ebenfalls sein Kreuz für die Abwahl. Ihn störten die Veränderungen im Vereinswesen, die Denecke vorangetrieben hatte. Andere Einwohner monierten, dass sie nicht für Wünsche und Probleme der Bürger offen war.

Die Abwahl Martina Deneckes ist der Endpunkt einer wohl beispiellosen Entfremdung zwischen der Verwaltungschefin und weiten Teilen der Gemeinde. Erst im Januar 2011 hatten die Oststeinbeker die damals 40-Jährige mit 51,8 Prozent der Stimmen gewählt. Die Verwaltungsfachwirtin, die aus Hemmingen bei Hannover stammt und früher bei der Deutschen Rentenversicherung arbeitete, war Kandidatin von CDU und FDP.

Denecke wollte frischen Wind in die 8600-Einwohner-Gemeinde bringen wollte. Doch schon bald folgten die ersten Schwierigkeiten. Immer wieder kam es zum Streit zwischen der Politik und Vereinen auf der einen und der Verwaltungschefin auf der anderen Seite. Mitarbeiter des Rathauses kritisierten den Führungsstil, der überkorrekt und wenig kommunikativ sei. Der Krankenstand stieg, ein Mitarbeiter klagte vor Gericht gegen seine Herabstufung.

Im Dezember 2012 attestierte der von der Stormarner Kreisverwaltung angefertigte Gemeindeprüfungsbericht der Bürgermeisterin Probleme bei der Personalführung. Martina Denecke veröffentlichte diesen Bericht in einer mit persönlichen Anmerkungen veränderten Fassung im Internet - der Kreis erwirkte die unverzügliche Löschung. Martina Denecke schaltete Anwälte ein.

Am 13. Dezember stimmte die Gemeindevertretung geschlossen dafür, ein Abwahlverfahren gegen Martina Denecke einzuleiten. Die Bürgermeisterin wurde mit sofortiger Wirkung von ihrem Amt suspendiert. Eine Bürgerinitiative hatte zuvor fast 2000 Unterschriften für eine Abwahl gesammelt. Martina Denecke tauchte daraufhin ab, war auch für das Abendblatt nicht zu sprechen.

In einem Interview der Bürgerinitiative Oststeinbeker Weg (BOW) erhob sie ihrerseits Vorwürfe gegen die Oststeinbeker Parteien. Es sei eine Kampagne gegen sie ins Leben gerufen worden. Politiker kündigten an, gegen diese Äußerungen gerichtlich vorgehen zu wollen.

Martina Denecke sagte, dass sie um ihr Amt kämpfen wolle - doch in Oststeinbek trat sie kaum noch in Erscheinung. Auch am gestrigen Wahlsonntag kam sie nicht in den Kratzmannschen Hof, in dem Bürger auf die Wahlergebnisse warteten.

Wie geht es nun weiter mit Oststeinbek? Die Gemeinde muss nun innerhalb der kommenden sechs Monate eine Neuwahl organisieren. Die vakante Stelle des Verwaltungschefs wird ausgeschrieben. Bis ein neuer Bürgermeister gewählt ist, wird Hans-Joachim Vorbeck amtieren. Der CDU-Fraktionsvorsitzende und stellvertretende Bürgermeister hatte nach Martina Deneckes Suspendierung die Amtsgeschäfte übernommen. Denecke wird in den kommenden drei Monaten ihre vollen Bezüge erhalten. Danach bekommt sie bis zum regulären Ende ihrer Amtszeit am 31. April 2017 noch 71 Prozent ihres Gehalts. Sollte sie danach keinem Job nachgehen, bekommt sie ein Ruhegehalt. Wechselt sie in die freie Wirtschaft, bekommt sie weiterhin 50 Prozent des Ruhegehalts. Findet sie eine Stelle im öffentlichen Dienst, hat sie keinen Anspruch mehr.